Wissen bestimmt den Wandel

Der Süden Sachsen-Anhalts soll im Strukturwandel zu einer Modellregion für das Leben von morgen werden. Dafür muss vor Ort innovatives Knowhow aufgebaut und gehalten werden. Berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Qualifizierung sind dafür Voraussetzung.
Die mitteldeutschen Unternehmen sind herausgefordert. Der Strukturwandel fordert Innovationen und Investitionen. Und der Arbeitsmarkt steht unter demografischem Druck. Für einmal erworbene berufliche Qualifikationen heißt das alles: ihre Haltbarkeit sinkt. Eine Lösungsmög­lichkeit ist permanentes Lernen - mit neuen Ansätzen. Lernformen ändern sich im Zuge fortschreitender Digita­lisierung und das alles bei oft angespannter knapper Personaldecke im Betrieb.
„Vor diesem Hintergrund wollten wir in unserer aktuellen Weiterbildungsumfrage zum einen ermitteln, welche konkreten Fort- und Weiterbildungsbedarfe in den Unternehmen des !HK-Bezirks Halle-Dessau bestehen, damit Schulungsangebote zukünftig noch passgenauer angeboten werden können. Zum anderen ging es aber auch darum zu klären, welcher generelle Unterstützungsbedarf in den Unternehmen besteht und wo gegebenenfalls welche In­formationsdefizite in Sachen Weiterbildung abgebaut werden müssen", sagt Sabine Krüger. Die Leiterin für Fort­bildung und Sachkunde bei der IHK sieht in den Ergebnis­sen eine gute Grundlage für Weiterbildungsträger in der Region, aber auch für die IHK selbst, ihre Angebote auf die ermittelten Bedarfe zuzuschneiden. Sie findet aber auch generell Trends dort gut abgebildet.

Weiterbildung und Arbeitsprozess verzahnen

Wie tiefgreifend der Wandel zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit in gewohntes Wirtschaften eingreift, wird in der Umfrage, aber auch in den aktuellen Diskussionen des !HK-Arbeitskreises „Bildung" deutlich. Rund drei­ viertel aller beteiligten Unternehmen sehen großen bis mittleren Weiterbildungsbedarf bei Facharbeitern. Großer Bedarf besteht bei der Gruppe der Berufseinsteiger (24 Prozent), gefolgt von den Um- und Angelernten (23 Prozent) und bei den Facharbeitern (20 Prozent). Mittlerer Bedarf ist vor allem bei Facharbeitern (53 Prozent), Füh­rungskräften (49 Prozent) und Absolventen höherer Be­rufsbildung (46 Prozent) erkennbar.
Es ging auch darum, welcher generelle Unterstützungs­bedarf in den Unternehmen besteht und wo gegebenenfalls welche Informationsdefizite in Sachen Weiterbildung abgebaut werden müssen.

Sabine Krüger
Leiterin Fortbildung/Sachkunde

IHK-Weiterbildungsumfrage 2022

Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau hat ihre Ausbildungsbetriebe im Frühjahr 2022 zum Fort­- und Weiterbildungsgeschehen im Kammerbezirk be­fragt. 145 Unternehmen nahmen teil. Sie gehören vor allem der Industrie (33 Prozent), dem Handel (zehn Pro­zent) und dem Baugewerbe bzw. der Chemie- und Pharmabranche an je acht Prozent) an. Bei der Betriebs­größe dominierten klein- und mittelständische Un­ternehmen. 57 Prozent haben zwischen 20 und 199 Beschäftigte. 59 Prozent der Unternehmen hat weni­ger als fünf Auszubildende. 27 Prozent bilden zwi­schen fünf und 15 Auszubildende aus.
Details und alle Ergebnisse finden Sie hier.
Dass die Digitalisierung die Art und Weise der Wissensvermittlung dabei verändert, zeigt ein Blick auf die Frage, wo Unternehmen den größten Mehrwert bei der Vermittlung von fachspezifischen sowie fachübergreifenden Kenntnissen und Fortbildungen sehen. Zwar dominieren überall noch Präsenzveranstaltungen das Angebot. Bei der Vermittlung von Fachkenntnissen sind es 72 Prozent, denen ein großer Mehrwert zugeschrieben wird. Knapp jedes zweite Unternehmen nutzt in diesem Segment aber auch bereits Online- oder firmeneigene Seminare. Und jedes dritte setzt auch auf hybride Modelle, wie etwa das sogenannte „Blended Learning", einer Kombination aus Präsenz- und Onlineweiterbildung. Ergänzend dazu zeigen die hohen Werte für lnhouse-Schulungen und ein wachsendes Angebot an Lernplattformen, dass die Unter­ nehmen intensiv nach Möglichkeiten suchen, Weiterbildung und Arbeitsprozess besser miteinander zu verzahnen. Sabine Krüger: ,,Da wird im Moment insgesamt viel in den Unternehmen ausprobiert, um den besten eigenen Weg zu finden."

