Welche Bedeutung hat die Industrie in der Region?

Olaf Piepenbrock, Geschäftsführender Gesellschafter der Piepenbrock Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG im Interview.
Trotz des Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft hat die Industrie in der Region weiter eine große Bedeutung. Welchen Stellenwert nimmt die Industrie aktuell ein?
Der gut etablierte und in unserer Region immer noch bedeutende Industriesektor hat auch in der Coronakrise zur Stabilisierung beigetragen. Der Branchenmix ist unsere große Stärke, weil sich so die Auswirkungen von Abhängigkeiten einzelner Bereiche relativieren. Der Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft kommt ja auch dadurch zustande, dass die Chancen der Arbeitsteilung und Spezialisierung stärker genutzt werden. Die Industrie vergibt eher als früher Aufträge an Externe, statt in Nischenbereichen außerhalb des eigenen Kerngeschäfts selbst zu beschäftigen. Insofern ist das Wachstum der Dienstleister und Startups sehr eng mit der Wettbewerbsfähigkeit und dem Erfolg der Industriebetriebe verbunden. Und nicht zu vergessen: Industrieunternehmen sind attraktive Arbeitgeber, sie bieten interessante Arbeitsplätze mit überdurchschnittlichen Einkommen.
Befindet sich aus Ihrer Sicht die Industrie auf einem "absteigenden Ast"?
Definitiv nein. In den letzten Jahren ist die Zahl der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe in unserer Region gestiegen. Wir bewegen uns in der Industrie aber national wie international in einem hochkompetitiven Umfeld und müssen unsere Leistungsfähigkeit immer wieder neu unter Beweis stellen. Erfolg ist in keinem Wirtschaftssektor langfristig garantiert. Die vielen kleinen und mittleren Familienbetriebe in der Region, aber auch die großen Unternehmensgruppen denken nicht in Quartalszahlen, sondern in Langfristigkeit, in Generationen. Unsere Chance liegt im Umgang mit Wandel: Viele Impulse der Forschung und Entwicklung kommen aus der Industrie und werden dort auch umgesetzt. Die Industrie ist Innovationstreiber, generiert neue Technologien, entwickelt Problemlösungen für die Herausforderungen unserer Zeit – Industrie ist Zukunft.
Welche Entwicklung erwarten Sie in den kommenden Jahren hinsichtlich Arbeitsplätze und Betrieben?
Die digitale Transformation und der damit verbundene Strukturwandel machen vor den Arbeitsplätzen nicht halt, das spüren wir in der Industrie besonders. Es werden andere Qualifikationen gefragt sein als heute, auch weil bereichsübergreifende Projekte zunehmen. Im IT-Bereich ist der Fachkräftemangel schon jetzt greifbar. Die demografische Entwicklung belastet aber auch weitere Segmente des Arbeitsmarkts. Die Digitalisierung ist letztlich auch ein Lösungsansatz, um trotz des Fachkräftemangels leistungsfähig zu bleiben.