Corporate Social Responsibility: Lösungen aus der Region

Für ihre Nachhaltigkeitsarbeit wurde die Ulmer Seeberger GmbH 2024 mit der Silbermedaille im EcoVadis Sustainability Rating ausgezeichnet. Im Branchenvergleich zählt der europäische Marktführer für Trockenfrüchte und Nüsse zu den TOP-15- Unternehmen. „Als Familienunternehmen ist uns Nachhaltigkeit in die Wiege gelegt.
Ziel ist, das Unternehmen gesund in die nächste Generation zu bringen“, schmunzelt Geschäftsführer und Inhaber Clemens Keller, der die Firma 2003 von seinem Onkel Julius Rohm übernommen hat. Für Seeberger ist Nachhaltigkeit essenziell: „Unsere Naturprodukte sind vom Klimawandel stark betroffen. Der Rohwarenmarkt ist volatil, aufgrund von Dürren oder Überschwemmungen kommt es immer wieder zu Ernteverknappungen."
Die Nachhaltigkeitsbeauftragte von Seeberger arbeitet eng mit allen Fachbereichen zusammen. Um bis 2050 klimaneutral zu sein, hat sich die Firma der SBTi angeschlossen, der Science Based Targets Initiative. „Mit der SBTi ist Vergleichbarkeit und Transparenz gegeben, es werden wissenschaftsbasierte Zahlen herangezogen“, so Keller. Seeberger bildet seine Emissionsreduktionsprozesse in einer jährlichen Klimabilanz sowie drei exemplarischen Produktbilanzen ab. „Sowohl von Endkonsumenten als auch von Kunden wie Supermärkten wird Transparenz gefordert“, stellt er fest. Dabei macht Seeberger nicht nur das, was bereits möglich ist, sondern treibt Innovationen voran.

Von Recyclaten bis Biodiversität

Eine geschlossene Kreislaufwirtschaft ist dem Unternehmen wichtig, schließlich produziert es jährlich über 100 Millionen Einzelverpackungen. „Wir arbeiten fast ausschließlich mit Monoverbundfolien, die nur aus einem einzigen Material gefertigt sind und so wieder verwendet werden können.“ Doch die beste Verpackung nützt nichts, wenn sie von Recyclinganlagen nicht erkannt wird. Daher ist Seeberger Mitglied der HolyGrail-Initiative, welche das digitale Wasserzeichen prüft, mit dem eine bessere Sortierung mit hohen Recyclingquoten in der EU erzielt werden soll. Momentan werden die Produkte in einem Pilotmarkt getestet, man blickt zuversichtlich auf die Technologie. Ein Herzensthema von Keller ist die Biodiversität entlang der Lieferkette: „Durch den Erhalt der Biodiversität können wir dazu beitragen, dass nachfolgende Generationen noch fruchtbare Böden vorfinden.“ Seit 2021 engagiert sich Seeberger in dem Forschungsprojekt Bio- Val, das von der Universität Witten-Herdecke mitentwickelt wurde. Dort wird geprüft, wie sich Faktoren rund um Bewässerung, Pestizide und Blühstreifen in Plantagen auf die Biodiversität auswirken.
Fairtrade und Bio-Zertifikate, Forschungsprojekte, transparente Lieferketten mittels Fragebögen und Sustainability Guidelines, Produzenten in 60 Herkunftsländern weltweit – Seeberger hat zu tun: „Wir machen bereits viel mehr, als wir müssten“, sagt Keller. „Das Problem ist nur, all dies in verschiedene Berichtswerke zu übertragen.“ Doch für Seeberger kein Grund, vom Gas zu gehen. Im Gegenteil.
Das Problem ist nur, all dies in verschiedene Berichtswerke zu übertragen.
- Clemens Keller

Private Stiftung für Kinder

Mit ihrer privaten Stiftung „Sternschnuppen für Kinder“ machen sich Clemens Keller und seine Frau Alexandra für bessere Zukunftschancen für Kinder und Jugendliche weltweit stark. „Wir haben vorher auch schon gespendet, aber eine Stiftung ist nachhaltiger“, weiß der Familienvater. Beispiel: Bei den Projekten für die indigene Bevölkerung in Guatemala arbeite man mit Organisationen vor Ort zusammen, welche die Sprache der Mayas sprechen und Familien in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und Bildung unterstützen. Rund 66 Prozent der indigenen Kinder unter fünf Jahren im Hochland des Departement Sololá sind chronisch unterernährt. „Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe und zeigen Familien, wie sie aus dem, was sie haben, das Beste machen können. Zum Beispiel, indem sie Mischkulturen statt Monokulturen anpflanzen“, so Keller. Unabhängig davon können sich auch die Mitarbeitenden auf Unterstützung von Seeberger verlassen: Durch Kita-Plätze, Ferienprogramme und eine familienfreundliche Work-Life-Balance.

