Nationale Studie: Zukunftsfeste Innenstädte

Die nationale Studie zeigt Perspektiven der Innenstadtentwicklung auf. Welche Folgen hatte und hat die Corona-Pandemie für die Innenstädte in Deutschland? Die Studie liefert Zahlen und Empfehlungen.

Anlass und Ziel der Studie

Erste Tendenzen der deutschlandweiten Studie „Zukunftsfeste Innenstädte: Zwischenbilanz und Strategien“ der imakomm Akademie liegen vor. Ziel der Studie war die Gewinnung von praxisrelevanten Erkenntnissen für die Zukunft der Innenstädte. 750 Verteterinnen und Vertreter aus Kommunen und Wirtschaftsvereinigungen in ganz Deutschland beteiligten sich an der Online-Befragung. Die IHK-Organisation unterstützte die Untersuchung, die im November 2021 veröffentlicht wurde. 
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung haben das öffentliche Leben im Frühjahr 2020 urplötzlich zum Erliegen gebracht. Zu diesem Zeitpunkt waren langfristige Prognosen zu den Auswirkungen der Lockdowns für die deutschen Innenstädte unmöglich. Erste branchenbezogene Auswirkungen ließen Schlimmes erahnen, ein umfassender „Schadensbericht“ für die Innenstädte war aber nicht darstellbar.

Die Fakten: Mehr Leerstand und weniger Besucher

Die Studie zeigt, es gibt keine Patentlösungen, um Innenstädte zukunftsfest zu machen! Jede Stadt braucht ihre eigenen, auf sie zugeschnittene Lösungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass aus Sicht der Befragungsteilnehmer*innen die innerstädtische Leerstandsquote „nach Corona“ dauerhaft auf 14 bis15 Prozent ansteigen wird. Vor Ausbruch der Pandemie lag dieser Wert noch bei rund 10 Prozent. Tagsüber werden außerdem weniger Besucher in den Innenstädten erwartet. Es wird geschätzt, dass die Frequenz um knapp 10 Prozent zurückgeht. Die räumliche Ausdehnung der Handelslagen schrumpft. Dies wirkt sich vor allem auf innerstädtische B- und C-Lagen aus. 
Der Studie nach sind die Leerstandsentwicklungen in großen Mittelstädte angekommen, die kleinere Städte bereits mitgemacht haben.
Für mehr Leben in den Innenstädten könnte der freizeitorientierte Tourismus sorgen. Der Geschäftstourismus scheint dagegen dauerhaft abgeschwächt zu bleiben. Nur in Großstädten wird noch an Expansion der Gastronomie geglaubt. 

Ansatzpunkte: Nutzungsmanagement, Multifunktionalräume, Zusammenarbeit

Neue Instrumente, Strategien und Konzepte zur zukunftsfesten Gestaltung der Innenstädte sind nötig: So finden 72 Prozent der Standorte eine Befreiung der verkaufsoffenen Sonntage vom Anlassbezug zur kurzfristigen Stabilisierung der Innenstädte wichtig. Die Studie zeigt noch weitere „Sofortmaßnahmen“ auf. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erreichbarkeit der Innenstädte und damit im erweiterten Sinne Infrastruktur. Aber auch alternative Nutzungsformen öffentlicher Flächen sowie Immobilien- und Leerstandsmanagement gehören dazu.
Frequenz ist kein Selbstläufer. Frequenz muss neu geschaffen werden.
Um die Innenstädte zukunftsfest zu gestalten, bedarf es neuer Instrumente, Strategien und Konzepte. Es ist die individuelle Frage zu beantworten: Wie machen wir die Innenstadt attraktiver? Es geht künftig um die Schaffung eines attraktiven Gesamterlebnisses des “Produktes Innenstadt”. 
Die effektivsten Maßnahmen, um die Gesamtattraktivität der Citys kurzfristig zu steigern, sehen die Umfrageteilnehmer in der Stärkung und Präsentation von regional produzierendem Gewerbe, im Erlebbarmachen von Alleinstellungsmerkmalen der Innenstadt, im Ausbau von Stellflächen für Fahrräder oder in der Ausweitung von Mikro-Events im öffentlichen Raum. 
Multifunktionalität, strategisches Nutzungsmanagement und Innenstadt als nachhaltiges “Gemeinsam-Projekt” mit neuen Strukturen sind die Schlagworte der Studie auf dem Weg zur Resilienz. 
Weitgehend einig sind sich die Befragungsteilnehmer*innen darin, dass Innenstädte mittel- bis langfristig mehr und mehr zum agilen Lebensraum werden, der als „Gemeinsam-Projekt“ von möglichst vielen innenstadtrelevanten Akteuren zusammen gestaltet werden soll und muss. Passé ist demzufolge die Gleichung „Innenstadt = Einkaufen“.

Kommunen sehen Resilienz als Fernziel

Die Innenstadt der Zukunft muss ausreichend Robustheit, Flexibilität und Lernfähigkeit aufweisen, um abrupten, nicht beeinflussbaren Ereignissen von außen widerstehen zu können. Dies betrachten knapp 90 Prozent der Umfrageteilnehmer als langfristigen Wettbewerbsvorteil, doch lediglich 34 Prozent sehen diesen Faktor für den eigenen Standort auch nur annähernd realisiert.

Zukunft wird schon gemacht: Parchim

Anfang November wurde die Innenstadtstudie auf einer Online-Tagung vorgestellt. Unter dem Punkt „Zukunft wird schon gemacht: Erfolgsbeispiele aus Deutschland“ wurde neben Ettlingen und Offenbach auch Parchim als Standort vorgestellt.
Der Parchimer Bürgermeister Dirk Flörke stellte die Parchimer Konzepte und Strategien vor, die vor Ort den Weg in eine stabile und sicher Innenstadtzukunft geleiten sollen. Er setzt dabei auf ganzheitliche Entwicklung der Stadt. 
Die IHK-Organisation unterstützte die Studie, die im November 2021 veröffentlicht wurde.