Studie zur Exportdominanz Deutschlands im Außenhandel
Diese Studie identifiziert Deutschlands Exportstärken im Detail. Mit dem hier gewählten Ansatz lassen sich am aktuellen Rand rund 180 unter über 5.300 betrachteten Warengruppen ermitteln, in denen Deutschland eine Exportdominanz aufweist, definiert als einen Weltexportanteil von mindestens 30 Prozent.
Zahl der Warengruppen verringert
Diese liegen anzahlmäßig zu rund zwei Dritteln in den Bereichen Chemie, Maschinen/Elektrotechnik sowie unedler Metalle, wertmäßig aber vor allem bei Kraftfahrzeugen. Im Zeitverlauf hat sich die Zahl der exportdominanten Warengruppen seit 2010 von knapp 240 auf per saldo rund 180 verringert, da die Exportdominanz bei mehr Waren verloren ging als neu entstand. Zuletzt scheint sich trotz statistischer Unsicherheit eine gewisse Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau zu zeigen. Eine Persistenzanalyse macht deutlich, dass Deutschland je nach Messkonzept bei 60 bis 100 Warengruppen eine über mehrere Jahre anhaltende Exportdominanz hat, teils anhaltend seit 2010. Man kann dies als Markenkern von Deutschland im Export bezeichnen.
Im EU-Vergleich gut - im Vergleich USA und China schlecht
Ein internationaler Vergleich zeigt, dass Deutschland bei der Zahl der Warengruppen mit Exportdominanz im Vergleich zu Frankreich, Italien und Japan gut abschneidet, aber deutlich schlechter als die USA, die wiederum von China weit übertroffen werden. Betrachtet man hingegen die EU oder gar die G7+EU, so weisen diese Ländergruppen wesentlich mehr Waren mit Exportdominanz auf als China. Während die Zahl der Waren mit Exportdominanz bei den betrachteten einzelnen Industrieländern seit 2010 durchweg abnahm, zeigt sich bei China eine deutliche Zunahme und bei der EU und der G7+EU eine leichte Steigerung, mindestens aber eine Konstanz auf hohem Niveau.
Deutscher Markenkern
Eine genauere Analyse für Deutschland konzentriert sich auf eine Fokusgruppe, bei der anhaltende Exportdominanz, Industriebezug und ein Exportüberschuss vorliegt. Sie grenzt den deutschen Markenkern enger ein und umfasst 57 Warengruppen im Jahr 2023. Erneut dominieren Maschinen und Elektrotechnik (20 Warengruppen), chemische u.ä. Erzeugnisse (11) sowie unedle Metalle und Waren daraus (7). Besonders hohe Weltexportanteile von teils über 90 Prozent finden sich zum Beispiel bei bestimmten Düngemitteln und Schmerzmitteln (Opioden) sowie bei einigen weiteren chemischen Produkten. Auch im Bereich Maschinen/Elektrotechnik gibt es eine Reihe von Warengruppen mit Weltexportanteilen von über 50 Prozent, wie etwa bestimmte Mikroskope, Erntemaschinen und Regeltechnik-Instrumente. Das gleiche gilt für Kranwagen.
Eine weitere Einordnung, die teils nur für die Fokusgruppe vorgenommen wurde, zeigt:
- Von den rund 180 Warengruppen mit deutscher Exportdominanz und auch von der Fokusgruppen gehören nur relativ wenige zu den Bereichen Hochtechnologie und militärstrategischer Sicherheit. Mehr Überschneidungen zeigen sich bei Waren, bei denen China eine hohe Importabhängigkeit vom Westen im Jahr 2021 aufwies. Dazu gehören 48 der 180 Warengruppen und 16 der 57 Fokus-Warengruppen.
- Die USA sind der wichtigste Abnehmer bei den Waren der Fokusgruppe. Insgesamt sind sie bei 30 Waren der Top-Abnehmer und nehmen in neun Fällen davon mindestens 30 Prozent der deutschen Exporte in der betreffenden Warengruppe ab. Auf Platz zwei der Top-Abnehmer liegt mit deutlichem Abstand China mit sieben Waren der Fokusgruppe. China importiert aber nur im Fall von zwei Waren mindestens 30 Prozent der deutschen Exporte.
Eine Erosionsanalyse für die Fokusgruppe zeigt abschließend: Bei 27 der 57 Waren der Fokusgruppe hat sich Deutschlands Weltexportanteil im Jahr 2023 im Vergleich zu 2010 verringert. China konnte seinen Weltmarktanteil bei 23 dieser Waren im gleichen Zeitraum ausbauen – und das teils erheblich.
Quelle: Sultan, Samina / Matthes, Jürgen, 2025, Exportdominanz Deutschlands im Außenhandel. Wo ist Deutschland noch Exportweltmeister?, Studie gefördert durch das Auswärtige Amt, IW-Report, Nr. 11, Köln