11.08.2023

Umsetzung bestehender Vorgaben für die Berufsorientierung im Unterricht ist sinnvoller als der Aufbau zusätzlicher Bürokratie

Neubrandenburg, Rostock, Schwerin. Eine Zahlung eines Praktikumsgeldes als Anreiz für mehr Berufsorientierung, wie sie derzeit diskutiert wird, bewerten die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern kritisch.
Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der IHK zu Rostock, die derzeit die Geschäftsführung der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs in MV innehat: „Als IHKs in MV sehen wir die absolute Notwendigkeit eines lebens- und arbeitsweltorientierten Unterrichts mit vielen praktischen Erfahrungsmöglichkeiten, z. B. auch wöchentlichen Praktikumstagen. Kinder und Jugendliche müssen sehen, anfassen, beobachten, ausprobieren können, wofür sie das in der Schule Gelernte anwenden können. Sie müssen ihre Stärken in konkreten beruflichen Perspektiven wiederfinden. Dann fällt es ihnen leichter zu entscheiden, welche Ausbildung dafür die richtige ist.“
Wichtiger als die Einführung eines möglicherweise bürokratieintensiven neuen Ansatzes sei, dass die – durchaus schon vorhandenen und durchdachten Konzepte, die es bereits gibt – auch tatsächlich umgesetzt würden und die Landespolitik die Umsetzung auch durchsetze. Konkret verweisen die IHKs in MV dabei auf das Zukunftsbündnis Mecklenburg-Vorpommern „Landeskonzept für den Übergang von der Schule in den Beruf" und die Verwaltungsvorschrift des Bildungsministeriums zur Beruflichen Orientierung an öffentlichen allgemeinbildenden und beruflichen Schulen des Landes MV.
Klaus-Jürgen Strupp: „Unserer Erfahrung nach fällt Jugendlichen eher die Suche nach Praktikumsbetrieben schwer. So hören wir IHKs es immer wieder von Lehrkräften, wenn wir mit unseren IHK-Ausbildungsbotschaftern den Berufsorientierungsunterricht unterstützen. Eine kleine Praktikumsvergütung könnte bei dem einen oder anderen Jugendlichen vielleicht den Anreiz erhöhen, in den Ferien ein wenig in die Arbeitswelt zu schnuppern. Die IHKs in MV sehen bei der derzeit angedachten Variante jedoch die Gefahr eines hohen Verwaltungsaufwands für die Beantragung und Genehmigung von 120 Euro Praktikumsgeld.“
Wenn eine Förderung für Praktikanten allerdings komme, dann müsse sie selbstverständlich für alle Ausbildungsbetriebe gelten und nicht allein fürs Handwerk. Denn in allen Branchen werde händeringend nach Auszubildenden gesucht.
Die IHK-Lehrstellenbörse zeigt neben freien Lehrstellen auch Praktikumsplätze an: www.ihk-lehrstellenboerse.de/

Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg Vorpommern

Unter dem Namen „IHKs in Mecklenburg-Vorpommern“ haben sich die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs, ab dem 1. Februar 2023 der IHK zu Rostock.