Ausbildungsstart in der Region Stuttgart: Leichter Rückgang bei den Verträgen – noch viele Stellen offen
Zum Start des Ausbildungsjahres 2025 zeigt sich am Ausbildungsmarkt in der Region Stuttgart ein leichter Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Während im Vorjahr noch 8.494 Verträge zum Stichtag 31. August gezählt wurden, sind es in diesem Jahr 8.151. Für Andrea Bosch, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Leiterin berufliche Bildung, kein Grund zum Schwarzmalen, sondern eher den Blick nach vorn zu richten. „Die Frage ist nicht allein, warum es etwas weniger Ausbildungsverträge gibt, sondern vielmehr: Wo sind die Jugendlichen, die sich derzeit nicht für eine Ausbildung entscheiden? Wir müssen diese jungen Menschen wieder erreichen und sie von den Vorteilen einer dualen Ausbildung überzeugen.“
Gastro- und Hotelgewerbe haben aufgeholt
Der Blick in die einzelnen Branchen zeigt: Das Gastro- und Hotelgewerbe ist exakt auf Vorjahresniveau (491 Neuverträge) und liegt damit über dem Durchschnitt aller Berufsgruppen. Einen Zuwachs um 5,9 Prozent verzeichnet das Bankengewerbe. Seine Zahl steigt von 473 (31.08.2024) auf 501 (31.08.2025). Auch im Baugewerbe und in der Chemiebranche wurden in 2025 mehr Neuverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Im Baugewerbe sind es mit einem Anstieg um 5,1 Prozent bisher 123 Neuverträge (Vorjahr 117). Die Chemiebranche steigt um 5,8 Prozent von 103 Verträgen (31.08.2024) auf 109 Verträge (31.08.2025).
Minus im Metallbereich und bei den Industriekaufleuten
Deutliche Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr gibt es vor allem im Metallbereich ( Minus 9 Prozent, 1.619 Neuverträge) und bei den Industriekaufleuten (Minus 11,2 Prozent, 436 Neuverträge).
Ausbildung bietet Chancen – Betriebe werben um Nachwuchs
Dennoch sind für Andrea Bosch die Startbedingungen für Schulabgängerinnen und Schulabgänger aktuell so gut wie nie. Derzeit kommen in der Region Stuttgart auf 3.055 Bewerberinnen und Bewerber noch 4.786 offene Stellen. „Die Generation der Babyboomer verabschiedet sich nach und nach in den Ruhestand und der Fachkräftemangel gewinnt weiter an Fahrt“, sagt Bosch. Der Ausbildungsmarkt habe sich gewandelt. „Heute werben die Betriebe um Auszubildende. Wer sich jetzt für eine Ausbildung entscheidet, hat die Chance auf einen krisenfesten Job und attraktive Karrierewege in den unterschiedlichsten Branchen.“
Berufsorientierung entscheidend
Besonderen Handlungsbedarf sieht die IHK bei der Berufsorientierung, insbesondere an Gymnasien. Noch immer werde zu stark auf den akademischen Weg gesetzt, während die Vorteile einer Ausbildung häufig untergehen. Bosch fordert deshalb: „Wir brauchen eine Berufsorientierung, die praxisnäher, verbindlicher und flächendeckender ist. Junge Menschen müssen die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten frühzeitig erleben – durch Praktika, Kontakte mit Betrieben und reale Einblicke in Arbeitswelten.“
Jugendliche zurückgewinnen – gemeinsam mit Schulen und Betrieben
Laut der aktuellen IHK-Ausbildungsumfrage sehen viele Betriebe weiterhin Defizite bei der Ausbildungsreife von Schulabgängern – etwa in Belastbarkeit, Motivation und sozialen Kompetenzen. Hier setzt die IHK auf gemeinsames Handeln. Andrea Bosch unterstreicht: „Wenn wir Schulen, Betriebe und Eltern stärker zusammenbringen, können wir Jugendliche wieder für Ausbildung begeistern. Denn Ausbildung ist nicht Plan B – sie ist ein sicherer, attraktiver Weg mit hervorragenden Entwicklungschancen.“
Weitere Informationen: Kurzpraktika machen Berufe erlebbar
Eine gute Möglichkeit, in die unterschiedlichen Berufe und Branchen zu schnuppern, bieten die Praktikumswochen Baden-Württemberg. Die eintägigen Praktika sind in den Herbstferien und den zwei Wochen davor (13. bis 31. Oktober 2025) bereits ab der 8. Klasse möglich. Auch Schulabgängerinnen und -abgänger oder junge Menschen, die das Studium abgebrochen haben, können so unterschiedliche Berufsfelder kennenlernen und sich kurzfristig für eine duale Ausbildung entscheiden. Unentschlossene und Ausbildungsplatzsuchende können sich auch an die Beraterinnen und Berater der IHK Region Stuttgart wenden. Diese informieren rund um die Ausbildung und unterstützen junge Menschen bei der Wahl und der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz.