Pressemitteilung vom 21. November 2023

IHK wirbt für verlässliches Konzept zur Innenstadt-Logistik

City-Logistik-Studie untersucht Kooperationen zwischen Händlern und Logistikern

Nicht nur die Einzelhändler in den Innenstädten, auch die Paketzusteller erleben seit Jahren einen rasanten Wandel, der sie vor enorme Herausforderungen stellt. Während die einen auf neue Kundenwünsche und veränderte Einkaufsverhalten reagieren müssen, plagt die anderen die Frage, wie sie das stetige Wachstum bewältigen können – noch dazu vor dem Hintergrund von Flächenknappheit und Fachkräftemangel. Hier sind auch die Kommunen gefragt. Wie Städte und Unternehmen besser zusammenarbeiten und wie funktionierende Logistik-Konzepte aussehen können, hat die IHK Region Stuttgart in einer umfassenden Studie zur City-Logistik untersucht. In einem Schreiben an OB Nopper wirbt die IHK zusammen mit dem Unternehmer Baden-Württemberg e. V. (UBW), dem Verband des Württembergischen Verkehrsgewerbes e.V. und dem Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg e.V. (VSL BW) dafür, diese Vorschläge jetzt auch gemeinsam umzusetzen.
Laut Studie dominiert derzeit in Stuttgart der konventionelle Wirtschaftsverkehr, in Sachen Nachhaltigkeit ist deutlich Luft nach oben. „Für die Betriebe vor Ort ist es wichtig, dass wir in der Innenstadt nachhaltige Logistikangebote umsetzen. Das heißt aber nicht nur, Ressourcen einzusparen und den Lieferverkehr stadt- und umweltverträglich zu gestalten. Es heißt auch, den Einzelhändlern und Gewerbetreibenden vor Ort neue Möglichkeiten zu eröffnen, um durch einen besseren Service noch näher am Kunden zu sein“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. „Hier müssen wir die Schnittstelle optimieren und auch die kritische Haltung der Händler gegenüber den Zustellern angehen. So kann eine Win-win-Situation entstehen.“
Schlüssel dazu ist aus Sicht der Studie das System der Multi-User-Mikro-Hubs – also stadtverträgliche Lösungen zur Feinverteilung, die die Versorgungsqualität verbessern, wenig Flächen benötigen und dazu noch klimafreundlich sind. „Wenn Güter, von der Mineralwasserflasche bis zum Fußballschuh, erst vom Logistikzentrum im äußeren Speckgürtel in die Stadt geliefert werden müssen, ist das weder effizient noch umweltfreundlich“, so Herre. Im Gegensatz zu den kooperativ betriebenen Logistikimmobilien, in denen mehrere Logistiker ihre Sendungen umschlagen und weiterverteilen können. Der Vorteil: Von dort können viele Sendungen mit kleineren Fahrzeugen und Lastenrädern stadtverträglich und klimafreundlich ausgeliefert werden. Und auf der anderen Seite können Händler Lagerkapazitäten aufbauen und dadurch veränderte Kundenwünsche und Konsumgewohnheiten bedienen – im lokalen Umfeld also näher bei den Kunden sein und einen besseren Service anbieten.
Für die IHK-Hauptgeschäftsführerin ist es Aufgabe der Kommune, hier eine Führungsrolle zu übernehmen und eine klare Strategie zu erarbeiten. „Die Logistikunternehmen brauchen Planungssicherheit, um in alternative Lösungskonzepte investieren zu können“, fordert Herre. Die derzeit laufenden Konzepte würden zu sehr von einzelnen Unternehmen initiiert und hätten zu wenig Bezug zu städtischen Konzepten. „Nur wenn die Unternehmen wissen, wie emissionsfreie Technologien oder Zustellmethoden künftig behandelt werden – etwa ob Lastenräder in der Fußgängerzone von Einfahrbeschränkungen betroffen sind oder ob es ausreichend Ladestationen für Elektro-LKW gibt – können sie auch verlässlich planen und ihre Fahrzeugflotten entsprechend zusammenstellen.“
Für Susanne Herre ist klar: „In der Kooperation liegt der Schlüssel für eine stadtverträgliche Logistik der Zukunft.“ Insbesondere zur Belieferung der Bürger und Unternehmen in den Innenstädten seien neue Zustellmodelle gefragt. Bereits bestehende Lösungen wie Paketkastenanlagen könnten im öffentlichen wie im privaten Raum die Zustelleffizienz erhöhen. „City-Logistik ist aber viel mehr als nur Pakete. Auch die Umsetzung visionärer Konzepte wie zum Beispiel eine unterirdische vorletzte Meile, die am Stadtrand die palettierten Sendungen aufnimmt, diese per Fördertechnik zu den Mikro-Hubs in der City bringt und von dort aus die letzte Meile zum Empfänger klimaneutral bewerkstelligt, ist für uns ein wichtiger Baustein. Erst recht, wenn über diese Güter-Infrastruktur auch die Abfälle aus der Stadt hinausbefördert werden.“ Die von der Stadt beauftragte und im Oktober vorgestellte Machbarkeitsstudie zur unterirdischen Warenbeförderung hat den grundsätzlichen Nachweis der Realisierbarkeit eines solchen Warentransportsystems erbracht. Schlankere Lösungen, wie sie beispielsweise in Hamburg angedacht sind, würden nach Auffassung der IHK einen wirtschaftlicheren Bau und Betrieb eines solchen Systems ermöglichen.