Oberfranken Weltweit - Quarterly 1/2022

Mit einer Exportquote von über 50% brauchen oberfränkische Unternehmen den Weitblick. Die Entwicklung der Außenwirtschaft in Oberfranken wird von vielen Faktoren beeinflusst. Über Oberfranken hinaus richten wir den Blick auf Bayern, Deutschland und die Welt.
Die Gründe für die im Vergleich zu den Vorjahren eher schwachen Zahlen des aktuellen „Ursprungszeugnis-Barometers“ sind vielfältig. Dass die Zahlen der letzten Monate deutlich unter denen der Vorjahre liegen, ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Lieferketten immer noch gestört und auch die sonstigen Corona-Folgen immer noch spürbar sind. Der türkische Zoll verlangt kaum noch Ursprungszeugnisse und in China werden für bestimmte Waren ebenfalls keine mehr benötigt. Handelshemmnisse in manchen Ländern (z.B. Ägypten) verringern die Nachfrage nach UZ ebenfalls. Außerdem macht sich im März der Krieg in der Ukraine bemerkbar. Als Hintergrund: Ein Ursprungszeugnis wird beim Export häufig vom ausländischen Zoll als Nachweis über das Herstellungsland verlangt. Die Anzahl der ausgestellten Ursprungszeugnisse gibt kein vollständiges Bild, sie ist aber dennoch ein sehr guter Indikator für die Exportentwicklung im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Beim bayerischen Export sind von Dezember bis Februar im Vergleich zu den letzten beiden Jahren bessere Werte erzielt worden. Im Dezember und auch im Februar lagen die Werte deutlich über den Vorjahresmonaten (+12% und +10% im Vergleich zum Vorjahr).
Die Perspektive für Deutschland laut FERI Prognose Update hat sich seit dem letzten „Quarterly“ insgesamt weiter eingetrübt. Für 2022 und für 2023 wird zwar sowohl für das BIP insgesamt (1,8% für 2022; 2,4% für 2023) als auch für die Exporte (4,4% für 2022; 3,5% für 2023) im Prognose Update von April ein Anstieg erwartet. Vergleicht man jedoch allein die Prognosen von April und März 2022, dann zeigt sich, dass sich die Prognose für das BIP im April verschlechtert hat (0,8 Prozentpunkte für 2022, 0,5 Prozentpunkte für 2023 schlechter im Vergleich zu März). Die kurzfristige Prognose für die Exporte hat sich etwas deutlicher verschlechtert. Für 2022 wird statt eines Wachstums von 5,5 Prozent nur noch ein Wachstum von 4,4 Prozent erwartet. Diese negativere Entwicklung führt dazu, dass die Erholung (eher) in der längeren Frist, also 2023 (März: 3,3%; April: 3,5%), erwartet wird. Hier zeigt sich, dass zu den bereits länger bekannten Problemen wie Fachkräftemangel und den Problemen, die sich durch die Corona-Pandemie entwickelt haben, wie Lieferkettenproblemen, jetzt die Auswirkungen des Ukraine-Krieges kommen. Es wird zwar noch von einem Wachstum ausgegangen. Mit einem erwarteten BIP-Wachstum von weniger als 2 Prozent in diesem Jahr ist Deutschland allerdings das Schlusslicht in diesem Bereich im Euroraum.
Weltweit sind die Aussichten grundsätzlich positiv. In fast allen Zielregionen steigt der Anteil der deutschen Unternehmen, die dort ausländische Investitionen planen. Lediglich in China (39 Prozent) und im Asien-Pazifik-Raum (25 Prozent) bleibt der Anteil der Unternehmen, die dort Investitionen planen, konstant. In zwei Regionen (Asien-Pazifik-Raum und Süd- und Mittelamerika) sind außerdem die Werte von 2020 noch nicht wieder erreicht. Der Trend ist jedoch – auch aufgrund von Investitionen infolge von Lieferkettenschwierigkeiten – positiv.