Gesunde Mitarbeiter, gesunde Umwelt

Saubere Hallen, ruhige Atmosphäre, entspannte, konzentrierte Mitarbeiter: Wer heute durch die Hallen der WERZ Vakuum-Wärmebehandlung GmbH & Co. KG, einer Spezialhärterei für Werkzeug und Formenbau in Gammertingen- Harthausen, läuft, glaubt kaum, dass die Arbeitssituation in der Branche oft völlig anders aussieht. In vielen anderen Betrieben tragen Mitarbeiter Schutzanzüge und -visiere, denn nach dem Härten wird das Material dort mit gefährlichen Salz- oder Ölbädern abgeschreckt. „Mein Vater wusste, dass diese Verfahren für Mensch und Umwelt nicht optimal sind und suchte Alternativen“, berichtet Henry Werz, Geschäftsführer und Produktionsleiter. Bernhard Werz entdeckte die Vakuumtechnologie mit Stickstoff und weitere umweltfreundliche Technologien, die bei Gründung seiner eigenen Firma im Jahr 1991 zum Einsatz kamen. „Daher mussten wir uns als Firma nie nachhaltig positionieren, wir sind es von Anfang an gewesen“, so sein Sohn 35 Jahre später. Heute zählt das Unternehmen rund 70 Mitarbeiter. Die Härterei Werz hat sich auf Vakuum- Wärmebehandlungen, Plasma-Nitrieren und Beschichten spezialisiert. Bauteile für die Lebensmitteltechnologie, Luft- und Raumfahrttechnik wären ohne die Vakuum-Technik undenkbar. „Wir sorgen nicht nur dafür, dass diese Teile zum Einsatz kommen. Wir machen sie verschleißfest, langlebiger und nachhaltiger. Dadurch werden Ressourcen geschont“, so Werz.

Clever nutzen, statt verschwenden

Auf dem Betriebsareal hat das Familienunternehmen mit dem zertifizierten Umweltmanagement etliche Maßnahmen ergriffen, um CO« zu sparen. 50.000 Liter Kühlwasser werden als Abwärme für die Industrie-Fußbodenheizung genutzt. Die Werz-Anlagen sind mit 100 Prozent CO«-freiem Öko Strom aus Wasserkraft beheizt. Auf den Dächern ist und wird Photovoltaik installiert, der Mitarbeiterfuhrpark wird auf Hybrid sowie Elektro umgestellt, und mit Spannung sieht man dem ersten Testfahrzeug für vollelektrische Transporte entgegen. Lucas Hem, Leiter der Verwaltung, erhielt als Umweltmanagementbeauftragter der Firma die Aufgabe, eine CO«-Bilanz zu erstellen. „Da kam die Teilnahme an dem KLIMAfit-Projekt der Wirtschaftsförderung Sigmaringen wie gerufen“, erinnert sich Hem. Das dort Gelernte hilft, interne Prozesse kritisch zu hinterfragen, Inhalte greifbarer zu machen und Prozesse weiter zu optimieren. „Nicht nur um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen, sondern um darüber hinaus Maßnahmen umzusetzen, die für die Gesellschaft sinnvoll sind“, so Hem.
Unsere Gesellschaft wäre nichts ohne das Engagement von Verbänden und Vereinen.
- Henry Werz

Aktion: Mit dem Rad zur Arbeit

Eine Maßnahme, die nicht nur die Umwelt schont, sondern die Gesundheit der Mitarbeiter stärkt, ist die Aktion „Fit durch den Sommer“. Werz Mitarbeiter führen Fahrtenbücher und notieren, wann sie wie viele Kilometer auf dem Rad zur Arbeit gefahren sind. „Rund 10 Prozent der Angestellten beteiligen sich daran“, freut sich Hem. „Eine Mitarbeiterin fährt täglich sogar 25 Kilometer von Riedlingen hierher und abends wieder zurück.“ Alle Teilnehmer werden belohnt, die Gewinner mit den meisten Kilometern erhalten Gutscheine für Sportzubehör. Für Henry Werz ist es selbstverständlich, als Familienunternehmen seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden, vom Sponsoring eines regionalen Skiclubs bis zu Spenden für krebskranke Kinder. Denn: „Unsere Gesellschaft wäre nichts ohne das Engagement von Verbänden und Vereinen.“

