Pressemitteilung vom 3. März 2023

Weibliches Führungs-Quartett bei der IHK startet durch

Chancengleichheit von Frauen und Männern durchsetzen

Mit Marjoke Breuning als Präsidentin, Dr. Susanne Herre als Hauptgeschäftsführerin sowie Andrea Bosch und Marion Oker als stellvertretende Hauptgeschäftsführerinnen, führt seit Kurzem ein weibliches Quartett die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. „Es ist ein absolutes Novum, dass so viele Frauen die Geschicke der Kammer lenken“, sagt Präsidentin Breuning. „Wir wollen uns gemeinsam für die Interessen der regionalen Wirtschaft einsetzen, aber als Frauen stehen wir auch für mehr Chancengleichheit von berufstätigen Frauen und Männern“, betont Breuning anlässlich des Weltfrauentags. Denn Frauen seien bei Entwicklungsmöglichkeiten, Karriere und Einkommen immer noch benachteiligt. Das müsse sich ändern.
Berufstätige Mütter haben laut einer von IHKs im Südwesten beauftragten Studie rund 40 Prozent weniger Lebenseinkommen als ihre männlichen Kollegen. Ursache sind vor allem Fehlzeiten beziehungsweise hohe Teilzeitquoten aufgrund von Kindererziehung. Daher setzt sich die IHK für mehr Kinderbetreuungsangebote sowie flexiblere Arbeitszeiten ein. Auch die Bedingungen für mobiles Arbeiten müssten von starren Regeln, etwa bei Pausen, entrümpelt werden, meint die Präsidentin.
Marjoke Breuning, Jahrgang 1971, ist geschäftsführende Gesellschafterin des Familienunternehmens Maute-Benger GmbH in Stuttgart, seit 2005 Mitglied der IHK-Vollversammlung und seit 2017 deren Präsidentin. Sie setzt sich vor allem dafür ein, dass mehr Frauen in Führungspositionen und Vorstandsetagen kommen. „Bei den Karrieren von jungen Frauen ist noch viel Luft nach oben. Die Zahlen sind auch im Bereich des Spitzenmanagements eindeutig. Lediglich 23 Prozent der Vorstandposten in den DAX-Unternehmen sind von Frauen besetzt. Unternehmertum und Erfolg sind jedoch nicht männlich und viele Beispiele zeigen, dass Töchter genauso gut wie Söhne Firmen übernehmen, erfolgreich wirtschaften und einen positiven Einfluss auf Unternehmensführung und -kultur haben“, so Breuning.
Susanne Herre, geboren 1969, promovierte Volljuristin, ist seit 1996 bei der IHK Region Stuttgart beschäftigt und war zuletzt kaufmännische Geschäftsführerin und stellvertretende Hauptgeschäftsführerin, bevor sie im November 2022 zur IHK-Hauptgeschäftsführerin bestellt wurde. Ihr Engagement für Frauen konzentriert sich hauptsächlich auf die Frage, wie die Rahmenbedingungen für Vereinbarkeit von Familie und Beruf - allen voran für die Kinderbetreuung - verbessert werden können.
Dies sei dringend notwendig für die betroffenen Frauen, die mehr arbeiten wollen, aber auch für die Unternehmen, die Wirtschaft und unsere Gesellschaft als Ganzes. „Laut IHK-Fachkräftemonitor werden im Jahr 2035 in Baden-Württemberg 835.000 beruflich qualifizierte Fachkräfte und 74.000 Akademiker fehlen. Demgegenüber arbeitet im Land eine Million Frauen in Teilzeit. Würden diese Frauen in Teilzeit nur eine Stunde mehr pro Woche arbeiten, hätten wir über 30.000 Vollzeit-Arbeitskräfte mehr“, so Herre.
Andrea Bosch, Jahrgang 1965, hat ein Studium der Bekleidungstechnik absolviert und kam 1996 zur IHK Region Stuttgart, wo sie als Geschäftsführerin der Abteilung Berufliche Bildung und Fachkräfte seit Januar dieses Jahres auch stellvertretende Hauptgeschäftsführerin ist. „Schon bei der Berufsorientierung und beim Start ins Berufsleben muss die Chancengleichheit von Frauen sowie Mädchen und jungen Männern sichergestellt werden“, sagt Bosch. Deshalb engagiert sie sich ganz besonders für mehr Frauen in MINT-Berufen, setzt sich gegen Klischees in der Berufswahl ein und nimmt mit der IHK am jährlichen Girl`s Day teil. „Berufsorientierung an Schulen ist wichtig, damit wir die Muster aus der Vergangenheit bei der Berufswahl endlich abschütteln“, ist Bosch überzeugt. Damit eröffnet sich auch für Frauen die Perspektive, in den sogenannten Männerberufen Karriere zu machen.
Marion Oker, geboren 1975, studierte Volkswirtschaft und wurde nach Stationen in unterschiedlichen IHKs 2014 zur Leitenden Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Böblingen bestellt. Seit Januar 2023 ist sie außerdem stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart. Ihr liegt unter anderem das Thema Unternehmensgründungen am Herzen. Nur knapp 40 Prozent der Unternehmensgründungen werden von Frauen unternommen. Und das, obwohl es viele Beispiele für erfolgreiche Startup-Gründungen von Frauen gibt. Mit spezieller Beratung von angehenden Gründerinnen und einem Gründerinnen-Stammtisch am Standort Böblingen will Oker Frauen dabei unterstützen, ihre eigene Geschäftsidee zu verwirklichen. „Es wird aber nicht genügen, allein die Rahmenbedingungen zu verbessern“, sagt Oker. „Mindestens genauso wichtig ist ein kultureller Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei kann es helfen, den Wert der Chancengleichheit schon früh stärker zu verankern und exponierte Beispiele erfolgreicher Frauen in den Mittelpunkt zu stellen.“
In die aktuell 98-köpfige Vollversammlung der IHK Region Stuttgart wurden rund ein Viertel Frauen gewählt. Auch sind 10 von 20 Präsidiumsmitgliedern Frauen. Dazu kommen etwa 22 Prozent weibliche Mitglieder in den Fachausschüssen der IHK Region Stuttgart. „In unserer IHK engagieren sich schon heute deutlich mehr Frauen für das Ehrenamt als das früher der Fall war. Aber wir können noch besser werden“, sagt IHK-Präsidentin Breuning. „Im nächsten Jahr ist IHK-Wahl und ich hoffe, dass noch mehr Frauen kandidieren und gewählt werden, als beim letzten Mal.“