07.02.2023

Konjunktur in Westmecklenburg zum Jahresbeginn 2023

Die Unternehmen in Westmecklenburg gehen mit einer angespannten Erwartungshaltung ins Jahr 2023. Die Problemstellungen des vergangenen Jahres bleiben bestehen, auch wenn sich die Erwartungen für das kommende Jahr wieder aufhellen.
„Die schlimmsten Befürchtungen einer tiefgreifenden Rezession sind bisher glücklicherweise ausgeblieben. Dennoch zehren diese vielschichtigen und vor allem dauerhaften Krisen an der Substanz einer jeden Unternehmerin und eines jeden Unternehmers“, konstatiert Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin.

Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zu Jahresbeginn 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 756 KB) zeigen, dass die gesamtwirtschaftliche Lage in Westmecklenburg seit Herbst 2022 stabil geblieben ist.
Rund ein Drittel der Unternehmen berichtet von einer guten Lage. 44 Prozent sprechen von einer befriedigenden Situation und 21 Prozent von einer schlechten. Besonders die Erwartungen der Unternehmen an das vor ihnen liegende Jahr haben sich etwas aufgehellt. In der aktuellen Umfrage hoffen 12 Prozent der Befragten auf besser werdende Geschäfte.
Im Herbst 2022 lag dieser Wert nur bei 5 Prozent. Der IHK-Konjunkturklimaindex für Westmecklenburg steigt um 24,1 Punkte auf den Wert von 92,5 Indexpunkten. Damit liegt der Wert allerdings unter dem zehnjährigen Mittel von 113 Punkten.

Risiken verlagern sich

Die gestiegenen Energiekosten bleiben bei den meisten Unternehmen das Sorgenkind Nummer Eins.
Zwei Drittel der Befragten geben an, dass die Energiepreise für sie ein Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung darstellen.
Im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Herbst 2022 sinkt der Anteil deutlich um 19 Prozentpunkte. Dennoch bleibt der Wert insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Relativ konstant bleibt der Mangel an Fachkräften mit 53 Prozent der Nennungen. Hierbei wird immer wieder durch alle Branchen betont, dass es sich mittlerweile nicht mehr nur um einen Fachkräfte-, sondern um einen Arbeitskräftemangel handelt. Ein deutlicher Anstieg im Zeitverlauf zeigt sich bei der Inlandsnachfrage. Hier steigt der Wert auf Jahressicht von 35 Prozent auf nunmehr 49 Prozent. Damit verbunden sind die Fragen, wie sich die privaten Konsumausgaben und die unternehmerischen Investitionen in den kommenden Monaten entwickeln.
„Die Konjunkturaussichten haben sich zwar leicht aufgehellt. Doch die drängenden Aufgaben müssen weiterhin bewältigt werden. Der Wirtschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern muss endlich zukunftsfest gemacht werden“, betont Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin. „Wir wollen als Unternehmen nach langer Zeit wieder agieren können, statt nur reagieren zu müssen. Dazu gehört auch, dass das staatliche Handeln deutlich effizienter, digitaler und schneller werden muss.“

Zurückhaltung ist weit verbreitet

Die gestiegenen Kosten und die dauerhafte Unsicherheit über die kommenden Monate hinterlassen Spuren bei den Unternehmen. Zurückhaltung ist aktuell weit verbreitet, um im Zweifel flexibel auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können. Das bedeutet, dass Unternehmen vermehrt sparen, um dem gestiegenen Kosten- und Preisniveau entgegenzuwirken. Investitionen wurden vorerst zurückgehalten.
Dies hat langfristig immer negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Kurzfristig bis mittelfristig kann die allgemeine Zurückhaltung zu einer weiteren Schwächung des Wirtschaftskreislaufes führen.
„Jetzt kommt es zudem auf die Zweitrundeneffekte an: Mögliche Preiserhöhungen als Reaktion auf vorangegangene Kostensteigerungen. Der Inflationsanstieg geht zwar zurück, bleibt aber hoch. Besonders die Energiekosten für die Unternehmen bleiben auf einem sehr hohen Niveau. Das belastet die Wirtschaft auch weiterhin“, bestätigt Matthias Belke.
„Mit einem Abbau der überbordenden Bürokratie und einer konsequenten Digitalisierung der Verwaltung, könnte die deutsche Wirtschaft einen Konjunkturimpuls quasi zum Nulltarif erhalten. Es muss nur endlich angegangen werden!“, fordert Eisenach abschließend.

IHK-Hauptgeschäftsführer Siegbert Eisenach im Interview