Thüringer Wirtschaft bleibt im Krisenmodus

Ergebnisse Thüringenkonjunktur

Es geht nicht voran mit der Konjunktur im Freistaat. Ein Mix aus nationalen und internationalen Risiken belastet die Thüringer Wirtschaft. Die Sorgen der Unternehmen um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes bleiben groß. Investitionen werden aufgeschoben oder gestoppt. Die Bürger halten ihr Geld zusammen. Der Wirtschaft steht ein weiteres schwieriges Jahr bevor.
Der Konjunkturklimaindikator für Thüringen notiert zu Jahresbeginn 2025 bei unterdurchschnittlichen 73,2 Punkten und bleibt damit im Vergleich zur Vorumfrage nahezu unverändert. Nur 21 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, 42 Prozent der Befragten schätzen diese als befriedigend oder saisonüblich ein und 38 Prozent der Firmen als schlecht. Die Lagebewertungen verharren somit im Tief (-16,9 Saldenpunkte nach -16,7 Saldenpunkten im Herbst 2024).
Die Geschäftsprognosen sind unverändert von tiefer Skepsis geprägt. 44 Prozent der Betriebe rechnen mit einer schlechteren Entwicklung, weitere 48 Prozent der Unternehmen erwarten keine Veränderung, während nur acht Prozent der Befragten eine positive Einschätzung machen. Die Erwartungen bleiben im Saldo damit deutlich negativ (-35,5 Punkte nach -35,9 Punkten). Die Investitionsneigung ist weiter schwach ausgeprägt: 57 Prozent der Unternehmen werden ihre Ausgaben (weiter) kürzen oder überhaupt nicht investieren. Auch die Personalpläne der Unternehmen sind nach wie vor zurückhaltend. 70 Prozent der Befragten erwarten keine Veränderung ihrer Belegschaft in den nächsten 12 Monaten. Nur sechs Prozent der Betriebe werden indes neue Stellen schaffen, während bei 24 Prozent der Unternehmen ein Personalabbau ein Thema ist.
Blick in die Branchen:
Die Industrie kommt nicht aus der Strukturkrise. Die Thüringer Unternehmen melden eine schwache Auftragsentwicklung. Die Bestellungen sind bei 57 Prozent der Befragten im Vorjahresvergleich rückläufig. Ein Plus können derzeit nur 13 Prozent der Firmen generieren. Neben der schleppenden Nachfrage aus dem In- und Ausland belasten die Personalkosten, die hohen Energie- und Rohstoffpreise und nachteilige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (Bürokratie, Steuern) die Geschäfte und den Ausblick der Branche. Unverändert jeder zweite Industriebetrieb ist mit seiner wirtschaftlichen Situation unzufrieden, während lediglich 13 Prozent (plus zwei) eine gute Geschäftslage melden. Auch mit Blick auf die nächsten Monate überwiegen die skeptischen Urteile. Der Saldo der Erwartungen verharrt mit -31,2 Punkten tief im negativen Bereich. Die Investitions- und Personalpläne in der Branche sind daher überwiegend zurückhaltend.
Das Baugewerbe leidet unter der konjunkturellen Situation. Viele Betriebe stehen einer Auftragsflaute gegenüber: 61 Prozent der Baufirmen berichten von einer geringeren Nachfrage als im Vorjahreszeitraum. Das schlägt sich in den Bewertungen der Geschäftslage nieder, die von nur unverändert 14 Prozent der Betriebe als günstig bewertet wird. 48 Prozent der Befragten (plus zwei) äußern sich indessen gegenteilig. Die Unternehmen erwarten mehrheitlich keine Verbesserung des schwierigen Umfelds, allen voran bei den hohen Baukosten und dem Fachkräftemangel. Jeder zweite Betrieb rechnet mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung, weitere 46 Prozent der Befragten mit keiner Veränderung in den nächsten 12 Monaten.
