IHK Pressemitteilung vom 12.02.2024

Jahresbeginn 2024: Konjunktur im Rems-Murr-Kreis kommt nicht in Fahrt

Die wirtschaftliche Entwicklung im Rems-Murr-Kreis verläuft, wie in der gesamten Region Stuttgart, zäh. Ein weiterer herber Absturz hingegen ist ausgeblieben. Die Geschäftserwartungen haben sich minimal verbessert, bewegen sich aber weiterhin im negativen Bereich. Für eine Erholung fehlen die nötigen Impulse. Nach einer vorübergehenden Stabilisierungsphase bis Anfang 2023 sinkt die Einschätzung der aktuellen Lage nun bereits zum dritten Mal in Folge. Der Lageindikator liegt mit 14,2 Punkten erneut um 2 Punkte niedriger als in der Herbstumfrage.
Für Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart steht fest: „Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die geopolitischen Spannungen sowie die vielfach wahrgenommene überbordende Bürokratie verlangen den Unternehmen aktuell viel ab. Was unseren Unternehmen fehlt ist die wirtschaftliche Planbarkeit und Verlässlichkeit. Die aktuelle Politik der Bundesregierung führt zu Verunsicherung und Wettbewerbsnachteilen, die nicht hingenommen werden können.“

Blick in die Branchen

Die wirtschaftliche Lage im verarbeitenden Gewerbe hat sich mit einem Plus auf 9,6 Prozentpunkten nur geringfügig verbessert. Der Abwärtstrend wurde immerhin gestoppt. Die schwächelnde Konjunktur im Inland sowie in den Hauptabnehmerländern lassen keine großen Änderungen in der Auftragslage erwarten.
Mit voller Wucht trifft die Zurückhaltung auf der Nachfrageseite einerseits und die hohen Baukosten auf der anderen Seite das Baugewerbe. Obwohl der Bedarf insbesondere nach mehr Wohnraum ungebrochen ist, bricht auch die Zahl der Baugenehmigungen stark ein, was sich wiederum auf die künftige Entwicklung im Bereich der Bauwirtschaft auswirken wird. Eine schnelle Wende der Situation ins Positive ist aktuell nicht zu erwarten.
Die Handelsbranche bewertet die aktuelle Lage besonders kritisch. Sowohl im Einzel- wie auch im Großhandel sinkt die Geschäftslage noch einmal deutlich ab. Die im Herbst erhoffte Erholung speziell im Einzel- und Onlinehandel blieb aus. Nur 28,6 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als gut, ganze 57,1 Prozent sehen ihre Lage als schlecht an.
Einen kleinen Lichtblick gibt es in der Dienstleistungsbranche. Der Lageindikator liegt mit 30,6 Prozentpunkten hier deutlich im Plus. 46,1 Prozent (H 46,7 Prozent) der befragten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche betrachten ihre Lage als gut. Zufrieden mit ihrer Lage zeigen sich 38,3 Prozent (H 40,4 Prozent) der Unternehmen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es auch bei den Erwartungen in der Branche. Vor allem Beratungsfirmen erwarten eine Verbesserung. Auch Dienstleister im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (ITK) profitieren am Voranschreiten der Digitalisierung. Das Transport- und Verkehrsgewerbe ist durch die Verschärfung der LKW-Maut und die CO2-Steuer auf fossile Kraftstoffe jedoch belastet. Zudem dürfte die schwächelnde Industrie zu sinkenden Aufträgen führen.

Steigende Exporterwartungen – ein Silberstreif

Anlass zu etwas Zuversicht gibt die Exportwirtschaft. So erwarten inzwischen 28,3 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Landkreis steigende Exporte, im Herbst waren es nur 20,9 Prozent. Auch der Lageindikator liegt nun wieder im positiven Bereich bei 11,8 Prozentpunkten und ist damit um fast 24 Prozentpunkte gestiegen.
Doch steigende Exportumsätze sind kein Selbstläufer, warnt Claus Paal: „Auf den Weltmärkten gibt es zunehmend Alternativen zu deutschen Produkten. Vor allem die Flut von Regulierungsvorschriften aus der EU verschlechtert die Wettbewerbsposition auf den außereuropäischen Märkten zunehmend“. Paal plädiert daher für viel mehr Freihandelsabkommen und weniger Regelungsdickicht.

Inlandsinvestitionen nahezu auf Vorjahresniveau

Die aktuell unsichere wirtschaftliche und politische Lage wirkt auch hemmend auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich von -1,6 Punkten auf -0,8 Punkten minimal verbessert und bleibt immer noch im negativen Bereich.
Wenn investiert wird, dann in erster Linie in den Ersatzbedarf. Der deutliche prozentuale Anstieg mit über 66 Prozent auf Platz 1 zeigt, dass vor allem im verarbeitenden Gewerbe Investitionen in Angriff genommen werden, um die hohen Emissionslasten zu reduzieren sowie Energiekosten einzusparen.

Wirtschaftspolitik wird als Risiko eingestuft

Wie in der Herbstumfrage ist das Risiko einer nachlassenden Inlandsnachfrage das am häufigsten genannte. Der Fachkräftemangel, die Arbeitskosten und die Energiekosten werden seit Frühjahr 2023 weiterhin als große Risiken angesehen.
Eine Verschiebung gab es hinsichtlich der Wirtschaftspolitik. Diese ist nun unter den fünf größten Risiken angekommen und spiegelt die Unsicherheit im Hinblick auf die aktuelle politische Situation in Deutschland wider.

Arbeitsplätze gefährdet

Die konjunkturelle Schwäche wirkt sich langsam auch auf den Arbeitsmarkt aus. Über nahezu alle Branchen hinweg rechnen die Unternehmen derzeit mit einem weiteren Beschäftigungsabbau. Der Lageindikator liegt bei -5 Punkten (im Herbst noch bei -2,1 Punkten) Ausnahme hiervon ist lediglich der Dienstleistungssektor mit einem Plus von knapp 3 Punkten auf 11,1 Punkte. Durch die schwächelnde Konjunktur werden im Moment nicht alle Mitarbeiter gebraucht. Dem gegenüber steht aber der Mangel an geeigneten Fachkräften.
„Daher sollte eine Fachkräftesicherung und -entwicklung im Zeichen von demografischem Wandel und Transformation das Gebot der Stunde sein. Und deshalb muss noch stärker in Aus- und Weiterbildung bzw. die strategische Personalplanung investiert werden. Nur mit gut aus- und weitergebildeten Beschäftigten kann die Transformation gelingen.“ so Markus Beier, leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr.
Die Ergebnisse stammen aus der Jahresbeginn-Umfrage der IHK Region Stuttgart, an der im Zeitraum vom 2. bis 22. Januar 2024 insgesamt 741 Unternehmen teilnahmen, darunter 114 aus dem IHK-Bezirk Rems-Murr. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.

Weitere Informationen

Den gesamten Konjunkturbericht für den Jahresbeginn 2024 sowie die Veröffentlichungen aus Herbst und Sommer 2023 finden Sie unter www.ihk.st/rm-konjunktur.

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