Standortfaktor Gesundheitsversorgung - PFLEGE

1. Schlüsselrolle Pflege

"Die Pflege spielt als Teil der Gesundheitsversorgung eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Stabilität und Attraktivität von Regionen in Deutschland. Ähnlich wie die Kinderbetreuung trägt sie zur Schaffung eines lebenswerten Umfelds bei, das nicht nur die Lebensqualität fördert, sondern auch die regionale Wirtschaft stärkt. Als eine vielseitige Querschnittsbranche wirkt die Pflege weit über den Gesundheitssektor hinaus und beeinflusst zahlreiche andere Bereiche, wie etwa die Medizintechnologie, die IT-Branche und die Logistik.
Durch den gezielten Einsatz moderner Technologien und innovativer Arbeitsmodelle, wie etwa flexible Arbeitszeitmodelle und digitale Lösungen, können die Arbeitsbedingungen in der Pflege deutlich verbessert werden. Dies steigert nicht nur die Attraktivität des Berufs, sondern trägt auch zur Fachkräftesicherung bei. Solche Maßnahmen eröffnen zudem neue wirtschaftliche Potenziale für Unternehmen in anderen Bereichen, indem sie zu einer effizienteren Organisation der Pflege und einer besseren Vernetzung zwischen den Sektoren führen.
Ein zusätzlicher, zentraler Aspekt ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Mitarbeitende stehen vor der Herausforderung, Pflegeverantwortung für Angehörige zu übernehmen. Daher wird die Schaffung flexibler Arbeitsbedingungen und Unterstützung für pflegende Mitarbeitende zunehmend zu einem entscheidenden Faktor für die Fachkräftesicherung und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Unternehmen, die hier Lösungen bieten, stärken nicht nur ihre Arbeitgebermarke, sondern tragen auch zur sozialen Nachhaltigkeit bei.
Die Pflegeeinrichtungen leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Infrastruktur und stärken die Lebensqualität der Menschen. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die individuelle Versorgung, sondern auch auf die wirtschaftliche Stabilität der Region. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der alternden Bevölkerung ist es von zentraler Bedeutung, innovative Lösungen zu finden, die sowohl die Pflegequalität als auch die Wettbewerbsfähigkeit der Region langfristig sichern."

- Susanne Loyal, Branchenbetreuerin Gesundheitswirtschaft und BGM-Expertin der IHK Pfalz

2. Was ist Pflege?

Pflege umfasst alle Tätigkeiten, die Menschen dabei unterstützen, ihr Leben so selbstständig und gesund wie möglich zu führen. Ziel ist es, die körperlichen, seelischen und sozialen Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten, wiederherzustellen oder an neue Lebensbedingungen anzupassen. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung und sozialen Absicherung.

Professionelle und private Pflege

Pflege kann entweder durch Fachkräfte oder durch Angehörige und Ehrenamtliche durchgeführt werden. Der Unterschied zwischen professioneller Pflege und nichtberuflicher Pflege wird durch verschiedene Organisationen und Regelungen festgelegt. (siehe z. B. Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)). Die professionelle Pflege wird von Pflegefachkräften übernommen, die eine qualifizierte Ausbildung in der Pflege absolviert haben. Diese Fachkräfte stellen sicher, dass die Pflegebedürftigen eine hohe Versorgungsqualität erhalten und deren gesundheitliche Bedürfnisse kompetent und umfassend abgedeckt werden.

