Rückblick

Junge Ideen: Diskussion zum Hochschulstandort Schwerin

Am 21. November 2023 fand die Podiumsdiskussion “Schwerin als Hochschulstandort Quo Vadis?” im Rahmen der Schweriner Wissenschaftswoche statt. Unter dem Titel "Neue Sterne in Sicht! Alt- und Neu-Schweriner diskutieren darüber, wie die Landeshauptstadt ihre Anziehungskraft für junge Menschen steigern kann" versammelten sich über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um die Zukunft Schwerins als lebendigen Ort für die junge Generation zu diskutieren.

Über Erfolge, Herausforderungen und Chancen

Die Gäste wurden mit Grußworten des Hauptgeschäftsführers der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, Siegbert Eisenach, und des Oberbürgermeisters von Schwerin, Rico Badenschier, empfangen.
Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwerin, eröffnete die Veranstaltung mit einer eindringlichen Rede. Er sprach über Erfolge sowie bestehende Hürden der letzten Zeit und bekräftigte:
“Die vielen kleinen Schritte, die wir in den vergangenen Jahren vorangekommen sind, bestärken uns als IHK darin, uns auch zukünftig für den Ausbau des Hochschul- und Wissenschaftsstandort Westmecklenburg einzusetzen.”
Zu betonen sei dabei, dass diese Bemühungen nie zum Nachteil oder in Konkurrenz zu anderen Bildungseinrichtungen des Landes unternommen werden, sondern nur in enger Abstimmung und Kooperation mit diesen.
Neben dem Ausbau des Hochschulstandorts gehört es aber auch dazu, über konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Standortattraktivität zu sprechen, um die Landeshauptstadt zu einer anziehenden Studierendenstadt weiterzuentwickeln. Daher lag der Fokus der Veranstaltung auf den Bedürfnissen der jungen Generation, so Eisenach.
Im Anschluss sprach Dr. Rico Badenschier, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin, sein Grußwort. Dabei drückte er sein Bedauern darüber aus, dass der Anteil der jungen Menschen unter 25 Jahren in Schwerin lediglich knapp 22 Prozent beträgt. Mit einem nachdenklichen Unterton berichtete er, dass es in den Reihen der Stadtvertreter niemanden in diesem Alter gibt – das wünsche er sich anders. Seine Worte unterstrichen die drängende Notwendigkeit, die Stadt für junge Menschen attraktiver zu gestalten und ihre Bedürfnisse sowie Anliegen verstärkt in den Fokus zu rücken.

Aus Eigensinn gemeinsame Sache machen

Die Diskussion begann nach einem inspirierenden Impulsvortrag “Campus Schwerin: Ansichten wissensbasierter Stadtentwicklung” von Stadtentwickler Stefan Postert. In seinem Vortrag beleuchtete er verschiedene Schritte und Perspektiven in der Stadtentwicklung, die berücksichtigt werden müssen, um die Anziehungskraft einer Stadt für junge Menschen zu erhöhen. Besonders thematisierte er die Frage:
“Was macht unsere Innenstädte Lohnenswert? Liebenswert? Und was Lebenswert?”
Zudem betonte er die Verbindung zwischen Hochschulstrukturen und Stadtentwicklung. Seiner Ansicht nach erfordert es vor allem dynamische Strategien anstelle statischer Konzepte, um in einer Stadt neue Vorhaben und Projekte voranzutreiben. Hierfür benötigt es vor allem Menschen, die machen, treiben und entscheiden.

Was fehlt Schwerin?

