Unsicherheiten bremsen Thüringer Wirtschaft

Ergebnisse Thüringenkonjunktur

Die wirtschaftliche Erholung im Freistaat ist unterbrochen. Die Konjunktur wird auch zu Jahresbeginn 2022 durch die Corona-Pandemie und deren Folgen bestimmt.  Lieferkettenprobleme, Rohstoffknappheit, starke Preisanstiege und der Fachkräftemangel dämpfen zudem die Stimmung unter den Thüringer Unternehmen.
Der Konjunkturklimaindikator für Thüringen fällt zu Jahresbeginn 2022 auf 90,3 Punkte, nach 109,0 Punkten im Herbst 2021. Allerdings ist die Stimmung in der Wirtschaft besser als im Vorjahr – zu Jahresbeginn 2021 notierte der Indikator bei 82,8 Punkten. Derzeit bewerten 31 Prozent der Thüringer Unternehmen die Geschäftslage als gut, 39 Prozent als saisonüblich bzw. befriedigend und weitere 30 Prozent als schlecht. Mit Blick auf die kommenden Monate erwartet jede zweite Firma keine gravierenden Veränderungen, 16 Prozent der Betriebe zeigen sich zuversichtlich, während 35 Prozent von einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung ausgehen.

Blick in die Branchen:

Die Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe präsentiert sich angesichts des herausfordernden Umfelds robust. 40 Prozent der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, weitere 42 Prozent beurteilen diese als befriedigend. Die größten Schwierigkeiten liegen derzeit auf der Angebotsseite. Wegen fehlender Materialien und Vorprodukte können 47 Prozent der Betriebe ihre bestehenden Aufträge nicht abarbeiten, jedes vierte Unternehmen muss sogar neue Bestellungen ablehnen. Eine schnelle Verbesserung der Versorgungssituation ist für viele Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes nicht in Sicht. 56 Prozent der Befragten erwarten unveränderte Geschäfte in den nächsten 12 Monaten. Jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer besseren Entwicklung, bei 24 Prozent ist der Ausblick dagegen pessimistisch.
Die Einschränkungen zur Eindämmung der vierten Infektionswelle haben das Weihnachtsgeschäft im stationären Handel spürbar belastet. Nur noch 23 Prozent der Kaufleute bewerten ihre Lage zu Jahresbeginn als gut, während 28 Prozent schlechte Geschäfte melden. Die Erwartungen der Branche sind verhalten. 48 Prozent der Befragten erwarten eine schlechtere, 38 Prozent eine unveränderte Geschäftsentwicklung. Die Unsicherheit in Bezug die Pandemie und mögliche künftige Einschränkungen der Geschäftstätigkeit ist groß – sieben von zehn Händler sehen hierin ein großes Risiko für ihr Unternehmen.
Im Thüringer Baugewerbe erreicht der Konjunkturklimaindikator 91,7 Punkte. Gegenüber der Vorumfrage im Herbst 2021 ist das ein Rückgang um 15 Punkte. Die Bewertungen zur Geschäftslage und die Erwartungen fallen zurückhaltender aus. Die Investitionsabsichten gehen leicht zurück. 64 Prozent der Firmen (minus fünf) planen entsprechende Ausgaben in den nächsten Monaten – überwiegend für Ersatzbeschaffung und Rationalisierungsmaßnahmen. Die größten Risiken sehen die Bauunternehmen im Fachkräftemangel und in den Energie- und Rohstoffpreisen.
Die erhöhte CO2-Steuer verteuert ab 1. Januar 2022 den Kraftstoff. Betroffen hiervon sind insbesondere die Verkehrsunternehmen. Hier haben sich die Erwartungen nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Kostenlast verschlechtert. 44 Prozent der Transportfirmen rechnen mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung. Nur noch 12 Prozent zeigen sich optimistisch. Auch bei den Bewertungen der aktuellen Geschäftslage gibt es einen Rücksetzer. Der Saldo aus positiven und negativen Lageurteilen geht gegenüber der Herbstumfrage um 14 auf nun fünf Punkte zurück.
Gesunkene Gästezahlen, stornierte Weihnachtsfeiern und abgesagte Familienausflüge: die vierte Infektionswelle und verschärfte Infektionsschutzauflagen versetzen der Thüringer Tourismuswirtschaft einen herben Rückschlag. 83 Prozent der Betriebe bewerten die Geschäftslage zu Jahresbeginn als schlecht. Auch die Erwartungen sind überwiegend negativ. 58 Prozent der Unternehmen gehen von einer ungünstigeren Entwicklung aus. Nach den Folgen der Corona-Pandemie zählen die Energie- und Warenpreise sowie der Fachkräftemangel zu den größten Risiken für die Branche.
Im Dienstleistungsbereich notiert der Konjunkturklimaindikator zu Jahresbeginn 2022 bei 100,5 Punkten, nach 109,5 Punkten im Herbst 2021. Die Unternehmen sind etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage und auch die Erwartungen haben sich leicht eingetrübt. 25 Prozent der Befragten verzeichnen mehr Auftragseingänge als im Vorjahreszeitraum, bei 42 Prozent sind die Orders unverändert, während jeder dritte Dienstleister einen Rückgang meldet. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf erwarten 19 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze, 58 Prozent rechnen mit unveränderten Zahlen.
Hintergrund:
Die Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel 2021/202 wurde im Dezember 2021 und Januar 2022 von den drei Thüringer IHKs durchgeführt. In die Auswertung flossen 1.052 Antworten von Unternehmen aus ganz Thüringen ein.
Daten und Grafiken zur Konjunkturumfrage der Thüringer IHKs finden Sie unter 'Weitere Informationen'.