Pflegefachkräfte vs. Pflegehilfskräfte

Pflegefachkräfte sind speziell ausgebildet, Ihre Aufgaben reichen von der medizinischen Versorgung über die psychosoziale Betreuung bis hin zur Schulung von pflegenden Angehörigen. Pflegehilfskräfte hingegen unterstützen Pflegefachkräfte,

Berufe in der Pflege

Die Pflegeberufe sind vielfältig und umfassen unterschiedliche Tätigkeitsfelder. Zu den Pflegeberufen gehören:
  • Pflegefachmann/-frau: Diese Berufsbezeichnung wurde durch die Reform der Pflegeausbildung 2020 eingeführt und vereint die früheren Berufsbezeichnungen Altenpfleger/in, Gesundheits- und Krankenpfleger/in sowie Kinderkrankenpfleger/in. Pflegefachkräfte sind speziell ausgebildet, um in unterschiedlichen Bereichen der Pflege, sowohl ambulant als auch stationär, zu arbeiten.
  • Pflegehelfer oder -hilfskräfte: Diese unterstützen die Pflegefachkräfte in der täglichen Arbeit, indem sie einfache pflegerische Tätigkeiten wie Körperpflege, Mobilisation oder Nahrungsaufnahme übernehmen. Sie sind häufig in Pflegeeinrichtungen oder im ambulanten Bereich tätig und arbeiten unter der Anleitung von Pflegefachkräften.
  • Haus- und Familienpfleger/in: Diese Berufsgruppe unterstützt vor allem Familien bei der häuslichen Pflege von Angehörigen und hilft, die häusliche Pflege in belastenden Lebenssituationen zu organisieren.
  • Spezialisierungen in der Pflege: Pflegefachkräfte haben die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen wie Intensivpflege oder Palliativpflege weiterzubilden und zu spezialisieren.
Infos zum Pflegeberufegesetz und zur Pflegeausbildung hier:

Pflegearten und -einsatzbereiche

Pflege wird in unterschiedlichen Umfeldern angeboten, die je nach Bedarf ambulant oder stationär organisiert sind:
  • Ambulante Pflege: Diese Pflege findet außerhalb stationärer Einrichtungen statt und umfasst Leistungen wie die Versorgung durch mobile Pflegedienste oder Hausbesuche.
  • Stationäre Pflege: Diese Art der Pflege erfolgt in Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Behinderteneinrichtungen, in denen Menschen dauerhaft oder über längere Zeiträume betreut werden.
  • Kurzzeitpflege: Die Kurzzeitpflege bietet pflegebedürftigen Menschen eine vorübergehende Betreuung, z. B. nach einem Krankenhausaufenthalt, bei einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustands oder wenn die reguläre Pflegeperson vorübergehend verhindert ist. Sie unterstützt Genesungsprozesse und entlastet pflegende Angehörige. Aktuell gibt es jedoch Engpässe in der Verfügbarkeit von Kurzzeitpflegeplätzen, was eine Herausforderung für viele Familien darstellt.
  • Langzeitpflege: Langzeitpflege richtet sich an Menschen, die aufgrund chronischer Erkrankungen, Behinderungen oder altersbedingter Einschränkungen dauerhaft Unterstützung benötigen. Sie wird sowohl in Pflegeheimen als auch durch intensive ambulante Betreuung erbracht und ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheits- und Sozialversorgung. Der steigende Bedarf durch die alternde Bevölkerung macht hier zusätzliche Investitionen notwendig.
  • Krankenhauspflege: Pflegekräfte unterstützen Patient:innen während der Behandlung und Genesung in Krankenhäusern, Fachkliniken, Universitätskliniken oder Rehabilitationszentren.

3. Spezifische Herausforderungen und Lösungen für Kliniken und Pflegeeinrichtungen

Die Pflegebranche steht vor mehreren spezifischen Herausforderungen, darunter Fachkräftemangel, hohe Arbeitsbelastung und eine alternde Gesellschaft. Um diese Probleme anzugehen, sind innovative Lösungen erforderlich, wobei besonders die Digitalisierung und moderne Arbeitsmodelle wie New Work eine Schlüsselrolle spielen.

