9. November 2023

Wie die bayerisch-schwäbische Wirtschaft weltweiten Krisen und geopolitischen Risiken trotzt

Kriege, instabile Lieferketten, knappe Rohstoffe, hohe Energiepreise – dazu eine globale konjunkturelle Abkühlung: Selten waren die Rahmenbedingungen für die bayerisch-schwäbische Exportwirtschaft so schwierig. Laut IHK-Konjunkturumfrage sind die Auftragsvolumen für die Industrie zuletzt in fast allen Regionen der Welt gesunken. Was bedeutet das für die Internationalisierung der heimischen Wirtschaft? „Nach wie vor wagen viele Unternehmen den Schritt ins Ausland“, berichtet Jana Lovell, Leiterin der Abteilung International bei der IHK Schwaben. „Denn trotz aller geopolitischen Risiken überwiegen vielfach die Vorteile.“ Mit der „Roadshow International“ am 21. November zeigt die IHK Schwaben, wie der Schritt ins Ausland trotz aller Herausforderungen klappt.
Rund 3.000 Unternehmen in Bayerisch-Schwaben sind derzeit auf internationalen Märken aktiv. Jeden zweiten Euro verdient die heimische Industrie im Ausland. Umso deutlicher sind aktuell die Folgen der weltweiten Krisen und geopolitischen Unsicherheiten für die heimische Wirtschaft zu spüren. Jedes zweite Unternehmen in Bayerisch-Schwaben berichtete in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage von gesunkenen Auftragsvolumen aus dem Ausland. Lediglich aus Nordamerika kamen zuletzt Wachstumsimpulse. Und trotzdem richten etliche Unternehmen nach wie vor den Blick auf ausländische Märkte, berichtet IHK-Expertin Jana Lovell. „Viele wagen den Schritt ins Ausland, um sich breiter aufzustellen. Dies geschieht häufig, wenn das heimische Marktpotenzial ausgeschöpft und das Wachstum zu stagnieren droht“, so Lovell. Hinzu kommen Preis- oder Beschaffungsvorteile im Ausland. „Von internationalen Kontakten gehen zudem Innovations- und Wachstumsimpulse aus. „Dieser Einfluss ist nicht zu unterschätzen. Zumal davon nicht nur einzelne Unternehmen profitieren, sondern unsere gesamte Region.“
Schritt ins Ausland sollte wohl überlegt sein
Mit der „Roadshow International“, die am Dienstag, 21. November, in Augsburg gastiert, will die IHK Schwaben Unternehmen unterstützen, erfolgreich ins Auslandsgeschäft einzusteigen. Bei dem Event geht es um Erfolgsfaktoren und Hindernisse sowie um Fördermaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen, die im Ausland aktiv werden wollen. „Der Schritt ins Ausland ist heute angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und einer globalisierten Weltwirtschaft einfacher als früher“, erklärt Lovell. „Trotzdem sind neben strategischen Entscheidungen auch viele praktische Aspekte zu beachten. Gerade Unternehmen, die noch nicht so viel Erfahrung im internationalen Geschäft haben, sollten sich genau überlegen, wo die Globalisierung Chancen bietet und wo möglicherweise auch Risiken liegen.“ Bayernweit waren die Exporte von Januar bis Juli 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,5 Prozent auf 134,5 Milliarden Euro gestiegen, die Importe lagen konstant bei knapp 141,8 Milliarden Euro. Was die IHK-Expertin zuletzt beobachtete: Die Unternehmen konzentrieren sich bei ihren Auslandsaktivitäten wieder verstärkt auf die Eurozone.
Euroraum gilt als wichtiger Zukunftsmarkt
Bislang sind China, die USA und der europäische Binnenmarkt die wichtigsten Handelsregionen. Bei einer IHK-Umfrage gaben 80 Prozent der bayerisch-schwäbischen Unternehmen an, dass die Eurozone für sie als Markt mittelfristig wichtiger werde. 50 Prozent nannten weitere europäische Länder wie die Schweiz oder Norwegen. USA und Nordamerika rangieren deutlich dahinter. Erheblich an Bedeutung verloren hat das Vereinigte Königreich für die bayerische-schwäbische Wirtschaft, weil seit dem Austritt aus der Europäischen Union zunehmend Handelsbarrieren entstanden sind. „Generell sollte man sich vor den ersten Schritten in einem ausländischen Markt mit den dort herrschenden Regelungen vertraut machen“, sagt Lovell. „Hier bieten sich für Einsteiger gerade Länder in unserer Nachbarschaft wie Österreich an – aufgrund der räumlichen Nähe, aber auch wegen Kultur und Sprache.“
China gilt als zunehmend schwierigerer Markt, USA bleibt attraktiv
Enge wirtschaftliche Verflechtungen hat die bayerisch-schwäbische Wirtschaft auch mit China. Etwa 600 Unternehmen unterhalten aktive Wirtschaftsbeziehungen nach China oder sind dort mit einer Niederlassung präsent. Doch auch hier ist die Unsicherheit zuletzt gewachsen. Drei von zehn Unternehmen berichten in der IHK-Umfrage „Going International“ von einer Zunahme von Handelshemmnissen durch wechselseitige Sanktionen oder strenge Auflagen beim Technologietransfer. Die USA bleiben für Unternehmen dagegen weiterhin ein attraktives Ziel für Investitionen, allein wegen der hohen Absatzchancen auf diesem riesigen Markt. Zunehmend interessanter werden die USA jedoch auch wegen der niedrigeren Steuern und Energiepreise. „Staatliche Subventionsprogramme bieten Unternehmen dort weitere Investitionsanreize“, berichtet Lovell. Die unterschiedlichen Rechtsordnungen in den einzelnen Bundesstaaten sowie zahlreiche Haftungsrisiken machen die Auslandsaktivitäten jedoch nicht gerade einfach. „Wer die Potenziale Chinas und der USA nutzen will, braucht deutlich mehr Know-how über regionale Besonderheiten“, sagt Lovell. Über 600 Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben haben Geschäftsbeziehungen in die USA, davon rund 130 mit einer eigenen Niederlassung.
Unternehmen auf Wachstumskurs sollten die Chancen, die sich durch eine Internationalisierung bieten, trotz aller Herausforderungen nicht ungenutzt lassen. Wie Unternehmen erste Schritte angehen können und welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt, erfahren sie im Rahmen der „Roadshow International“ am 21.November in der IHK Schwaben.