Wirtschaftslagebericht

Wirtschaftslagebericht Herbst 2024

Die Nachfrageflaute hat auch die Wirtschaft im IHK-Bezirk Ludwigsburg fest im Griff: Der Umsatz ist im Vergleich zum Herbst 2023 bei fast jedem zweiten befragten Unternehmen gefallen, nur bei rund jedem fünften gestiegen (48 zu 19 Prozent). Beim Auftragseingang verzeichnet rund jedes zweite Unternehmen derzeit eine fallende Tendenz, nur jedes zehnte eine steigende (51 zu 11 Prozent). Die Kombination von Nachfrageschwäche und hohem Kostenniveau, insbesondere bei den Arbeits- und Energiekosten, drückt auf die Erträge. In der Konsequenz bewerten lediglich 14 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, 29 Prozent dagegen mit „schlecht“. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate gehen nur knapp 12 Prozent der Unternehmen von besseren, aber 41 Prozent von schlechteren Geschäften aus. „Dass so viele Unternehmen ihre Lage mit schlecht bewerten, gab es zuletzt im Corona-Herbst 2020. Besserung ist mit Blick auf die derzeitigen konjunkturellen und strukturellen Rahmenbedingungen sowie die geopolitischen Risiken leider nicht in Sicht“ kommentiert die leitende Geschäftsführerin Sigrid Zimmerling die Umfrageergebnisse.
Dementsprechend zurückhaltend sind die inländischen Investitionsplanungen mit rund 12 Prozent „zunehmen“ und 44 Prozent „abnehmen“ Angaben. Ähnlich die Beschäftigungspläne, wo 7 Prozent „steigen“ fast 33 Prozent „fallen“ Rückmeldungen gegenüberstehen. Meistgenanntes Geschäftsrisiko ist eine schwache Inlandsnachfrage, gefolgt von hohen Arbeitskosten, der unsteten Wirtschaftspolitik, den hohen Energiepreisen und dem Fachkräftemangel (rund 77/60/47/43/42 Prozent Nennungen). „Die Verunsicherung der Unternehmen darüber, wie es nachfrageseitig und bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hier am Standort weiter geht, ist sehr groß. Ohne ein Reformpaket, das wettbewerbsfähige Energiepreise, eine spürbare Reduzierung der Steuer- und Abgabenlast sowie drastisch weniger Regulierung enthält, kommen wir nicht wieder in die Offensive. Das sagen uns die Unternehmen sehr deutlich“, so Zimmerling.
Der Blick in die Branchen zeigt in der Industrie ein Abrutschen in die Rezession (Lage-Saldowert minus 24 Prozentpunkte, nach zuletzt minus 10 Prozentpunkten). Die Kapazitätsauslastung ist mit durchschnittlich 76 Prozent klar unbefriedigend. Im Baugewerbe belastet weiterhin die Schwäche im Wohnungsbau, die Talsohle scheint aber erreicht. Im breit gefächerten Dienstleistungssektor zeigt sich ein eingetrübtes, unter dem Strich nur noch leicht positives Lagebild (Saldowert plus 3 Prozentpunkte). Der Einzelhandel beklagt ein zurückhaltendes Kaufverhalten seiner Kunden, die zu Vorsichtssparen neigen. Der produktionsverbindende Großhandel ist weiterhin mit der schwächelnden Nachfrage aus Industrie und Bau konfrontiert. Bei den Geschäftserwartungen gibt es in allen Branchen mehr Pessimisten als Optimisten.
An der Herbst-Umfrage der IHK Region Stuttgart haben vom 9. bis 27. September 2024 insgesamt 700 Unternehmen teilgenommen, darunter 141 aus dem IHK-Bezirk Ludwigsburg.