Digitale Systeme und Tools

Die Digitalisierung bietet konkrete Lösungen, um den Fachkräftemangel zu mildern. Moderne digitale Systeme und Softwarelösungen können den administrativen Aufwand erheblich reduzieren, sodass Pflegekräfte mehr Zeit für die direkte Patientenbetreuung haben. Automatisierte Prozesse und digitale Tools unterstützen bei der Planung von Arbeitszeiten, der Verwaltung von Patientendaten und der Dokumentation von Pflegeleistungen. Dies führt zu einer besseren Verteilung der Arbeitslast und ermöglicht es den Pflegekräften, sich stärker auf die Pflege selbst zu konzentrieren. KI-gestützte Systeme können zudem Pflegebedarfe analysieren und Vorhersagen zur Ressourcenplanung treffen, was die Effizienz weiter steigert und das Pflegepersonal entlastet.

Flexible Arbeitsmodelle und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein weiterer Lösungsansatz zur Fachkräftesicherung liegt in flexiblen Arbeitszeitmodellen. Die Pflegebranche kann von New Work-Konzepten profitieren, die auf individuelle Arbeitszeitwünsche, Homeoffice-Möglichkeiten und flexible Schichtplanungen setzen. Diese flexiblen Modelle tragen nicht nur zur höheren Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei, sondern fördern auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade in einer Zeit, in der viele Mitarbeitende Pflegeverantwortung für Angehörige übernehmen müssen, ist dies ein wichtiger Aspekt, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern und die Fachkräftesicherung langfristig zu sichern.

Weiterbildung und Gesundheitsförderung

Neben der Digitalisierung spielt auch die kontinuierliche Weiterbildung der Pflegekräfte eine entscheidende Rolle. Digitale Lernplattformen und E-Learning-Module ermöglichen orts- und zeitunabhängige Fortbildungsmöglichkeiten, die die Fachkompetenz der Pflegekräfte auf dem neuesten Stand halten. Darüber hinaus können Programme zur betrieblichen Gesundheitsförderung, unterstützt durch digitale Tools wie Wearables, dabei helfen, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu stärken und Burnout vorzubeugen.

Zusammenarbeit und Teamarbeit stärken

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung einer kooperativen Arbeitskultur. Pflegeeinrichtungen sollten ihre Teams ermutigen, ihre Arbeit eigenständig zu organisieren und Entscheidungen selbstverantwortlich zu treffen. Eine starke Teamarbeit und ein konstruktiver Austausch innerhalb der Pflegekräfte fördern die Motivation, schaffen Vertrauen und unterstützen die effiziente Bewältigung des Arbeitsdrucks.

3.1. Praxisnaher Support für Kliniken und Pflegeeinrichtungen

Kostenfreie Online-Veranstaltungsreihe „New Work in der Pflege“ am 21.01.24

Das Mittelstand-Digital Netzwerk, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, bietet am 21. Januar eine kostenfreie Online-Veranstaltung an, die speziell auf kleine und mittelständische Pflegeunternehmen zugeschnitten ist. Hier werden praxisnahe Ansätze zur Umsetzung von New Work und Digitalisierung vorgestellt.

>> Anmeldung und weitere Infos hier…
BGM-Fachkreis „Kliniken und Pflegeeinrichtungen“

Ein zentraler Aspekt von New Work ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), das maßgeblich zur Schaffung gesunder und produktiver Arbeitsbedingungen beiträgt. Beide Konzepte ergänzen sich, indem sie die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsumgebung und die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden fokussieren.

Der von der IHK Pfalz in Kooperation mit der MRN GmbH initiierte „BGM-Fachkreis Kliniken und Pflegeeinrichtungen“ bietet eine Plattform für den branchenspezifischen Austausch. Im Rahmen dieses Netzwerks werden zentrale Themen wie hoher Arbeitsdruck, Stress und Personalmangel behandelt, um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden zu verbessern. Ein besonderer Fokus liegt auf kreativen, gesundheitsförderlichen Ansätzen, die den speziellen Anforderungen der Schichtarbeit und unregelmäßigen Arbeitszeiten gerecht werden. Das nächste Treffen des Fachkreises findet im ersten Halbjahr 2025 online statt. Interessierte BGM- und Personalverantwortliche sind herzlich eingeladen, sich dem Netzwerk anzuschließen.