Klüger auf einen Click

Wer ein bestimmtes Se­minar zu einem be­stimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sucht, dem kann das Weiterbildungs-Informations-System (WIS) der IHK schnell und un­kompliziert helfen. In der WIS-Datenbank sind bundesweit rund 43.000 Veranstaltungen gelistet. Neben Seminaren und Lehrgängen zur berufli­chen Weiterbildung und IHK-Fortbildungsprü­fungen finden sich hier auch Profile von Dozen­ten und Trainern. Ein News-Ticker mit allge­meinen Informationen, eine Übersicht zur Struk­tur der beruflichen Wei­terbildung und eine Checkliste zur Vorberei­tung von Weiterbil­dungsmaßnahmen ergänzen das Angebot in der WIS-Datenbank. Au­ßerdem gibt es zahlrei­che Links zu weiteren Weitebildungsseiten im Internet. Hier ausprobie­ren: www.wis.ihk.de

Fachkraft im Fokus

Mit fünf Regionalberatungsstellen ist die Landesini­tiative Fachkraft im Fokus Ansprechpartner für Fach­kräftesicherung in Sachsen-Anhalt. Für Unterneh­men, Fachkräfte und neu Zugewanderte steht hier ein umfangreiches Beratungsangebot bereit.

Digitale Themen im Fokus

Der digitale Wandel hat aber nicht nur Konsequenzen auf Formate, er bestimmt auch die Inhalte von Angeboten maßgeblich mit. Insbesondere bei fachspezifischen IT­ Kenntnissen besteht großer Bedarf. Jedes vierte Unter­ nehmen möchte seine Mitarbeiter in diesem Bereich wei­terbilden und sieht auch bei fachübergreifenden Themen Handlungsbedarf. Dabei stehen Kenntnisse zu digitalem Arbeiten und digitalen Kompetenzen besonders hoch im Kurs. Drei Viertel der Unternehmen suchen danach im Internet oder den sozialen Netzwerken. Zum Vergleich: Etwa ein Drittel nutzt Informationen in Zeitschriften, Broschüren oder den Rat der IHK.
Apropos IHK. .,Wir sind immer eine gute Anlaufstelle, wenn es darum geht, sich einen Überblick über das Wei­terbildungsgeschehen und -angebot zu verschaffen", sagt Sabine Krüger, verweist aber auch auf das bestehende Unterstützernetzwerk für Unternehmen im Land. Die Lan­ desinitiative ,,Fachkraft im Fokus" etwa verbindet Bedarfe der Unternehmen beispielsweise mit passenden Förder­programmen. Das sei sehr hilfreich. Denn die Umfrage zeige auch, dass sich die Unternehmen in Sachen Förder­möglichkeiten oft noch schlecht informiert sehen. Die Weiterbildungsexpertin sieht hier eine besondere Heraus­forderung in der neuen EU-Förderperiode, die gerade beginnt.
Neben all dem Gesagten sieht Sabine Krüger noch einen weiteren Trend: ,,Unternehmen erleben immer öfter, was attraktive Weiterbildungsprogramme dabei leisten können, sich im Kampf um Talente und generell von Wett­bewerbern zu unterscheiden." Auch darauf gäbe die Umfrage Hinweise. Vier von fünf Unternehmen unter­ stützen ihre Mitarbeiter finanziell, dreiviertel ermögli­chen eine bezahlte Freistellung, wenn es um neuen Wis­senserwerb gehe.
Unternehmen erleben immer öfter, was attraktive Weiterbildungs­programme dabei leisten können, sich im Kampf um Talente und generell von Wettbewerbern zu unterscheiden."

Sabine Krüger
Leiterin Fortbildung/Sachkunde

Stipendium und Unterstützung für Weiterbildung

Mit einem Weiterbildungsstipendium unterstützt das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) junge talentierte und motivierte Berufs­einsteiger, die im Anschluss an den erfolgreichen Abschluss ihrer Berufsausbildung neue Kompeten­zen und Fertigkeiten erwerben, aber auch mit fach­übergreifenden Weiterbildungen ihren Horizont er­ weitern möchten. Förderfähig sind anspruchsvolle, in der Regel berufsbegleitende Weiterbildungen. Jährlich erhalten rund 6.000 Berufseinsteiger ein solches Stipendium. Die Weiterbildungsberater der IHK beraten dazu und zu weiteren Unterstützungs­angeboten wie etwa einer Bildungsprämie oder in­dividuellen Finanzierungswegen gern.