Wirtschaftslagebericht

Stark unter Druck: Bessere Rahmenbedingungen jetzt, wann denn sonst?

In der Herbstumfrage geben rund 74 Prozent der befragten Unternehmen im IHK-Bezirk Ludwigsburg eine gute oder befriedigende Geschäftslage an (28 und 46 Prozent). Bei 26 Prozent ist sie schlecht. Bei rund vier von zehn Unternehmen ist der Umsatz im Vergleich zum Herbst 2022 gefallen, nur bei jedem dritten gestiegen.
Die Nachfrageschwäche setzt sich beim aktuellen Auftragseingang fort: Fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) verzeichnet derzeit eine fallende Tendenz, weniger als jedes fünfte (knapp 18 Prozent) eine steigende. Der Ausblick auf die nächsten 12 Monate fällt mit lediglich rund 19 Prozent „verbessern“ aber 44 Prozent „verschlechtern“ Geschäftserwartungen recht pessimistisch aus. „Das Zusammenwirken von Nachfrageschwäche, Kostensteigerungen und geopolitischen Krisen drückt stark auf die Konjunktur. Die Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen müssen daher schnell und durchgreifend verbessert werden“, kommentiert Bezirkskammerpräsident Julian Pflugfelder die Umfrageergebnisse. Meistgenanntes Geschäftsrisiko ist jetzt mit rund 73 Prozent eine schwache Inlandsnachfrage (14 Prozentpunkte mehr Nennungen als im Frühsommer), vor Fachkräftemangel mit 57 Prozent (minus 13 Punkte). Es folgen steigende Arbeitskosten mit 54 und hohe Energiepreise mit 53 Prozent Nennungen. Im Vergleich zum Frühsommer hat die Risikobewertung bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen von 24 auf 42 Prozent und bei der Auslandsnachfrage von 16 auf 31 Prozent deutlich zugenommen. „Angesichts der vielen Herausforderungen vermissen die Unternehmen eine Wirtschaftspolitik, die Wachstumshemmnisse beseitigt und Anreize für Investitionen setzt. Wir brauchen verlässliche und bezahlbare Energie, gute Bildung, Fachkräfte und Infrastruktur, weniger kleinteilige Vorgaben und kürzere Genehmigungsverfahren. Und bei all dem benötigen wir Planungssicherheit“, so Pflugfelder.
Die Investitionsplanungen fallen mit rund 16 Prozent „zunehmen“ und 36 Prozent „abnehmen“ Rückmeldungen sehr zurückhaltend aus. Ähnliches gilt für die Beschäftigungspläne, wo aktuell rund 12 Prozent „steigen“ 28 Prozent „fallen“ Angaben gegenüberstehen.  Beim Blick in die Branchen zeigt sich im heterogenen Dienstleistungssektor mit rund 39 Prozent „gut“ und 23 Prozent „schlecht“ Rückmeldungen per Saldo noch das positivste Lagebild. Aus der Industrie kommen rund 23 Prozent „gut“ und 24 Prozent „schlecht“ Lagebewertungen. Der entsprechende Saldowert gibt im Vergleich zum Frühsommer um 26 Prozentpunkte nach. Die Kapazitätsauslastung liegt im Durchschnitt bei unbefriedigenden 78 Prozent, nach zuletzt 82 und 85 vor einem Jahr. Im Baugewerbe haben gestiegene Zinsen und hohe Baukosten die Neuaufträge im Wohnungsbau einbrechen lassen. Aus dem Handel kommen rund 22 Prozent „gut“ und 35 Prozent „schlecht“ Lageangaben. Der Konsum wird von der Inflation beeinträchtigt, der produktionsverbindende Großhandel spürt die schwächere Nachfrage aus Industrie und Baugewerbe. Die Aussichten der Unternehmen auf die kommenden 12 Monate sind in allen Branchen per Saldo pessimistisch: Mit minus 2 Prozentpunkten ist die Differenz aus „verbessern“ und „verschlechtern“ Erwartungen bei den Dienstleistern noch relativ am günstigsten, im Vergleich zu minus 35 Punkten in der Industrie und minus 41 im Handel.
An der Herbst-Umfrage der IHK Region Stuttgart haben im Zeitraum 15. September bis 9. Oktober 2023 insgesamt 685 Unternehmen teilgenommen, darunter 141 aus dem IHK-Bezirk Ludwigsburg.