Mit Familien-Vereinbarkeit die Krise managen

In der aktuellen Corona-Krise haben sich Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Erfolgsfaktor für ein gutes Krisenmanagement erwiesen. Sie helfen, schnell auf akute Herausforderungen zu reagieren. Bei hohen Infektionszahlen sind zumindest regionale Lockdowns von Kitas und Schulen weiterhin nicht auszuschließen. Mit Blick auf die mittelfristige Fachkräftesicherung ist eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in schlechten Zeiten ein Wettbewerbsvorteil. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten Befragung des Netzwerkbüros „Erfolgsfaktor Familie“. An der Erhebung beteiligten sich bis Mitte Mai 260 Mitgliedsbetriebe aus dem Netzwerk. 

Familienorientierte Unternehmensstrategie birgt Vorteile in der Krise

74 Prozent der beteiligten Unternehmen gaben an, dass sie mit bereits vorhandenen Vereinbarkeitsmaßnahmen wie etwa die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, schnell auf die Pandemie reagieren konnten. Betriebe hatten so die Chance, mit einem großen Anteil Mitarbeitenden schnell im Homeoffice zu agieren, ohne dass dabei Arbeitsprozesse ins Stocken gerieten. Knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen haben die Option des mobilen Arbeitens im Zuge der Corona-Pandemie neu eingeführt.

Individuelle Arbeitszeitlösungen fördern unternehmerische Handlungsfähigkeit

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit sehen 91 Prozent der Umfrageteilnehmer als wichtigstes Instrument zur Förderung der Vereinbarkeit in der aktuellen Situation. Dabei kommen individuelle Modelle zum Einsatz, beispielsweise Gleitzeit- und Teilzeitregelungen oder etwa die Freistellung im Betreuungsnotfall. Eine gute Betreuungsinfrastruktur vor Ort schafft in Kombination mit flexiblen betrieblichen Modellen nicht nur mehr Beschäftigung im Betrieb, sondern sichert unternehmerische Handlungsfähigkeit. Für Flexibilität sorgen betriebliche Lösungen und Individualabsprachen: Sie bilden die konkreten Bedürfnisse der Beschäftigten und der Betriebe präziser ab, als es gesetzliche Regularien oder abstrakte Rechtsansprüche können.

Online-Tool bietet passgenaue Betriebslösungen für Vereinbarkeit

Schon vor der aktuellen Krise hatte der DIHK die Entwicklung eines Online-Tools, des „Fortschrittsindex Vereinbarkeit“, fachlich begleitet. Das vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene und entwickelte Instrument ist ein Angebot an  Unternehmen, sich über den aktuellen Stand ihrer Familienorientierung Gedanken zu machen und Ansatzpunkte für passgenaue Vereinbarkeitslösungen zu finden.
Das Angebot setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Kennzahlen zur  Abbildung der betrieblichen Vereinbarkeitssituation, die auf anonymer Basis eine Orientierung an einer Vergleichsgruppe ermöglichen. Zum Zweiten macht ein Siegel das Engagement der Betriebe nach außen sichtbar.

Unternehmen zeigen Engagement

Die aktuelle Situation macht deutlich, wie relevant eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine verlässliche Betreuungsinfrastruktur für unsere arbeitsteilige Wirtschaft sind. Dass so viele Unternehmen ihren Beschäftigten flexibles und mobiles Arbeiten ermöglicht haben, ist ein starkes Signal – auch ganz ohne gesetzliche Regelung. Festzuhalten bleibt aber auch: Betriebliches Engagement ist wichtig, doch ohne eine verlässliche Betreuungsinfrastruktur ist es schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Weiterhin braucht es aber ein bedarfsgerechtes und flächendeckendes Betreuungsangebot für Kita- und  Grundschulkinder sowie für Kinder der Eingangsklassen der weiterführenden Schulen, damit der Beruf mit dem Privatleben in Einklang gebracht werden kann. Die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungen lassen sich bundesweit noch zu häufig nicht mit den betrieblichen Arbeitszeiten vereinbaren, da die Betreuungszeiten oftmals in Randzeiten unflexibel, Ferienbetreuung unzureichend und Wochenendbetreuung nicht im Angebot sind.