Wirtschaftslagebericht

Stabilisierung, aber wenig Impulse

In der Frühsommerumfrage geben rund 40 Prozent der befragten Unternehmen im IHK-Bezirk Ludwigsburg eine gute, 51 Prozent eine befriedigende und 8 Prozent eine schlechte Geschäftslage an.
Der Saldowert aus „gut“ minus „schlecht“ Lagebewertungen verbessert sich im Vergleich zum Jahresbeginn um knapp 7 Prozentpunkte, liegt aber 2 Prozentpunkte unter dem vom Frühsommer 2022. Mit rund 21 Prozent „verbessern“ und 23 Prozent „verschlechtern“ Geschäftserwartungen für die nächsten 12 Monate ist der entsprechende Differenzwert nur noch leicht negativ, zu Jahresbeginn lag das Verhältnis noch bei 20 zu 30 Prozent. „Wir haben eine Stabilisierung in einem weiterhin von hohen Risiken geprägten Umfeld. Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht absehbar, es fehlt an weltwirtschaftlicher Dynamik, die Preise für Material und Energie bewegen sich auf sehr hohem Niveau, die Zinsen steigen. Ein Aufschwung in der Breite ist derzeit nicht in Sicht“, so das Fazit von Bezirkskammerpräsident Julian Pflugfelder.
Meistgenanntes Geschäftsrisiko ist mit rund 70 Prozent der Fachkräftemangel (plus 3 Prozentpunkte Nennungen im Vergleich zum Jahresbeginn). Es folgen die Sorgen vor einer schwächeren Inlandsnachfrage mit 59 Prozent (plus 2 Prozentpunkte), hohen Energiepreisen mit 58 Prozent (minus 6 Prozentpunkte) und steigenden Arbeitskosten mit 53 Prozent Nennungen (plus 4 Prozentpunkte). „Der Fachkräftemangel ist das Top-Geschäftsrisiko und überall spürbar. Wir brauchen mehr Ausbildung und Qualifizierung, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf plus eine Fachkräfteeinwanderung nach einfachen und transparenten Regeln“, fordert Pflugfelder. 
Die Investitionsplanungen sind mit rund 27 Prozent „zunehmen“ und 23 Prozent „abnehmen“ Rückmeldungen wenig dynamisch. Digitalisierung ist dabei das meistgenannte Motiv, vor Ersatzbedarf und Umweltschutz/Energieeffizienz (60/57/50 Prozent Nennungen). Bei den Beschäftigungsplänen stehen aktuell rund 18 Prozent „steigen“ 21 Prozent „fallen“ Angaben gegenüber.  
Der Blick auf die Branchen ergibt ein gemischtes Bild: Das positivste Lagebild zeigt sich mit knapp 55 Prozent „gut“ und 45 Prozent „befriedigend“ Rückmeldungen im breit gefächerten Dienstleistungssektor. Dazu hat auch die verbesserte Nachfrage im Hotel- und Gaststättengewerbe beigetragen. Mit Blick auf die nächsten 12 Monate erwarten rund 32 Prozent der Serviceunternehmen bessere und lediglich 7 Prozent schlechtere Geschäfte.
Aus der Industrie kommen rund 34 Prozent „gut“ und 9 Prozent „schlecht“ Lagebewertungen. Der entsprechende Saldowert gibt im Vergleich zum Jahresbeginn um 5 Prozentpunkte nach. Beim Auftragseingang fehlen bei rund 22 Prozent „steigend“ und 29 Prozent „fallend“ Rückmeldungen aktuell die Impulse. Die Kapazitätsauslastung liegt im Durchschnitt bei 82 Prozent, nach zuletzt 85. Mit Blick auf die nächsten Monate halten sich optimistische und pessimistische Einschätzungen mit 24 zu 23 Prozent annähernd die Waage. 
Im Baugewerbe ist das Lagebild uneinheitlich, vielfach zehrt man noch vom aufgebauten Auftragsbestand. Der Ausblick auf die nächsten 12 Monate ist angesichts hoher Baumaterialpreise, gestiegener Finanzierungskosten und der Verschiebung von Bauprojekten von Skepsis geprägt.
Im Handel zeigt sich bei rund 33 Prozent „gut“ und 14 Prozent „schlecht“ Lageangaben im Vergleich zum Jahresbeginn eine Seitwärtsbewegung. Die Geschäftserwartungen fallen mit rund 8 Prozent „verbessern“ und 23 Prozent „verschlechtern“ Einschätzungen recht zurückhaltend aus. Der produktionsverbindende Großhandel spürt eine schwächere Nachfrage von Industrie und Bauwirtschaft. Der Einzelhandel erwartet angesichts hoher Inflation und gestiegener Wohnnebenkosten ein schwieriges Konsumjahr. Hinzu kommt, dass der Nachholbedarf bei Reisen nach der Corona-Pandemie häufig mit Konsumzurückhaltung an anderer Stelle verbunden ist. Hoffnungsträger ist die stabile Beschäftigungslage.
An der Frühsommer-Umfrage der IHK Region Stuttgart haben im Zeitraum 14. April bis 5. Mai 2023 insgesamt 709 Unternehmen teilgenommen, darunter 146 aus dem IHK-Bezirk Ludwigsburg.