Magazin Wirtschaft

Blaumacher zurückgewinnen

Jeder kennt einen Kollegen, der schwer erkrankt ist und immer wieder ausfällt. Nichts würde er sich mehr wünschen, als wieder gesund zu sein und normal arbeiten zu können. Es gibt aber auch die anderen, diejenigen, die auf­fällig oft fehlen, obwohl man von keiner chronischen Krankheit weiß. Aber vielleicht bahnt sich eine psychische Erkrankung an? Dann sollten Sie im Sinne des Unternehmens möglichst schnell vorbeugen. Hier ein paar Tipps, wie Sie vorgehen können.
Wie überall gilt, der Ton macht die Musik. Deswegen sollten Sie den Krankenrückkehrer freundlich begrüßen. Zum Beispiel: „Schön, dass Sie wieder gesund sind! Ich würde gerne ein Gespräch mit Ihnen ­führen, um Sie zu informieren, was sich so während Ihrer Abwesenheit ereignet hat, damit Sie wieder auf dem Laufenden sind. Aber zuerst interessiert mich natürlich, wie es Ihnen geht.“

Das Gespräch sollte möglichst zeitnah stattfinden

Sorgen Sie dafür, dass dieses Gespräch möglichst schnell statt­findet. Wichtig ist auch, dass ein Krankenrückkehrergespräch mit jedem stattfindet, der länger oder oft krank war. Sonst entsteht der Eindruck, Sie misstrauen bestimmten  Krankmeldungen.
Diese ­Gespräche bringen aber nur etwas, wenn sie sorgfältig vor­bereitet sind. Sorgen Sie für eine freundliche und ­störungsfreie Umgebung, selbstverständlich bei ­geschlossenen Türen. Planen Sie auch großzügig Zeit ein. Seien Sie sich aber auch Ihrer ­eigenen Gefühle und Vorurteile bewusst und versetzen Sie sich mental in die Rolle des Rückkehrers.
Fragen sie sich, ob er sich vielleicht so häufig krankmeldet, weil er sich im Betrieb nicht genügend geschätzt und gebraucht, ungerecht bezahlt oder behandelt fühlt. Oder ist die Stimmung im Team schlecht?
Vielleicht tragen Sie als Vorgesetzter auch ungewollt dazu bei, dass die Arbeit bei der „Bettkanten­entscheidung“ den Kürzeren zieht? Fragen Sie sich, ob Sie Ihre Mit­arbeiter motivieren, sie loben und wertschätzen. Oder rutscht Ihnen doch ab und zu Kränkendes durch?

Viele Mitarbeiter mögen keine Ironie

Studien zeigen, dass Mitarbeiter be­sonders empfindlich auf Ironie und das Herunterputzen vor versammelter Mannschaft reagieren. Aber auch das Herum­reiten auf Fehlern oder wenn man angeschrien oder ­ignoriert wird, demotiviert ungemein. Und wer das Gefühl hat, jemand anderes schmückt sich mit seinen Ideen, Informationen werden ihm vorenthalten oder Ideen und Verbesserungs­vorschläge versanden, verliert die Motivation.
Wertschätzung sollte das gesamte Rückkehrergespräch prägen. Machen Sie noch einmal deutlich, wie sehr Sie sich freuen, dass der Mitarbeiter wieder gesund ist. Schließen Sie daran die Problemschilderung an. Manchmal ist dann auch ein Kritikgespräch nötig. Dann ist es wichtig auszuführen, wann, wie oft und wie lange genau er gefehlt hat und welche Auswirkungen das hatte. Dies kann die Mehrarbeit der Kollegen sein, Arbeit blieb liegen. Vielleicht wurden sogar Kunden verärgert oder Termine nicht eingehalten.
Wie überall gilt, der Ton macht die ­Musik. Deswegen sollten Sie den Rückkehrer freundlich begrüßen.
Außerdem sollten Sie den Mitarbeiter auffordern, sich zukünftig sofort und ­direkt bei Ihnen zu melden, wenn er krank ist oder es Probleme gibt. Machen Sie deutlich, dass man Anerkennung nur erwarten kann, wenn man Leistung bringt, also arbeitet. Sagen Sie aber auch, dass Sie überzeugt sind, dass gemeinsam eine Lösung gefunden wird: „Mir ist es wichtig, dass Sie wieder gesund und ­motiviert arbeiten können. Ich bitte Sie, mir zu sagen, wenn Sie in irgendeiner Form Unterstützung von mir oder der Firma brauchen.“

Bei Blockaden nachhaken

Trotz aller Freundlichkeit und Wertschätzung ist so ein Gespräch für manche Mitarbeiter unangenehm, weshalb sie blockieren. Typisch sind Phrasen wie „Das geht nicht!“ Dann müssen Sie nachhaken, was genau nicht geht, unter welchen Umständen es gehen würde. Ähnlich reagieren sollten Sie auch auf Aussagen wie „Das ist unmöglich!“, „Das kann ich nicht!“ oder „Nein, das will ich nicht!“
Kommt Ihr Gegenüber mit Pauschal­urteilen oder implizierten Annahmen wie „Das ist mir zu ungenau!“, „Diese Lösung ist nicht sauber!“, Das ist schlecht!“, „Das weiß doch jeder“, fragen Sie ebenso nach, wen oder was er ganz konkret meint. ­Bleiben Sie freundlich aber bestimmt und lassen Sie kein Ausweichen zu.
Zum Schluss formulieren Sie ein gemeinsames Ziel und verabreden sich für ein Feedbackgespräch nach einiger Zeit.
Katrin Schiller, Sinnfolger – BGM mit Sinn und Verstand, Ludwigsburg, für Magazin Wirtschaft 5-6.2023, Rubrik Rat&Tat