Fehlende Nachfrage und hohe Kosten sind auch im Thüringer Handel die größten Sorgen. Die Verbraucher halten sich mit Konsumausgaben zurück, angesichts unsicherer Perspektiven wird verstärkt gespart und im Großhandel macht sich die Konjunkturflaute in den anderen Branchen bemerkbar. So berichten drei Viertel der Thüringer Kaufleute von einer geringeren Ausgabefreudigkeit ihrer Kunden. Vom Weihnachtsgeschäft hat sich die Branche mehr erhofft: 47 Prozent der Befragten (plus vier) melden für den Berichtszeitraum September bis Dezember 2024 schlechte Geschäfte, weitere 44 Prozent (plus drei) vergeben die Note „befriedigend“ und nur noch 9 Prozent der Händler (minus sieben) urteilen mit „gut“. Die Erwartungen an die kommenden Monate bleiben düster. 63 Prozent der Unternehmen (plus vier) rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäfte, eine Besserung erwarten indes nur sechs Prozent der Befragten (plus zwei).
Im Thüringer Verkehrsgewerbe hat sich das Konjunkturklima stabilisiert. Die Unternehmen sind weniger unzufrieden mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage: Der Anteil negativer Lageurteile geht auf 20 Prozent zurück (minus zehn), weitere 68 Prozent der Transportunternehmen zeigen sich zufrieden. Eine gute Geschäftslage melden jedoch nur 12 Prozent der Firmen (minus vier). Trotz des zu Jahresbeginn erneut gestiegenen CO2-Preises auf Kraftstoffe zeigt sich die Branche wieder zuversichtlicher, auch wenn die skeptischen Stimmen mit einem Anteil von 38 Prozent (minus zehn) nach wie vor deutlich gegenüber den positiven Prognosen (unverändert sechs Prozent) überwiegen. Zudem sprechen die verhaltenden Investitionspläne in der Branche gegen eine echte Trendwende im Jahresverlauf.
Die konjunkturelle Lage im Tourismus und Gastgewerbe hat sich verschlechtert. Die Branche steht unter hohem Kostendruck. Insbesondere die Kosten für Strom, Personal und Lebensmittel belasten die Geschäftslage und den Ausblick vieler Betriebe. Thüringenweit beurteilen zu Jahresbeginn nur noch 25 Prozent der Unternehmen (minus fünf) ihre gegenwärtige Lage als gut, weitere 40 Prozent (minus neun) als befriedigend und 35 Prozent (plus 14) als schlecht. Für die nächsten Monate sehen die meisten Befragten keine Verbesserung der Rahmenbedingungen: Die Erwartungen sind im Saldo deutlich negativ (-35,0, minus neun), aber immerhin weniger pessimistisch als im Vorjahreszeitraum (-53,4).
Das Dienstleistungsgewerbe präsentiert sich weiter robust. Die Branche verzeichnet im Vergleich zu den anderen Sektoren ein überwiegend positives Lagebild. 34 Prozent der Befragten bewerten ihre laufenden Geschäfte als gut (plus drei), während 24 Prozent der Unternehmen (minus eins) ein negatives Urteil fällen. Die Erwartungen bleiben indes verhalten. Daran ändert die leichte Verbesserung gegenüber der Vorumfrage nichts. Lediglich 11 Prozent der Thüringer Dienstleistungsunternehmen (plus eins) rechnen mit einer günstigeren Entwicklung, 51 Prozent mit keiner Veränderung (plus vier) und 39 Prozent der Firmen (minus fünf) mit einer Verschlechterung. Die Investitionsneigung ist daher nach wir vor gering ausgeprägt. Nur 12 Prozent der Thüringer Dienstleister planen höhere Ausgaben. Ähnlich verhält es sich mit den Personalplänen. Lediglich sechs Prozent der Befragten erwägen, zusätzliche Stellen in ihrem Unternehmen zu schaffen.
Hintergrund:
Die Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel 2024/2025 wurde im Dezember 2024 und Januar 2025 von den drei Thüringer Industrie- und Handelskammern durchgeführt. In die Auswertung flossen 894 Antworten von Unternehmen aus ganz Thüringen ein.

Daten und Grafiken zur Konjunkturumfrage der Thüringer IHKs finden Sie unter 'Weitere Informationen'.