Begleitet von der Moderation von Janine Pleger, maxpress agentur für kommunikation GmbH & Co. KG, traten die fünf Podiumsgäste in den Dialog und stellten sich den Fragen. Eingangs stellte Frau Pleger allen Teilnehmern folgende Aufgabe:
“Beschreibe in einem Satz was dir in Schwerin fehlt.”
Die Diskussionsteilnehmer repräsentierten unterschiedliche Perspektiven und Fachgebiete, dennoch waren sie sich in vielen Punkten einig.
  • Justina Behne, Studentin der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) am Standort Schwerin, brachte während der Diskussion ihre Perspektive auf die Angebote und Herausforderungen für Studierende in Schwerin ein. Sie betonte, dass sie das studentische Leben in der Stadt als wenig präsent empfindet. Ihrer Meinung nach müssten diverse Angebote für Studierende breiter aufgestellt werden. Justina Behne berichtete, dass die HdBA selbst sehr gut vernetzt ist und einige Anlaufstellen für die Studierenden bereithält, es außerhalb des Campus jedoch wenige Möglichkeiten für sie gibt, abseits des Lernens zusammenzukommen und ihre Freizeit zu gestalten. Sie empfindet es als besonders wichtig, dass private Hochschulen und Berufsschulen gemeinsam mit der Landeshauptstadt mehr für die junge Generation auf die Beine stellen.
  • Tanja Holz, verantwortlich für das Marketing von Fachkräften und Ansprechpartnerin für Neu-Schweriner in der Landeshauptstadt Schwerin, betonte die Bedeutung eines reibungslosen Starts für Neuankömmlinge in Schwerin. Sie unterstrich, dass die Stadt sich darüber im Klaren ist, dass Lebensqualität alle Aspekte, von Ausbildung über Arbeit bis hin zu Freizeit, umfasst. Frau Holz sicherte zu, die Anliegen der Studierenden verstärkt in den Fokus zu rücken und einen intensiveren Austausch mit ihnen zu pflegen, um zukünftige Wünsche und Ideen effektiver umzusetzen.
  • Martin Neuhaus, Mitinitiator des MusikKlubs, hat sich als einer der Vorreiter erwiesen, wenn es darum geht, Dinge in der Stadt voranzutreiben. Er unterstrich die bedeutenden Entwicklungen, die aus vermeintlich simplen Ideen für die Bürgerinnen und Bürger Schwerins entstehen können. Die Umsetzung seiner musikKlub-Idee verlief reibungslos, und die unerwartet hohe Teilnahme an den Dienstagabenden im Sommer auf dem Markt verdeutlichte den hohen Bedarf an Begegnungsorten in Schwerin. Neuhaus betonte seine Vision, mehr Leben in die Stadt zu bringen und die Menschen zu begeistern, um Schwerin weiterzuentwickeln und für junge Menschen attraktiver zu gestalten.
  • Stefan Postert, Teamleiter bei Stadt + Handel aus Hamburg, betonte nachdrücklich, dass vor allem der gemeinsame Wille aller Beteiligten, das gleiche Ziel zu erreichen, als Grundstein vor allen Plänen und Ideen vorhanden sein muss. Denn ohne diesen gemeinsamen Willen könne aus dem „ob“ niemals ein „wie“ werden.
  • Cyuna-Marie Reisdorf, Studentin der MSH am Standort Schwerin, brachte ihre Perspektive ein und betonte während der Diskussion, dass sie sich in Schwerin generell wohl fühlt. Dennoch sieht sie Luft nach oben für das studentische Leben in der Stadt. Insbesondere wünscht sie sich mehr Angebote für Studenten, sei es in der Gastronomie oder im Bereich Sport. Zudem hob sie die Bedeutung von mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz für die studentische Gemeinschaft hervor.
Aus den Beiträgen des Plenums wurde deutlich, dass für Studierende insbesondere die Themen bezahlbarer Wohnraum und zuverlässige Informationsangebote zur besseren Orientierung in der Landeshauptstadt von zentraler Bedeutung sind. Auch wurde betont, dass ein Netzwerk aus Auszubildende, Berufsschüler und Studenten essenziell ist, um gemeinsam Projekte voranzutreiben.
Die weit verbreitete Unwissenheit darüber, dass man in Schwerin studieren kann, wurde als Problem erkannt. Selbst wenn Studierende den Weg hierher finden, fehlen zentrale Anlaufstellen, Vernetzungsmöglichkeiten und Plattformen für den Austausch. Daher wurde angeregt, die Bekanntheit des Studienangebots zu verbessern, zentrale Anlaufstellen und Plattformen für junge Menschen zu schaffen und diese besser zu vermarkten. Diese Maßnahmen würden langfristig auch die Fachkräftesituation in unserem Land beeinflussen. Ein Unternehmer teilte zudem mit, dass die Herausforderung in Schwerin nach seinen Erfahrungen nicht darin bestehe, Fachkräfte zu gewinnen, sondern sie am Standort zu halten.
Die Diskussion behandelte eine Vielzahl von Themen, insbesondere die gesellschaftliche Sensibilisierung für junge Menschen in der Stadt und die Rolle von Ansprechpartnern und Anlaufstellen. Der Tenor der Studierenden war der Wunsch nach mehr Angeboten und einer stärkeren Willkommenskultur. Es wurde deutlich, dass es nicht an Visionen, Ideen oder engagierten jungen Menschen mangelt, die etwas bewegen wollen.
Die Forderung, Entscheidungsträger einzubinden und zur Verantwortung zu ziehen, um effektive Schritte voranzubringen, wurde betont. Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Austausch werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Schwerin als lebenswerten Ort für die junge Generation weiter zu entwickeln und die Standortattraktivität nachhaltig zu steigern. Die Stadt sicherte zu, sich verstärkt den Belangen der Studierenden zuzuwenden und sie intensiver in die Stadtentwicklung einzubinden.

Zusammenfassung und Ausblick

Zusammenfassend betonte die Podiumsdiskussion die aktuellen Herausforderungen und schuf Raum für Austausch zur Steigerung der Standortattraktivität Schwerins für junge Menschen. Die rege Beteiligung von jungen Menschen unterstreicht das Bestreben, ihre Anliegen aktiv zu berücksichtigen. Die Stadt hat ihre Bereitschaft zur verstärkten Einbindung der Studierenden in die Stadtentwicklung bereits signalisiert.
Die Diskussion sorgte dafür, dass sich motivierte junge Menschen und Akteure aus der Stadt vernetzen konnten. Sie bot ihnen eine Möglichkeit, ihren Wünschen Gehör zu verleihen, mit dem Ziel, Schwerin für diese Zielgruppe attraktiver zu machen und somit mehr junge Menschen hier zu halten und anzuziehen.
Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin wird sich gemeinsam mit der Schweriner Hochschulinitiative weiter für den Ausbau des Hochschulstandorts Schwerin einsetzen und das Engagement fortsetzen, um die Landeshauptstadt Schwerin als attraktiven Studien-, Ausbildungs- und Lebensort für junge Menschen stetig weiter zu entwickeln.