November 2023

Erkenntnisgewinn durch Netzwerken

Matthias Osterburg ist Jurist und hat als Rechtsanwalt in Brandenburg an der Havel gearbeitet, bis er 2016 als Vorstand der WBG bestellt wurde. Bereits seit 2004 war er als ehrenamtliches Aufsichtsratsmitglied für die WBG tätig. Mit knapp 7500 Wohnungen ist die Genossenschaft der größte Vermieter in Brandenburg an der Havel. Die WBG arbeitet mit der Kampagne #WirliebendiePlatte selbstbewusst an einem modernen Image. Matthias Osterburg ist als Kind hier aufgewachsen und wohnt auch heute mit seiner Familie in einer Genossenschaftswohnung. Der Vorstand sieht sich als Netzwerker. Im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) bringt er die Sicht seines Unternehmens ein. In den beiden IHK-Gremien vertritt er die Wohnungswirtschaft insgesamt. Er schätzt den Austausch und profitiert von den Erfahrungen anderer, auch aus anderen Branchen. Matthias Osterburg sagt: „Die Landespolitik sollte die Stadtentwicklung im ganzen Land im Auge haben, nicht nur den Ballungsraum um Berlin.“
FORUM fragte nach:
Herr Osterburg, was sind die aktuellen Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft?
Überall heißt es, dass unbedingt mehr Wohnungen gebaut werden müssen. Das trifft auf berlinnahe Orte zu, anderswo im Land haben Wohnungsunternehmen weiterhin mit Leerstand zu tun und müssen Bestände reduzieren. Für nachhaltige Stadtentwicklung muss es genügend Arbeitsplätze in den Regionen geben. Die Landespolitik sollte eine ansiedlungsorientierte Wirtschaftspolitik und eine bessere Verkehrsanbindung unterstützen. Entscheidend ist auch, dass die Energie bezahlbar bleibt. Das sind unsere Themen bei der IHK.
Wo sehen Sie Brandenburg an der Havel?
An der Schnittstelle. Anderthalb Stunden Fahrzeit zur Arbeit in Berlin wird noch akzeptiert. Wir haben Zuzug, auch weil Brandenburg mit dem RE 1 eine gute Verkehrsanbindung hat. In Premnitz zum Beispiel, wo es keine direkte Anbindung gibt, ist dieser Effekt kleiner. Wir erleben jetzt auch häufiger, dass Menschen zu uns zurückkommen, die sich in den 1990er Jahren im Westen Arbeit gesucht hatten und jetzt Rentner sind. Ich bin sehr froh, dass Brandenburg mit dem vielen Wasser und der Natur so attraktiv ist.
Was bedeutet das für Ihre Genossenschaft?
Wir investieren in die Werthaltigkeit der Wohnungen und arbeiten damit aktiv gegen den Leerstand an. Als Genossenschaft stehen wir für bezahlbare Mieten und verwenden unsere Überschüsse für Sanierung und Modernisierung des Wohnungsbestandes. Das wird zunehmend schwieriger. Schon seit mehreren Jahren steigen die Baupreise schneller als die allgemeine Inflation. Bei den Firmen fehlen die Fachleute, so dass wir jetzt auch wieder zwei eigene Handwerker für kleine Reparaturen eingestellt haben.
Was bringt Ihnen die Mitarbeit in den verschiedenen Gremien?
Netzwerkarbeit bedeutet, im Miteinander eine Sache voranzubringen. Das gilt für eine Genossenschaft, für die Stadtgesellschaft oder die Vollversammlung gleichermaßen. Als Genossenschaft brauchen wir die gute wirtschaftliche Entwicklung, damit die Leute ihre Miete gut bezahlen können. Und umgekehrt machen sich viele Unternehmer Gedanken um gute und bezahlbare Wohnungen für ihre Fachkräfte. Davon hängen Investitionen ab. Durch die Netzwerkarbeit werden die Zusammenhänge klarer. Ich speise mein Wissen ein und gewinne Erkenntnisse von anderen, das allein ist schon ein Gewinn.

FORUM/BB