KLIMAfit: Projekt mit Aha-Momenten

Die Hans Hall GmbH aus Weingarten hat ebenfalls an einem KLIMAfit-Projekt teilgenommen. Das von der IHK begleitete Projekt hielt für den Hersteller von Sonderketten und Komponenten viele Wow-Momente parat. „Es ist beeindruckend, welchen Impact beispielsweise die Verwendung von Rohstoffen regionaler Anbieter haben kann“, äußert Nachhaltigkeitsbeauftragte Claudia Bissinger begeistert. Im Fall Aluminium lassen sich die Emissionen von 15 Kilogramm CO«e (CO«-Äquivalente) auf etwa vier Kilogramm CO«e verringern, eine Reduktion von rund 73 Prozent. Daher setzt Hans Hall alles daran, wo immer möglich, mit europäischen Zulieferern zusammenzuarbeiten. Mit seinen 26 Mitarbeitern ist das Unternehmen gesetzlich zur Berichterstattung nicht verpflichtet. Aber, so Bissinger: „Unsere Beweggründe sind intrinsisch. Und Motivation kommt durch Tun.“ Für das KLIMAfit-Projekt werden Daten zeitaufwändig dokumentiert, doch sind alle Mitarbeiter mit Herzblut bei der Sache. „Das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können, hat eine große Hebelwirkung“, ist Bissinger überzeugt. Auch die Skepsis, als alle Dienstwägen auf elektrisch umgestellt wurden, sei Begeisterung gewichen.

Bio-Kunststoff aus Zuckerrüben

Für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung wird der Premium-Kettenproduzent Hans Hall ein Jahr lang von einer Beratungsfirma begleitet. 60 Prozent dieser Kosten fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. „Im Zuge dessen erstellen wir eine Wesentlichkeitstabelle. So stellten wir unter anderem fest, dass bei uns in punkto Aluminium und Kunststoff viel Potenzial für Verbesserung vorhanden ist, bei Gummi hingegen zurzeit kaum“, so CSR-Beraterin Bissinger. Zur Reduktion fossiler Brennstoffe setzt das Unternehmen auf Wiederverwendung, arbeitet mit Kooperationsunternehmen, die Materialien wie Aluminium zurücknehmen und dem Kreislauf wieder zuführen. „Durch die Verwendung von recyceltem und Low Carbon Aluminium werden 75 Prozent des Aluminiums im Umlauf gehalten.“ Nach einer positiven Testphase bietet Hans Hall künftig Mietketten an. Zudem kommen auch Bio-Kunststoffe zum Einsatz, die bis zu 90 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen wie Zuckerrohr und Zuckerrüben bestehen.

Paludi-Produkte als Gamechanger

„Immer mehr Kunden fragen nach, inwieweit wir uns als Unternehmen nachhaltig positionieren“, sagt Bissinger. So geschehen bei dem Allseas Forschungsprogramm, für das Hans Hall Spezialketten produziert, die 4.000 Meter unter dem Meeresspiegel zum Einsatz kommen. Auch Skigebiete, in denen Pistenfahrzeuge mit Spezialketten der Firma eingesetzt werden, wollen nachhaltiger agieren. Ein Projekt macht Bissinger besonders stolz: „Durch unsere bodenschonenden Gummiketten für Fahrzeuge zur Moorbewirtschaftung tragen wir aktiv zum Umweltschutz bei.“ Moore sind für den Klimaschutz essenziell, da sie außerordentlich viel CO« binden, auch in fossiler Form. Damit die Moore in nasser Form bewirtschaftet werden können und somit nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch wertvoll bleiben, werden Paludi-Erzeugnisse als Gamechanger gehandelt. Schilf und Gehölze können als Biogas, Verpackungsmaterial, Dämm- oder Baustoff dienen. Für die empfindlichen Böden braucht es besondere Fahrzeuge, die ernten, ohne zu zerstören. Innovationen wie diese bringen Transformationsprozesse voran.

