Bezirksversammlung Ludwigsburg

Was den Wirtschaftsstandort bewegt

Was sind die größten Hoffnungen und Sorgen mit Blick auf den Wirtschaftsstandort? Welche Ziele haben sich die Stadtverwaltungen gesetzt, um den Bürokratieabbau voranzutreiben? Darüber und über viele weitere Fragen hat die IHK auf ihrer Bezirksversammlung in Ludwigsburg mit den Oberbürgermeistern Dr. Matthias Knecht (Ludwigsburg), Nico Lauxmann (Kornwestheim) und Michael Makurath (Ditzingen) diskutiert. Moderiert wurde die Runde, die sich im Möbelhaus SCHMID’S DOMINO HOME COMPANY in Sachsenheim getroffen hat, von Bezirksversammlungsmitglied Armin Maschke, Geschäftsführer der Avila Immobilien GmbH & Co. KG.
„Mit Sorge sehen wir, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen am Standort von immer mehr Unternehmen als Geschäftsrisiko wahrgenommen werden“, sagt Julian Pflugfelder, Präsident der Bezirkskammer Ludwigsburg. Das haben in der aktuellen Konjunkturumfrage immerhin 37 Prozent der Befragten angegeben. Die hohen Energiepreise, die Inflation und die ausufernde Bürokratie wirken sich auf die Stimmung der Unternehmen aus. Das Ergebnis ist, dass sich viele Betriebe bei Investitionen zurückhalten und auch bei ihren Beschäftigungsplanungen vorsichtig sind. 
Welche konkreten Erwartungen er an den im vergangenen Oktober beschlossenen Strategieprozess hat, der den Landkreis Ludwigsburg als Wirtschaftsstandort zwischen Stuttgart und Heilbronn weiter
entwickeln soll, wollte der Moderator vom Ditzinger OB Michael Makurath wissen: „Ich würde mir wünschen, dass der Prozess die Akteure an einen Tisch bringt, die Zusammenarbeit stärkt und zu einer Sensibilisierung für die Fragestellungen des Wirtschaftsstandorts beiträgt. Entscheidend wird dabei auch sein, ob und wie es gelingt, Akzeptanz über die in unserem Ballungsraum kritischen Themen, wie z.B. neue Gewerbeflächen, in der Öffentlichkeit herzustellen.“
Die immensen Belastungen durch immer neue bürokratische Vorgaben sind ein Thema, das auch die Unternehmen im Kreis Ludwigsburg besonders umtreibt. Der Ludwigsburger OB Dr. Matthias Knecht stellt fest, dass „wir uns als Kommune in einem Modernisierungs- und Konsolidierungsprozess befinden, der auch unsere internen Arbeitsabläufe und die Produkte, die wir digitalisieren können, sehr genau anschaut. Denn wo wir als Städte wieder etwas mutiger und offener werden, sinkt auch unsere Arbeitsbelastung. Die richtige Balance zwischen der Vorgabe von nötigen Richtlinien und Toleranz von unternehmerischen Ideen finden, das ist unser Ziel.“ Kollege Makurath ergänzt: „Unternehmen und Kommunen sitzen hier im selben Boot. Die begonnenen gemeinsamen Bemühungen auf Bundes- und Landesebene, z.B. über die Entlastungsallianz unnötige Bürokratie abzubauen, müssen wir gemeinsam nach Kräften weiter unterstützen.“ Der Kornwestheimer OB Nico Lauxmann unterstützt die Aussagen. Er stellt fest, „dass sich auch die Städte und Gemeinden oftmals in einem Spagat zwischen den Vorgaben von Bund und Land auf der einen und den Bedürfnissen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger auf der anderen Seite befinden. Eine bürgernahe Verwaltung zeichnet sich in meinen Augen durch Transparenz, Zugänglichkeit und Effizienz aus. Es ist wichtig, dass die Menschen leicht auf Informationen zugreifen können, ihre Anliegen schnell und unkompliziert bearbeitet werden und die Verwaltung offen für Feedback und Verbesserungsvorschläge ist. Es ist uns in Kornwestheim daher ein großes Anliegen, unsere Angebote durch digitale Services und eine kundenorientierte Haltung bürgerfreundlich zu gestalten und unsere Dienste stetig zu optimieren, aber dabei selbstverständlich auch den rechtlichen Vorgaben Rechnung zu tragen."
Die IHK ist bereits aktiv geworden und hat den sogenannten Bürokratiecheck ins Leben gerufen. Dabei können Unternehmen über die eingerichtete Mailadresse buerokratieabbau@stuttgart.ihk.de überflüssige bürokratische Regelungen einreichen. Die IHK wertet diese mittels eines KI-Tools aus und erarbeitet Lösungsansätze. „Für unsere Unternehmen ist es wichtig, dass endlich an der Bürokratieabbau-Schraube gedreht wird. Das Ausmaß der Belastungen ist vor allem für kleinere Betriebe kaum noch zu bewältigen“, weiß Sigrid Zimmerling, Leitende Geschäftsführerin der Bezirkskammer Ludwigsburg. 
Ebenfalls diskutiert wurde die Betreuungsinfrastruktur im Kreis Ludwigsburg. „Vor dem Hintergrund des grassierenden Fachkräftemangels ist für die Betriebe wichtig, dass Frauen und Männer nach Eltern- und Pflegezeit möglichst schnell wieder in den Beruf einsteigen können“, sagt Zimmerling. Hier gilt es für die Kommunen, zum Beispiel ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen. OB Makurath ist dabei der Ansicht, dass „der Fachkräftemangel auch die Erfüllung von Rechtsansprüchen auf Betreuung behindert. Deshalb muss auf dem Weg zum Ausbau der Angebote, wo notwendig, auch über die Standards der Betreuung diskutiert werden. Der in diesem Jahr neu eingeführte „Erprobungsparagraf“ gibt den Trägern hier mehr Flexibilität. Das Beharren auf Maximalanforderungen, die in der Realität nicht eingelöst werden können, hilft nämlich weder Eltern, noch Kommunen oder Unternehmen weiter.“ OB Dr. Knecht bekräftigt: „Das muss man differenziert sehen. Kita-Plätze sind natürlich großer Standortfaktor. Allerdings kostet uns eine Kita inzwischen zwischen 8 und 10 Millionen Baukosten und was weitaus schwieriger zu stemmen ist, ist dabei gute Fachkräfte zu finden. Da sehe ich die Unternehmen ein Stück weit mehr in der Pflicht. Wenn wir es schaffen, bürokratisch Hürden abzubauen, sollten Betriebskitas mehr zum „Standard“ werden.“