Pressemitteilung vom 4. September 2023

IHK fordert flächendeckendes Angebot in den Berufsschulen

Neue Zusatzqualifikation Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen übertrifft Erwartungen

Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen oder automatisierte Datenverarbeitung verändern schon jetzt die Prozesse in den Unternehmen. Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dieser rasanten Entwicklung Schritt halten können, hat die IHK Region Stuttgart gemeinsam mit Verbundpartnern eine innovative Zusatzqualifikation für Auszubildende entwickelt. Nach dem vielversprechenden Abschluss der Pilotphase fordert die IHK jetzt die Landesregierung dazu auf, das erfolgreiche Konzept in einem breit angelegten Schulversuch umzusetzen und den beruflichen Schulen hierzu zusätzliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
„Wir kommen zukünftig um die Nutzung von KI nicht herum, deshalb müssen sich Betriebe und ihre Mitarbeitenden bestmöglich auf den Fortschritt vorbereiten,“ sagt Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart. Zwar bieten laut einer aktuellen IHK-Weiterbildungsumfrage rund 85 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten an, das Erlernen von Schlüsselkompetenzen für den Umgang mit KI, Robotik und vernetzter Industrie sind dabei aber vor allem bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen meist nicht im Vordergrund. „Wir müssen diese Themen aber in den Fokus rücken und der Bedeutung für den Wirtschaftsstandort gerecht werden, die insbesondere das große Themenfeld KI in den nächsten Jahren haben wird“, so Paal. „Deshalb wollen wir mit unserem Projekt einen Grundstein legen, um Auszubildende wie Unternehmen für die Relevanz der digitalen Transformation zu sensibilisieren und bestmöglich vorzubereiten.“
In der Pilotphase des Projekts „Künstliche Intelligenz in die Berufliche Bildung bringen" (KI B³) haben im Juli in Baden-Württemberg bereits 60 Auszubildende aus unterschiedlichen Ausbildungsberufen Grundlagenkenntnisse auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz erworben. Dazu gehört unter anderem der Einstieg in die Datenanalyse und Maschinelles Lernen. Dabei fielen die Rückmeldungen der Teilnehmer und ihrer Ausbildungsbetriebe sehr positiv aus: „Cooler Kurs“ oder „gute Umsetzung“, waren nur einige der Anmerkungen. Die Ausbilderinnen und Ausbilder aus den beteiligten Unternehmen hoben hervor, dass sich das Gesamtverständnis für und das Interesse an KI durch den Kurs deutlich verbessert habe
„Diese Zusatzqualifikation legt den Grundstein für zukünftige Experten, die ihre Betriebe für die digitale Transformation fit machen und damit international wettbewerbsfähig halten werden“, sagt Claus Paal. Wünschenswert wäre es nach Ansicht der IHK, wenn das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg die rechtlichen Grundlagen schaffen würde, damit mehr Berufsschulen im Rahmen eines Schulversuchs diese innovative Zusatzqualifikation an ihrer Schule anbieten können. „Viele dieser Schulen würden sich gerne an der Qualifizierung beteiligen, es fehlt aber an den formalen Voraussetzungen, die Wissensvermittlung durch Lehrkräfte begleiten und vertiefen zu können“, so der IHK-Präsident.
Denn das Besondere an diesem Zusatzangebot ist, dass sich die Auszubildenden in 100 Unterrichtsstunden die Lerninhalte individuell mithilfe einer innovativen Lernsoftware erarbeiten, die durch einen Chatbot interaktive Unterstützung bietet. Die Auszubildenden können dabei im engen Schulterschluss mit ihrem betrieblichen Ausbilder flexibel entscheiden, wann und wie sie sich mit den verschiedenen Themen befassen und das Erlernte in der betrieblichen Praxis bereits anwenden. Die Rolle der Berufsschule ist es, die Wissensvermittlung zu begleiten, in dem sie in regelmäßige Online-Terminen den Austausch mit Lehrkräften und die Vertiefung der erworbenen Kenntnisse ermöglichen.

Hintergrundinformationen

Die Zusatzqualifikation KI B³ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen eines Verbundprojekts gefördert und von der IHK Region Stuttgart gemeinsam mit den IHKs Reutlingen und Karlsruhe sowie der Universität Stuttgart und der Ludwig-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen, Sozialpartnern und Berufsschulen entwickelt. Nach der erfolgreichen Pilotphase startet im Herbst der nächste Durchgang, der gezielt Auszubildende im 2. Lehrjahr anspricht.