20.000 Quadratmeter Biodiversität auf dem Firmengelände

Nicht nur Moore, jede natürlich bepflanzte Fläche ist wichtig für die Biodiversität. Das Thema ist Stephan Rayher, dem Geschäftsführer der Rayher Hobby GmbH in Laupheim, ein großes Anliegen. Als passionierter Jäger streift er seit fast zwanzig Jahren durch sein Revier und beobachtet hautnah, „dass unsere Umwelt ein Problem hat“. Umso mehr war es Rayher ein Dorn im Auge, dass die firmeneigene Fläche zwischen seinen Hallen früher mit Mais, einer Raubbaukultur, bepflanzt war. Also ließ er eine Samenkulturmischung aussäen, die nur alle fünf Jahre beackert werden muss. Heute wachsen auf fast 20.000 Quadratmetern bunte Blühfelder aus Buchweizen, Sonnenblume, Steinklee, wilder Möhre, Fenchel, Malve, und weiteren Gewächsen, die zahlreichen Tieren Nahrung bieten. „Das Blühgut wird abgemäht, wandert in die Biogasanlage und liefert saubere Energie“, betont Rayher einen weiteren Mehrwert. Es summt und gackert rund um das Biotop des Bastelbedarf-Unternehmens. 180.000 Bienen produzieren eigenen Firmenhonig, mehrere Hühner verbringen hier einen schönen Lebensabend. Stephan Rayhers Jagdhund Hunter, ein ebenso freundlicher wie stattlicher Deutsch Drahthaar, relaxt in Herrchens Büro und sorgt unter den Mitarbeitern für ein gutes Arbeitsklima.
Mit unserem Firmengarten stärken wir das soziale Gefüge.
- Stephan Rayher

Mitarbeitergarten mit Lerneffekt

Darüber hinaus ließ der Naturliebhaber einen Firmengarten anlegen, der vom Betriebsrat gemanagt wird. Alle, die einmal als Bio- Bauer Kartoffeln pflanzen möchten, können sich einbringen. „Mit unserem Garten stärken wir das soziale Gefüge, da sich Kollegen abteilungsübergreifend treffen“, so Rayher. Die Ernte wird unter den Hobbygärtnern aufgeteilt, das Saatgut kostenfrei gestellt. Außerdem haben auch Schulen die Möglichkeit, den Rayher Firmenacker zu nutzen. In betreuten Projekten erfahren die Kinder mehr über den Anbau ihrer Nahrungsmittel und können tatkräftig mitmischen. „Das Projekt erhielt großen Zuspruch. So wurden wir mit dem Nachhaltigkeitspreis der Stadt Laupheim ausgezeichnet,“ freut sich der Geschäftsführer.

Spenden, schützen, fördern

Bastelbedarf, Farben, Deko- und DIY-Sets, Schmuckdesign, Papiere und vieles mehr – Rayher will mit seinem Sortiment die Kreativität bei Kindern fördern, indem er Spezialverkäufe für Schulen und Kindergärten anbietet und jährlich 1.000 Bastelpakete an entsprechende Einrichtungen spendet. „Damit wollen wir auffangen, was in der Gesellschaft verloren geht“, sagt Rayher. „Zum Beispiel den Verlust von motorischen Fähigkeiten bei Kindern, welche wichtig für die Hand-Hirn-Vernetzung sind.“ Ökostrom vom Dach, die Unterstützung von etlichen Organisationen und Vereinen, strenge Qualitätskontrollen auf gesundheitsbedenkliche Inhaltsstoffe in Modeschmuck, die Verwendung von Papier und Holz mit dem FSC-Siegel aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern – Rayher denkt ganzheitlich. Ein Nachhaltigkeitsarbeitskreis der Firma stößt neue Projekte an. So wurden jüngst die batteriebetriebenen Seifenspender gegen manuelle ausgetauscht, was 2.000 Batterien pro Jahr einspart. „Wir wollen dauerhaft besser werden, ohne starre Ziele.“ Aktuell wird darüber debattiert, wie Angestellte ihre Vierbeiner mit ins Büro nehmen könnten, ohne Revierkämpfe und dergleichen. Klimaschutz und Arbeitsklima gehen bei Rayher eben Hand in Hand. Die Belegschaft freut‘s und den heimlichen „Mitarbeiter der Herzen“ alias Fellnase Hunter sowieso.
Diana Wieser, Inhaberin von adWORDising Journalismus & Werbetext, Ulm