Kaufkraft in der Region Stuttgart: Chancen für lebendige Innenstädte nutzen
Herre: mehr individueller Einzelhandel, weniger Internetkäufe
Die Region Stuttgart zählt gemeinsam mit den Großräumen München und Rhein-Main zu den kaufkraftstärksten Standorten Deutschlands. Mit einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von 23,5 Milliarden Euro bietet sie enormes Potenzial für den stationären Handel. Doch nicht alles davon kommt bei den lokalen Geschäften an – Onlinekäufe und Ausgaben außerhalb der Region sind dafür verantwortlich. Das zeigt die aktuelle Kaufkraftstudie der IHK Region Stuttgart.
Die Ursachen sind vielfältig: Große Einkaufszentren am Stadtrand, eingeschränkte Erreichbarkeit der Innenstädte für Kunden und Lieferanten sowie zunehmende Leerstände, die die Attraktivität der Stadtzentren beeinträchtigen. „Die Menschen in unserer Region können sich etwas leisten. Jetzt gilt es, gemeinsam mit Kommunen, Politik und Verbraucherinnen und Verbrauchern dafür zu sorgen, dass diese Kaufkraft auch in die Innenstädte fließt“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre.
Mix aus Handel, Gastro und Kultur
„Wir alle wünschen uns lebendige, individuelle Innenstädte. Dazu können wir alle beitragen, indem wir weniger online shoppen und wieder mehr vor Ort einkaufen“, appelliert Herre. Doch allein auf den Handel zu setzen, greife zu kurz. „Ein attraktiver Mix aus Kultur, Gastronomie und Freizeitangeboten macht Innenstädte lebenswert. Die Menschen müssen sich dort gerne aufhalten – dafür sind auch Sauberkeit und Sicherheit entscheidend“, ergänzt Herre. Die „City-Studie Stuttgart 2025“, beauftragt von der IHK bei der CIMA, bestätigt dies: Für 34,2 Prozent der Befragten sind kulturelle Angebote der wichtigste Faktor für eine attraktive Innenstadt. Im Vergleich mit anderen Großstädten liegt Stuttgart hier deutlich über dem Durchschnitt. Kritischer bewertet werden hingegen Sauberkeit, Sicherheit und Stadtbild – mit der Note 4. Hier sieht Herre noch Verbesserungspotenzial. „Unternehmer-Initiativen wie die „Saubere Königsstrasse“ sind ein guter Anfang“, sagt die IHK-Chefin. „Und mit dem vom Land geförderten Projekt „Innenstadtberatung“ unterstützt die IHK zudem Kommunen aktiv beim Strukturwandel.“
Positive Entwicklung trotz Herausforderungen
Trotz globaler Unsicherheiten und wachsender Kaufzurückhaltung erwartet der stationäre Einzelhandel in der Region einen Umsatz von 18,8 Mrd. Euro – 300 Millionen mehr als im Vorjahr. Über ein Viertel des Kaufkraftpotenzials Baden-Württembergs entfällt auf die Region Stuttgart. In fast allen der 60 untersuchten Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern liegt die Kaufkraft über dem Bundesdurchschnitt – besonders hoch ist sie in kleineren und mittleren Standorten rund um Stuttgart. Gleichzeitig hat Stuttgart aber im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen an Attraktivität verloren und rangiert nur noch im Mittelfeld.
Kaufkraftbindung
Die sogenannte Zentralitätskennziffer, die die lokale Kaufkraftbindung misst, ist in der Landeshauptstadt deutlich gesunken – von Platz drei im Jahr 2020 auf Platz zehn. Mittelgroße Städte rund um Stuttgart weisen hingegen hohe Werte auf, oft bedingt durch periphere Einkaufsflächen. Andere Standorte zeigen Defizite in der Nahversorgung.
Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Artikel Kaufkraft und Umsätze der Region.