Oberfranken Weltweit - Quarterly 2/2022

Mit einer Exportquote von über 50% brauchen oberfränkische Unternehmen den Weitblick. Die Entwicklung der Außenwirtschaft in Oberfranken wird von vielen Faktoren beeinflusst. Über Oberfranken hinaus richten wir den Blick auf Bayern, Deutschland und die Welt.
Im Juni und Juli weisen die Ursprungszeugnisse einen leicht negativen Trend auf. Während der Rückgang im Juni auch durch einen Arbeitstag weniger erklärbar wäre, liegt der Juli trotz gleicher Anzahl an Arbeitstagen leicht unter dem Mai. Insgesamt ist festzustellen, dass sich die Kurve deutlich unter den Kurven der letzten Jahre bewegt. Hier machen sich die Probleme bemerkbar, die im Moment generell im Außenhandel für Schwierigkeiten sorgen, wie Lieferkettenstörungen und der Krieg in der Ukraine.
Insgesamt wurden in der ersten Jahreshälfte 2022 rund 50 Prozent Ursprungszeugnisse mit Bezug zu Russland weniger ausgestellt als im Vorjahreszeitraum. Für den ukrainischen Markt verzeichnet die IHK für Oberfranken Bayreuth einen ähnlichen Rückgang. Zudem macht sich das derzeit recht ungünstige wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Volksrepublik China befindet, in der Anzahl der Ursprungszeugnisse im Halbjahresvergleich bemerkbar. Im Gegenzug haben die Bescheinigungen für die Türkei im ersten Halbjahr 2022 um gut 10 Prozent zugenommen.
Als Hintergrund: Ein Ursprungszeugnis wird beim Export häufig vom ausländischen Zoll als Nachweis über das Herstellungsland verlangt. Die Anzahl der ausgestellten Ursprungszeugnisse gibt kein vollständiges Bild, sie ist aber dennoch ein sehr guter Indikator für die Exportentwicklung im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Beim bayerischen Export sind von April bis Juni im Vergleich zu den letzten beiden Jahren bessere Werte erzielt worden. Im Mai und auch im Juli lagen die Werte deutlich über den Vorjahresmonaten (+19% und +16% im Vergleich zum Vorjahr).
Die Perspektive für Deutschland laut FERI Prognose Update hat sich seit dem letzten „Quarterly“ deutlich verschlechtert. Mit einem erwarteten Wachstum von 1,5 Prozent in diesem Jahr liegt Deutschland im Feld der Länder des Euroraumes ganz hinten. Lieferkettenprobleme und Unsicherheit über die Entwicklung der Energieversorgung erschweren sowohl die Produktion als auch die Planung. Sollte es aufgrund der geopolitischen Entwicklungen zu einer De-Globalisierung kommen, würde Deutschland wegen seiner exportorientierten Wirtschaft besonders darunter leiden. Ein weiterer Faktor, der sich in der langen Frist noch verstärkt negativ auswirken wird, ist der Fachkräftemangel.
Die Weltwirtschaft befand sich zum Befragungszeitraum im April im Krisenmodus. Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie sind noch nicht vollständig überwunden, vielmehr sorgen harte Lockdowns in China im Rahmen der Null-Covid-Politik im Frühjahr für verschärfte Probleme in den globalen Lieferketten. Hinzu kommt der russische Überfall auf die Ukraine, dessen wirtschaftliche Folgen die Weltkonjunktur trüben und auch die deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten spüren.

Lediglich 21 Prozent der weltweit mehr als 4.200 von den AHKs befragten Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der Konjunktur an ihren jeweiligen Standorten. Das ist eine Halbierung seit der letzten Umfrage (41 Prozent). Der Anteil der Betriebe, die von einer Verschlechterung der Wirtschaftsleistung vor Ort ausgehen hat sich hingegen von 17 Prozent auf 37 Prozent mehr als verdoppelt. Der resultierende Saldo aus besser- und schlechter-Bewertungen sinkt von 24 Punkten im Herbst 2021 auf aktuell minus 16 Punkte. Der Einbruch der Erwartungen um 40 Punkte fällt damit stärker aus als zu Beginn der Coronavirus-Pandemie (damals waren die Konjunkturerwartungen von Herbst 2019 zu Frühjahr 2020 um 36 Punkte eingebrochen).

Zwar sind die eingetrübten Konjunkturerwartungen global zu beobachten. Es zeigen sich aber dennoch Unterschiede zwischen den Weltregionen. In den ost- und südosteuropäischen Staaten, die – nach der Ukraine – am unmittelbarsten von den Folgen des Krieges betroffen sind, und in China, dessen Wirtschaft unter den pandemiebedingten Lockdowns leidet, überwiegen die negativen Konjunkturerwartungen am deutlichsten. In der EU, dessen Staaten zum Teil in hohem Maße von russischen Energieimporten abhängig sind, sind die Aussichten ebenfalls sehr negativ. Allein in Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko) rechnen aktuell noch mehr Unternehmen mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung als mit einer Verschlechterung. (Quelle: AHK World Business Outlook Frühjahr 2022)