Thüringer Wirtschaft bleibt im Krisenmodus
Konjunkturumfrage der Thüringer IHKs zeigt: Positive Impulse aus dem In- und Ausland fehlen
Es geht nicht voran mit der Konjunktur im Freistaat. Ein Mix aus nationalen und internationalen Risiken belastet die Thüringer Wirtschaft. Die Sorgen der Unternehmen um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes bleiben groß. Investitionen werden aufgeschoben oder gestoppt, die Verbraucher halten ihr Geld zusammen. Das zeigt die Konjunkturumfrage der drei Thüringer IHKs zum Jahreswechsel 2024/2025, an der sich rund 900 Unternehmen aus ganz Thüringen beteiligten.
„Hohe Energiepreise, eine schwache Nachfrage aus dem In- und Ausland, globale Unsicherheiten und wirtschaftliche Umbrüche dämpfen die Konjunktur nachhaltig“, erklärt Almut Weinert, Leiterin des Geschäftsbereichs Wirtschaft und Technologie in der IHK Ostthüringen. Nur jedes fünfte Thüringer Unternehmen beurteilt seine Geschäftslage als gut, 42 Prozent der Befragten schätzen diese als befriedigend oder saisonüblich ein und 38 Prozent der Firmen als schlecht. Die Lagebewertungen verharren somit im Tief (-16,9 Saldenpunkte nach -16,7 Saldenpunkten im Herbst 2024).
Die Geschäftsprognosen sind weiter von tiefer Skepsis geprägt. 44 Prozent der Betriebe rechnen mit einer schlechteren Entwicklung, weitere 48 Prozent der Unternehmen erwarten keine Veränderung, während nur acht Prozent der Befragten eine positive Einschätzung machen. Die Erwartungen bleiben im Saldo deutlich negativ (-35,5 Punkte nach -35,9 Punkten). Ein ganzes Bündel an Risiken gefährdet die wirtschaftliche Entwicklung. An erster Stelle rangieren aus Sicht der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, insbesondere die Vielzahl an bürokratischen Auflagen und die im internationalen Vergleich hohe Steuerlast. An zweiter und dritter Position folgen die Energie- und Rohstoffpreise sowie die steigenden Arbeitskosten.
Vor allem der Industrie und dem Baugewerbe machen die schwache Auftragsentwicklung zu schaffen. Einzelhandel, Tourismus und Gastgewerbe spüren die schlechte Konsumlaune der Verbraucher sowie den zunehmenden Kostendruck unmittelbar. Gegen den Trend stemmen sich nur das Dienstleistungsgewerbe und die Verkehrsbranche, wo sich die Stimmungswerte günstiger präsentieren.
Der Konjunkturklimaindikator für Thüringen, der die Bewertungen der Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen aggregiert, notiert zu Jahresbeginn 2025 bei unterdurchschnittlichen 73,2 Punkten und bleibt damit im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2024 nahezu unverändert.

Angesichts der überwiegend trüben Geschäftsausblicke bleiben die Thüringer Unternehmen mit ihren Investitionen sehr zögerlich. Nur 11 Prozent der Firmen planen höhere Ausgaben in den kommenden 12 Monaten. 57 Prozent der Unternehmen werden hingegen ihre Ausgaben (weiter) kürzen oder überhaupt nicht investieren. Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche macht sich auch in den Investitionsmotiven bemerkbar. Häufigste Beweggründe sind der Ersatzbedarf mit 74 Prozent und mit einigem Abstand die Rationalisierung (30 Prozent). Letzteres hilft, Prozesse effizienter und damit kostengünstiger zu gestalten. Vor dem Hintergrund der schwachen Nachfrage und der verhaltenen Geschäftsprognosen plant nur ein kleiner Teil der Unternehmen die Ausweitung der Kapazitäten (14 Prozent).
Auch bei den Auslandsinvestitionen sind die Thüringer Unternehmen zurückhaltend. Lediglich vier Prozent der Industriebetriebe haben hierfür in den kommenden Monaten ein höheres Budget vorgesehen. Weitere neun Prozent der Firmen planen konstante Ausgaben und zehn Prozent werden weniger im Ausland investieren. Drei Viertel der Industrieunternehmen in Thüringen werden indes keine Auslandsinvestitionen in den nächsten 12 Monaten tätigen. Wenn im Ausland investiert wird, dann ist die Kostenersparnis ein Schwerpunkt, insbesondere bei den größeren Betrieben. So führen 44 Prozent der Thüringer Unternehmen mit 100 und mehr Beschäftigten die niedrigeren Produktionskosten im Zielland als Hauptmotiv für ihre Auslandsinvestitionen an.
„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Thüringer IHKs zeigen: Der Standort hat deutlich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Die dringendsten Ansatzpunkte für einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik der neuen Bundesregierung müssen sein: Tempo, Energie, Bürokratie, Steuern und Fachkräfte“, fordern die Thüringer IHKs.
17.03.2025, ba