>> Anmeldung und weitere Infos hier…

4. Parallelen und Lösungen für Unternehmen allgemein

Die Herausforderungen der Pflegebranche werfen Fragen auf, die auch für Unternehmen anderer Branchen relevant sind:
  • Fachkräftesicherung durch attraktive Arbeitsmodelle:
    Hybride Arbeitsmodelle, Homeoffice-Optionen und flexible Arbeitszeiten können Mitarbeitende entlasten und die Arbeitgeberattraktivität erhöhen.
  • Kostenfreie Netzwerke zur Unterstützung von Unternehmen:
    Die IHK bietet weitere Netzwerke und Arbeitskreise, um Unternehmen gezielt zu unterstützen:
    • Vereinbarkeit von Beruf und Pflegeverantwortung:
      Viele Mitarbeitende müssen die Pflege von Angehörigen mit ihrer beruflichen Tätigkeit in Einklang bringen. Das kostenfreie DIHK-Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ bietet kostenfreie Unterstützung und Austauschmöglichkeiten, um eine familienfreundliche und pflegesensible Unternehmenskultur zu entwickeln.
    • Netzwerk Betriebliches Gesundheitsmanagement Rhein-Neckar: Die IHK Pfalz ist Gründungsmitglied und sitzt im Lenkungskreis des Netzwerks. Es fördert den Austausch zu BGM-Lösungen und Best Practices in der Region und bietet praktische Impulse zur Gesundheitsförderung.
    • Exklusiver BGM-Fachkreis für Kliniken und Pflegeeinrichtungen”: Ein Netzwerk zum branchenspezifischen Austausch - Gegründet auf Inititative der MRN GmbH und und IHK Pfalz.
    • IHK-Arbeitskreis Fachkräftesicherung: Dieser Arbeitskreis adressiert spezifische Herausforderungen bei der Sicherung und Gewinnung von Fachkräften und bietet eine Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Entwicklung innovativer Strategien.
    • IHK-Netzwerk Arbeitsschutz: Als Arbeitsschutz werden die Maßnahmen, Mittel und Methoden zum Schutz der Beschäftigten vor Sicherheits- und Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz verstanden. Das angestrebte Ziel ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit fördert. Im Netzwerk Arbeitsschutz erhalten Unternehmen praxisnahe Informationen und Unterstützung.

5. Fazit

"Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Laut einer Prognose des Statistischen Bundesamts wird die Zahl bis 2035 um etwa 14 % auf insgesamt 5,64 Millionen Menschen anwachsen. Bis 2055 wird dieser Anstieg sogar 37 % erreichen, sodass rund 6,78 Millionen Menschen pflegebedürftig sein werden. Besonders stark wächst die Gruppe der über 80-Jährigen, die maßgeblich zu diesem Anstieg beiträgt.
Diese demografische Entwicklung stellt Unternehmen vor eine erhebliche Herausforderung, da auch die junge Generation von Arbeitskräften fehlt, um die Lücke zu füllen. Daher ist es umso wichtiger, dass Unternehmen frühzeitig auf diese Veränderungen reagieren. Durch die Implementierung geeigneter BGM-Maßnahmen, einer familienfreundlichen und pflegesensiblen Unternehmenskultur und den Einsatz digitaler Innovationen können Unternehmen ihre Fachkräfte langfristig sichern und unterstützen. Die nachhaltige Anpassung an diese Veränderungen ist entscheidend, um als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um Fachkräfte zu bestehen. Unternehmen müssen jetzt die richtigen Weichen stellen, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben."
- Susanne Loyal, Branchenbetreuerin Gesundheitswirtschaft und BGM-Expertin der IHK Pfalz

Bei Fragen steht Ihnen Susanne Loyal unter Tel. 0621 5904-1501, oder per Mail susanne.loyal@pfalz.ihk24.de gerne zur Verfügung.