Gemeinsam Wege ebnen

Engagement zeigen und Fachwissen weitergeben, darum geht bei der Initiative "Weltdienst 30+" des Senior Experten Service (SES). Seit 2017 können auch Berufstätige der mittleren Generation Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützend zur Seite stehen.
Wie der Name schon sagt, richtete sich der SES vorher nur an Fach- und Führungskräfte im Ruhestandsalter. "Ab sofort werden wir auch Berufstätige entsenden. Wir hören immer wieder, dass ihr Know-how international enorm gefragt ist", sagt SES-Geschäftsführerin Dr. Susanne Nonnen. SES-Expertinnen und Experten unterstützen im Ausland vor allem kleine und mittlere Unternehmen, öffentliche Intuitionen und Verwaltungen sowie Einrichtungen der Schul- und Berufsbildung. "Wir setzen uns seit über drei Jahrzehnten dafür ein, dass Menschen im Ruhestandsalter ihr Fachwissen in den sogenannten Ländern des Südens weitergeben können", sagt Nonnen.
Ausbilder ausbilden, das war die Aufgabe von Hans Wilhelm Wagner als er im Dienste des SES nach Peru ging. "In einer technischen Ausbildungseinrichtung, die verschiedene Werkstätten und Schulen hat, habe ich Ausbilder im Gebrauch von neueren Montagetechniken weitergebildet." Wagner spricht nicht nur gut Spanisch, sondern hat selbst eine Ausbildung zum Mechaniker gemacht, wurde auf dem zweiten Bildungsweg zum Ingenieur und war bis zu seiner Pensionierung vor sechs Jahren Hauptschullehrer. Der perfekte Kandidat für die Ausbildung von Ausbildern. Seine Kurse kamen so gut an, dass Wagner gebeten wurde, auch die Auszubildenden zu unterrichten. "Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Schüler waren neugierig und aktiv, die Lernbereitschaft war sehr viel ausgeprägter als bei den Hauptschülern in Deutschland." Auch dieses Jahr greift Wagner einer Firma unter die Arme und zwar in Argentinien.
Heide Dora Meyer (73), gelernte Einzelhandelskauffrau aus Berlin, ist schon seit sechs Jahren für den SES tätig, vornehmlich für die Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen (VerA). "Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten in der Ausbildung. Für mich ist es ganz selbstverständlich, dass ich mein Wissen und meine Lebenserfahrung teile." Meyer versteht sich als Wegbereiterin, denn die meisten Azubis stünden sich nur selbst im Weg. "Das zu erkennen, dann mit ihnen den Weg zu gehen und sie auf das Ende der Ausbildung vorzubereiten, das ist das Spannende." Das größte Erfolgserlebnis hatte die 73-Jährige mit "ihrer" Debbi, einer jungen Frau, die eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau machte. Die größte Schwierigkeit: Die Auszubildende hatte eine Rechenschwäche. "Aber ich habe gemerkt, dass sie wunderbar Rechenwege behalten kann. Also haben wir die Wege der Prüfungen aus den Vorjahren auswendig gelernt. So musste sie nur noch den Sinn der Aufgabe verstehen."
Eine erfolgreiche Methode, denn Debbi schloss die Prüfung mit einer Zwei ab. "Sie rief mich an und sagte: Frau Meyer, wir haben die Prüfung bestanden. Das war so ein schönes Gefühl." Mittlerweile arbeitet Debbi als Bürokauffrau und ist damit sehr zufrieden. Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten eines Tages niederzulegen, kann sich die Seniorin nicht vorstellen. "Ich könnte nie sagen, so jetzt habe ich genug in meinem Leben getan." Es sind Erfolgserlebnisse sowie die Freundlichkeit, Zuwendung und Dankbarkeit der jungen Menschen, die sie dazu motivieren, weiterzumachen.

Senior Experten Service:
Der Senior Experten Service setzt sich weltweit für die Hilfe zur Selbsthilfe ein und das schon seit 1983. Träger sind die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft: der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die Auslandseinsätze des SES finanziell. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Engagement des SES für Auszubildende in Deutschland.
In Deutschland bietet der SES seine Hilfe Unternehmen, Organisationen und Verbänden sowie Schulen und jungen Menschen in der Phase der Berufsfindung und Ausbildung an. Mehr als 40.000 Einsätze in mehr als 160 Ländern hat der SES seit seinen Anfängen durchgeführt.
www.ses-bonn.de
Autorin: Jana Zimmermeyer, DIHK