26.10.2023

Konjunktur: IHK warnt - Belastungsgrenze erreicht

Die Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten führt die Unternehmen der Region vielfach an ihre Belastungsgrenze. Nach einer kurzen wirtschaftlichen Aufhellung im Frühjahr fürchtet die Wirtschaft, in den dritten Krisenwinter in Folge gehen zu müssen.
Brüssel, Berlin und Schwerin sind aufgefordert, den Weg zu einer praxistauglichen und konstanten Wirtschaftspolitik einzuschlagen.

Wachsende Konjunktursorgen rücken in den Fokus

Die Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage wieder deutlich schlechter als im Frühsommer. Knapp ein Drittel der Unternehmen spricht von einer guten Lage. Im Frühsommer dieses Jahres lag der Wert noch bei 41 Prozent. 20 Prozent der Unternehmen bewerten ihre derzeitige Situation als schlecht. Das entspricht einem Anstieg um 9 Prozentpunkte im Vergleich zum Frühsommer.
Besonders die Erwartungen der Wirtschaft haben sich wieder eingetrübt: 43 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer betriebswirtschaftlichen Entwicklung. Nur noch jedes zehnte Unternehmen setzt auf bessere Geschäfte. Damit fällt der Konjunkturindex der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin, der die aktuelle Lage und die Erwartungen der Unternehmen in Westmecklenburg im Zeitverlauf widerspiegelt, um 17,9 Punkte auf 86,6 Punkte. Der Index signalisiert damit einen Rückgang der Wirtschaftsleistung.
„Die Aussichten für die Wirtschaft sind schlecht“, fasst Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin, die aktuelle Konjunkturumfrage zusammen. „Die Situation ist für sehr viele Mittelständler, die von der Politik zu recht gerne als tragende Säule der Wirtschaft und dieses Landes beschworen werden, wirtschaftlich kaum noch akzeptabel. Das jahrzehntelange Erfolgsrezept, durch Leistung und Engagement Wachstum und Wohlstand zu erwirtschaften, wird zunehmend durch politische Entscheidungen sowie weitere Regulierungen unterlaufen und hat weitreichende negative Folgen für die Wirtschaft. Es muss weiterhin gelten, dass nur das Geld verteilt werden kann, was zuvor erwirtschaftet wurde. Es bleibt zu konstatieren, dass Teile der Politik wirtschaftliche Zusammenhänge nicht wahrnehmen oder diese ignorieren.“
Die IHK-Umfrage belegt, dass die Risikolast der Unternehmen weiterhin hoch bleibt. Ganz oben stehen die Kosten für Energie mit 65 Prozent der Nennungen. An zweiter Stelle werden bereits die Sorgen um einen weiteren Einbruch der Konjunktur genannt. Eine schwache Inlandsnachfrage wird mittlerweile von einer deutlichen Mehrheit (56 %) als Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet. Jedes zweite Unternehmen erachtet die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Allgemeinen als kritisch.
„Die schwierige Gemengelage überfordert auf Dauer insbesondere die regional verankerten Unternehmen. Auch die aktuellen Konjunkturprognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, des Internalen Währungsfonds und der Bundesregierung fallen negativ aus“, beklagt Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin.
„Eine leise Hoffnung auf Besserung im Frühjahr hat sich mit diesem Einbruch der Konjunktur wieder zerschlagen. Viele Unternehmen müssen kämpfen. Doch selbst diese versuchen ihr Personal so lange wie möglich zu halten. Wir fordern ein sofortiges und tatsächliches Belastungsmoratorium in Bund und Land, sowie eine langfristig wirkende Entlastung und den umgehenden Abbau bürokratischer Hemmnisse. Auf keinen Fall darf es zu einer weiteren Steuererhöhung kommen, wie faktisch durch die Anhebung der LKW-Maut aktuell geschehen.“
Unter “Weitere Informationen” sind für Sie abrufbar aktuelle zusammenfassende Konjunkturaussagen der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern.