Singapur Green Plan 2030

Der Singapore Green Plan 2030 umreißt die ehrgeizigen und konkreten Ziele des Landes für das nächste Jahrzehnt, bei dem die Regierung eng mit Unternehmen, Gemeinden und Haushalten zusammenarbeitet, um Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Daraus ergeben sich zahlreiche Chancen für deutsche Unternehmen.

Chancen für deutsche Energieeffizienzlösungen

Bedarf an energieeffizienten Lösungen besteht insbesondere in folgenden Branchen:

Die Elektronikindustrie als größter Sektor der verarbeitenden Industrie in Singapur. Insbesondere die Halbleiterindustrie weist eine der höchsten Energieintensitäten auf, wobei die meiste Energie für die Kühlung von Geräten und anderen Maschinen im Produktionsprozess verbraucht wird. Bioelektronik, "grüne" Elektronik, Kunststoff- und Sicherheitsprodukte sind Wachstumsbereiche. Ein weiterer dynamischer Bereich ist die Datenspeicherung.
Singapur ist unter den Top 10 der globalen Chemie- und Energieindustrie und auch als Sitz des führenden Chemie-Clusters in Südostasien bekannt, das im Jahr 2020 14 Prozent des verarbeitenden Gewerbes des Landes ausmachte. Die Branche verbraucht die meiste Energie in Singapurs Produktionslandschaft. Die größten Abnehmer kommen aus der petrochemischen Industrie, die viel Energie zum Erhitzen und Verdampfen benötigt. Schwerpunktbereiche für energieeffiziente Lösungen sind Heiz- und Kühlprozesse, Antriebssysteme, Beleuchtung und andere Produktionssysteme.
Singapur hat die pharmazeutische und biotechnologische Industrie zu einem Schlüsselsektor für die Wirtschaft des Landes erklärt. Die Bereiche Heizung, Lüftung und Klimatisierung machen 65 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Branche aus, weitere 25 Prozent entfallen auf Steckdosen und weitere 10 Prozent auf die Beleuchtung. Dies sind also die drei Schlüsselbereiche für Energieeffizienzlösungen.

Weitere potenzielle Sektoren für energieeffiziente Lösungen sind die

  • Wasser- und Abwasserindustrie (Pumpen, Wasseraufbereitung und elektrochemische Wasserentsalzung verbrauchen die meiste Energie) sowie
  • die Bereiche Medizintechnik,
  • Agri-Business und
  • Maritime Wirtschaft.

Ressource Wasser

Singapur ist als kleiner Inselstaat mit verschiedenen Einschränkungen bei den natürlichen Ressourcen konfrontiert, z. B. mit Landknappheit und dem Fehlen natürlicher Wasserressourcen (abgesehen von Niederschlägen). Bis 2061 unterhält Singapur mit Malaysia ein Importabkommen für Wasser.
Singapur setzt vor allem auf entsalztes und hoch gereinigtes, aufbereitetes Wasser (NEWater), da dies Singapur unabhängig von ausländischen Wasserquellen und vom lokalen Wassereinzugsgebiet macht, das stark von schwankenden Regenfällen abhängig ist.

Chancen für deutsche Unternehmen

  • Energieeffiziente Lösungen: Insbesondere Technologien zur Meerwasserentsalzung und Wasserrückgewinnung, da diese Prozesse hohe Energiemengen benötigen.
  • Wasseraufbereitungssysteme zur Qualitätssicherung: Zur Regulierung schwankender Wasserqualität, insbesondere bei der Einspeisung in Oberflächengewässer.
  • Stau- und Rohrleitungslösungen: Aufgrund der Landbeschränkung steht Singapur vor der Herausforderung, wie und wo Wasser aufgefangen und gestaut werden kann, insbesondere während der Regenzeit in Zeiten geringer Niederschläge.
  • Technologien zur Verringerung des Chemikalieneinsatzes und des Klärschlamms: Derzeit werden bei Wasseraufbereitungsprozessen große Mengen an Chemikalien eingesetzt; es wird nach innovativen Lösungen gesucht, die weniger Chemikalien benötigen und/ oder weniger verbrauchten Wasserschlamm bei Wasserreinigungsprozessen erzeugen.
  • Überwachungs- und Kontrollsensoren: zuverlässige Sensoren zur Überwachung der Wasserqualität in Wasseraufbereitungsanlagen, um sicherzustellen, dass das produzierte Wasser den strengen Anforderungen der nationalen Wasserbehörde Singapurs und der WHO entspricht.
  • Wassersparende Anwendungen für die Industrie: Da der Wasserbedarf außerhalb der Haushalte bis 2060 voraussichtlich auf 70 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs ansteigen wird, sucht Singapur nach Lösungen und Technologien, die weniger Wasser benötigen oder Wasser in wasserintensiven Prozessen ersetzen, z. B. in der Energieerzeugung, der Halbleiter- und der petrochemischen Industrie.
  • Intelligente Lösungen für Entwässerungssysteme: Lösungen, die Frühwarnungen liefern, um eine genaue Hochwasservorhersage zu ermöglichen und das Hochwasserrisiko zu verringern.
  • Kontrollsysteme: Sensoren, Roboter usw., die die Produktivität, Verfügbarkeit und Betriebssicherheit im Wasserkreislauf erhöhen.
  • Digitalisierung der Wasserwirtschaft: Deutschland ist bekannter Vorreiter für Industrie 4.0 und hat den Begriff "Wasser 4.0" mitgeprägt. Deutschland ist führend auf dem Gebiet der Automatisierung und digitalen Lösungen, was zu einer erheblichen Überschneidung zwischen dem deutschen Know-how und den Anforderungen Singapurs führt. Zudem ist Deutschland Vorreiter in den Bereichen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und weist daher ein großes Potenzial für diesen Anforderungsbereich auf.

Recycling

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in Singapur hat zu einem Anstieg der Abfallmenge geführt. Im Jahr 2020 fielen insgesamt 5,88 Millionen Tonnen Abfall an, wobei nur 52 Prozent der Abfälle recycelt wurden.
Obwohl der Klimawandel und die zunehmende Ressourcenknappheit die wichtigsten Faktoren sind, ist Singapur entschlossen, diese Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Beispiele hierfür sind chemisches Recycling, bei dem Kunststoffe in ihre ursprünglichen chemischen Bausteine zurückverwandelt werden, so dass sie wieder in den Produktionsprozess gelangen können, Verwendung behandelter Verbrennungsschlacke als herkömmlicher Zuschlagstoff (z. B. Sand) im Bauwesen, oder Recycling von Elektroschrott.

Chancen für deutsche Unternehmen

Deutsche Unternehmen können mit ihrem fundierten Wissen und Verständnis für die
  • Infrastruktur der Abfallsammlung (z. B. Gelber-Sack-System, Leergutrücknahme-Automaten usw.),
  • für Abfalltrennungstechnologien sowie mit
  • ihrem Fachwissen insbesondere im Bereich des mechanischen Recyclings von Kunststoffabfällen und des Elektroschrottrecyclings einen Beitrag leisten.
  • Im Hinblick auf das Kunststoffrecycling benötigt Singapur Lösungen zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen und zur Reduzierung der Abfälle, die in naher Zukunft auf der Deponie landen.
Kurzfristig wird Werkstofflich-Recycling als Überbrückungstechnologie bevorzugt, bis das chemische Recycling weiter fortgeschritten und skalierbar ist. Chemisches Recycling kann dazu beitragen, den Kunststoffabfallkreislauf in Singapur zu schließen, indem kontaminierte Kunststoffabfälle, die nicht mechanisch recycelt werden können, in höherwertige Produkte wie Pyrolyseöl umgewandelt werden. Singapur untersucht derzeit die Durchführbarkeit des chemischen Recyclings zur Behandlung von Kunststoffabfällen in Singapur. Deutsche Unternehmen können darüber hinaus mit Zertifizierungs- und Normungswissen im Bereich des Recyclings beitragen.

Entwicklung in der ASEAN-Region

Singapur ist Mitglied des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und genießt damit Zugang zu einem regionalen Markt mit über 600 Millionen Einwohnern. Aufgrund seiner zentralen und unübertroffenen geografischen Lage bietet Singapur eine hervorragende Plattform für Geschäftsaktivitäten in der Region und dient als Drehscheibe für die Erschließung der umliegenden südostasiatischen Märkte. Im Zuge der Diversifizierung der Lieferketten ist daraus zunehmend auch ein „Singapur +1“-Konstrukt entstanden.

Steigende Energienachfrage

Nach Angaben der Asiatischen Entwicklungsbank wird die Energienachfrage im asiatisch-pazifischen Raum bis 2035 jährlich um 2,1 Prozent steigen, im Vergleich dazu wird die Nachfrage im Rest der Welt jährlich um 1,5 Prozent zunehmen. Der Energieeffizienzsektor in Südostasien hat ein Marktvolumen von ca. 40 Milliarden USD. Von 2019 bis 2040 soll die Energieeffizienz in der Region um 60 Prozent steigen, während die erneuerbaren Energien um 70 Prozent zunehmen sollen. Generell sind sich die Regierungen in der asiatisch-pazifischen Region der Bedeutung und Notwendigkeit von Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz bewusst. Die in der Region umgesetzten Maßnahmen variieren von Land zu Land, und es ist zu beobachten, dass eine Kürzung der Energiesubventionen zu höheren Energiepreisen führt und damit die Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen ankurbelt. Energieeffizienz bietet Wachstumschancen für Singapur und den asiatisch-pazifischen Raum.

Deutsche Lösungen und Technologien gefragt

Auch Wassertechnologien sind nicht nur für Singapur, sondern auch für die umliegenden ASEAN-Staaten von großer Bedeutung, da deren Wasserversorgung zum größten Teil aus Grundwasser und Regenwasser besteht. Folglich sind die ASEAN-Länder stark von den klimatischen Umweltbedingungen abhängig.
Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels stehen viele Länder vor ernsten Problemen mit ihrer nationalen Wasserversorgung und müssen alternative Quellen finden. Daher können deutsche Lösungen und Technologien in Singapur getestet und an die lokalen Anforderungen angepasst werden, da der Inselstaat ein dynamisches Forschungs- und Entwicklungszentrum für Wassertechnologien ist, und anschließend in die Region exportiert werden.
Deutsche Unternehmen haben die Möglichkeit, sich an den zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu beteiligen und die ASEAN-Märkte von dem zentralen, prestigeträchtigen Stadtstaat aus zu erschließen, der eine Vorbildfunktion für viele Länder der Region hat.
Für mehr Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten steht Ihnen die Auslandshandelskammer in Singapur zur Verfügung:
Melissa Brandner
Head DEinternational/Trade Promotion
Tel.: (+65) 6433 5340
E-Mail: melissa.brandner@sgc.org.sg, Webeseite

Terminhinweis

Veranstaltungstipp: Im Juni führt die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin gemeinsam mit den Auslandshandelskammern in Südostasien eine Webinar-Reihe zu den Themen China +1, Chancen durch Freihandelsabkommen sowie Marktpotenziale in den Branchen Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft, MedTech sowie SmartCity/Green City durch.

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