5. März 2021

Gaststätte Franz hat ersten Azubi eingestellt


IHK-Anerkennung für Brochterbecker Ausbildungsbetrieb
Auch in der Corona-Pandemie wagen sich viele Betriebe erstmals an die Ausbildung von Fachkräften – so wie die Historische Gaststätte Franz. Das Restaurant aus Tecklenburg-Brochterbeck stellte im vergangenen Jahr mit Jonas Schulze seinen ersten Auszubildenden ein. Er lernt dort den Beruf des Kochs.
Die Historische Gaststätte Franz wurde jetzt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen stellvertretend für alle Betriebe im Kreis Steinfurt öffentlich ausgezeichnet, die 2020 erstmals in die Ausbildung eingestiegen sind. Die Urkunde erreichte das Unternehmen per Post. Wegen der Pandemie konnte sie nicht, wie bei den Ehrungen vergangener Jahre, von Klaus Weßendorf, Unternehmer aus Emsdetten und stellvertretender Vorsitzender im IHK-Regionalausschuss Kreis Steinfurt, persönlich übergeben werden. „Die Anerkennung ist deswegen nicht geringer“, unterstreicht Carsten Taudt, IHK-Geschäftsbereichsleiter für Bildung und Fachkräftesicherung. Denn mit Ausbildung sicherten sich Unternehmen nicht nur Fachkräfte. „Sie stärken damit auch die Wirtschaftskraft der Region“, so Taudt.
Im IHK-Bezirk Nord Westfalen, zu dem das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region gehört, bildeten im vergangenen Jahr insgesamt 324 Betriebe erstmals aus. „Diese Unternehmen haben genau die richtige Entscheidung getroffen, denn der Fachkräftemangel wird selbst in der Krise größer“, weist Taudt auf eine aktuelle IHK-Umfrage und das bundesweite KfW-ifo-Fachkräftebarometer hin. In der März-Ausgabe des IHK-Magazins Wirtschaftsspiegel berichten acht Erstausbilder über ihre Motivation, diesen Schritt zu machen.
„Wer gute Mitarbeiter haben möchte, bildet selbst aus“, so sieht es Inhaber Hendrik Schöpker. Für die Gastronomie, wo Nachwuchskräfte rar sind, gilt das ganz besonders. Schöpker, der seit einem Jahr die Gaststätte Franz in Tecklenburg-Brochterbeck führt, blieb deshalb trotz Corona bei seinem Entschluss, erstmals einen Azubi einzustellen. „Ich bin nicht der Typ, der zurückrudert“, sagt er von sich. Schöpker sieht sich auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung. „Wenn alle Gastronomen zurückziehen, geht ein ganzer Ausbildungsjahrgang verloren“, befürchtet er. Zwar verließen Köche nach ihrem Abschluss oft ihren Ausbildungsbetrieb, um im In- und Ausland weitere Erfahrungen zu sammeln. „Mal sehen, ob das nach Corona so bleibt oder Azubis lieber einen festen Job und ein gutes Arbeitsumfeld schätzen“, sagt der Gastronom.
Bis Anfang 2020 führte Schöpker noch ein kleineres Restaurant in Lengerich, mit der Historischen Gaststätte Franz vergrößerte er sich deutlich. Ein Saal für bis zu 140 Personen und ein großer Biergarten bietet viel Platz – und endlich die Möglichkeit, in die Ausbildung einzusteigen. Den richtigen Kandidaten musste er nicht lange suchen: „Jonas hat schon in meinem früheren Restaurant ein Praktikum absolviert und auch danach mitgearbeitet“, berichtet der Gastronom, der selbst gelernter Koch ist.
Auf ein Außer-Haus-Geschäft verzichtet Schöpker. Dennoch gab es in den ersten Ausbildungsmonaten viel zu tun. Wurst wurde produziert, Wildfleisch verarbeitet. Auch Büroarbeit gehört zur Ausbildung dazu. „Aktuell habe ich für meine sechs festen Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet“, erklärt er. Doch nach dem Lockdown will er rasch wieder durchstarten.
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