Beruf und Pflege

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie umfasst nicht nur die Betreuung von Kindern. Bedingt durch die demografischen Gegebenheiten treten Fälle pflegebedürftiger Familienangehöriger verstärkt auf. Doch während die Betreuung von Kindern häufig absehbar ist, können Pflegefälle akut auftreten. Unternehmen, die sich vorab mit dem Thema befasst haben, können schneller reagieren und gemeinsam mit dem betroffenen Mitarbeiter langfristige Arbeitsausfälle reduzieren.

Vorteile für das Unternehmen:

  • spart Aufwendungen
    durch die Möglichkeit vorbereitet schneller im Notfall reagieren zu können
  • verstärkt die Loyalität des Mitarbeiters
    wenn die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger ernstgenommen und vertrauensvoll behandelt wird
  • erleichtert die Handhabung im Notfall
    da die rechtlichen Aspekte und Möglichkeiten vorher klar erläutert wurden

Akuter Pflegefall

Freistellung

Tritt ein akuter Pflegefall auf, hat der Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf bis zu 10 Arbeitstage im Jahr - ohne Ankündigungsfrist - der Arbeit fernzubleiben (kurzzeitige Arbeitsverhinderung). Das gilt unabhängig von der Unternehmensgröße. Selbstverständlich sollte der Arbeitnehmer aber das Unternehmen darüber informieren. Der Arbeitnehmer hat die Möglichkeit für diese Zeit Pflegeunterstützungsgeld zu beantragen. Das muss bei der Pflegeversicherung des Angehörigen geschehen.

Erste Unterstützung

Wenn ein Pflegefall akut eintritt, ist es vielfach eine starke emotionale Belastung. Viele Fragen kommen auf. Die Pflegestützpunkte in Mecklenburg-Vorpommern dienen als erste Informations- und Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Pflege. In Westmecklenburg befinden sich Pflegestützpunkte in:

Andauernder Pflegefall

Familienpflegezeit

Die Familienpflegezeit unterstützt Angehörige bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Beschäftigte können sich für die Pflege eines nahen Angehörigen bis zu 24 Monate teilweise von der Arbeit freistellen lassen. Mehr Informationen finden Sie beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nutzen können Sie auch den angebotenen Online-Familienpflegezeit-Rechner für eine erste Orientierung.

Vorbereitet sein

Um längere Ausfallzeiten des Arbeitnehmers zu minimieren, sollten Unternehmen sich vorher mit den grundlegenden Aspekten rund um das Thema und den möglichen Instrumenten vertraut machen.

Pflege zum Thema machen

Unternehmen, die Pflege zum Thema machen, ermuntern ihre Beschäftigten sich damit auseinanderzusetzen und mögliche Pflegefälle für sich und mit ihrem Arbeitgeber zu thematisieren. Dafür ist eine vertrauensvolle Unternehmenskultur entscheidend. Stellen Sie dazu z.B. Informationen im Pausenraum zur Verfügung:
Wo gibt es ambulante Pflegedienste in der unmittelbaren Umgebung? Gibt es Notfallbetreuungsangebote in der Nähe? Woher bekommt man Hilfe im Haushalt? Die Auslage einiger Anbieter dieser Dienstleistungen kann im Notfall hilfreich sein.

Sonderurlaub

Vielleicht reichen 10 Arbeitstage nicht aus und eine Woche länger wäre z.B. hilfreich, auch um eine Doppelbelastung beim Arbeitnehmer zu reduzieren. Prüfen Sie daher auch die Option einer (unbezahlten) Freistellung über den gesetzlichen Anspruch hinaus.

Finanzielle Unterstützung

Prüfen Sie, ob es Möglichkeiten gibt, finanzielle Unterstützungen oder Sachleistungen zu leisten. Das wären z.B. Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen.

Kontakt halten

Sollte eine längere Freistellung nicht vermeidbar sein, halten Sie zu dem betreffenden Arbeitnehmer Kontakt. Binden Sie ihn z.B. bei Unternehmensfeiern mit ein oder bieten Sie regelmäßige Gespräche an, um ihm perspektivisch den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern.

Flexible Arbeitsmodelle

Flexible Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle können den Stress der Doppelbelastung mindern. Prüfen Sie, ob die Jobtätigkeit und die Aufwendungen die notwendig wären (Laptop, VPN, etc.,), machbar und leistbar sind.

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