25. September 2023

Tourismus in Bayerisch-Schwaben hofft auf einen goldenen Herbst

Der Tourismus im Allgäu und in ganz Bayerisch-Schwaben ist im Aufwind, die Zahl der Übernachtungen und Gästeankünfte steigt. Die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe hoffen auf einen goldenen Herbst und viele Gäste aus den Bundesländern, die in den kommenden Wochen in die Herbstferien starten. Dennoch ist die Stimmung getrübt. „Das Hotel- und Gaststättengewerbe kann zwar fast wieder an die Vor-Corona-Zeiten anknüpfen“, sagt Martin Neumeister, Vorsitzender des Ausschusses für Freizeitwirtschaft bei der IHK Schwaben. „Trotzdem hat sich die Ertragslage vieler Tourismus-Unternehmen zuletzt verschlechtert. Wenn wir nicht gegensteuern, wird das langfristig schwerwiegende Folgen haben.“
2.500 Beherbergungs- und 6.000 Gastronomiebetriebe gibt es im Regierungsbezirk Schwaben – das ist ein Fünftel aller bayerischer Betriebe im Gastgewerbe. Viele von ihnen verzeichneten zuletzt eine steigende Nachfrage. Das Statistische Landesamt meldet für die ersten sieben Monate des Jahres 2023 deutliche Zuwachsraten für Bayerisch-Schwaben: Mehr als 3,3 Millionen Gäste kamen zwischen Januar und Juli in den Regierungsbezirk – fast 13 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. 9,7 Millionen Übernachtungen meldeten die Hoteliers – das ist ein Plus von rund sieben Prozent. Damit hat das Hotel- und Gaststättengewerbe das Vor-Corona-Niveau und die Zahlen aus dem Rekordjahr 2019 fast erreicht. Damals hatte es zwischen Januar und Juli rund 3,5 Millionen Gästeankünfte und 9,9 Millionen Übernachtungen gegeben. Auch in den traditionell umsatzstarken Urlaubsmonaten August und September scheint sich der Trend für 2023 fortzusetzen. Konkrete Zahlen liegen noch nicht vor. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Allgäu und ganz Bayerisch-Schwaben nach wie vor gefragte Urlaubsdestinationen sind“, sagt Neumeister.
Finanzieller Spielraum für Betriebe wird immer enger
Dennoch ist die Stimmung unter den Hoteliers und Gastronomen nicht ungetrübt. Wie die Konjunkturumfrage der IHK Schwaben bereits im Frühjahr gezeigt hat, blickt die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben insgesamt zwar wieder optimistischer in die Zukunft. Die Unternehmen des Hotel- und Gaststättengewerbes bewerten ihre Geschäftslage allerdings deutlich schlechter als andere Branchen. Für Martin Neumeister liegt der Grund auf der Hand: „Die Nachfrage im Tourismus steigt, aber den Unternehmen bleibt unter dem Strich immer weniger übrig.“ Die hohen Energiepreise treiben die Kosten in der Branche weiter nach oben. Die Inflation dämpft die Konsumlaune vieler Kunden und bürdet den Betrieben gleichzeitig immer höhere Kosten auf. „Aufgrund der ohnehin hohen Preise lassen sich die Kosten im Tourismussektor nicht einfach auf die Kunden umlegen“, berichtet Neumeister. „Die anhaltende Diskussion um den Mehrwertsteuersatz für Hotellerie und Gastronomie zeigt, dass der Spielraum für die Betriebe immer enger wird.“
Unternehmen müssen  in ihre Zukunft investieren
Der Vorsitzende des IHK-Ausschusses warnt daher davor, sich von den aktuell guten Zahlen blenden zu lassen: „Wir werden die Folgen dieser Entwicklung in einigen Jahren schmerzlich zu spüren bekommen“, sagt Neumeister. „Denn den Betrieben bleiben derzeit angesichts kleiner Margen kaum noch Mittel für Investitionen. Die sind aber gerade in einer Branche, die unter so großem Konkurrenzdruck steht, unerlässlich. Wer heute nicht investiert, verliert morgen seine Gäste.“ 
Weniger Service, kürzere Öffnung: Personalmangel ist spürbar
Darüber hinaus kämpfen die Betriebe mit dem Arbeitskräftemangel. Mehr als zwei Drittel aller Tourismusbetriebe in Bayerisch-Schwaben sehen laut IHK-Konjunkturumfrage darin ein Risiko für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. Für viele Gäste ist der Personalmangel bereits heute spürbar, weil Öffnungszeiten verkürzt wurden oder der Service eingeschränkt werden musste. „Wenn wir dieses strukturelle Problem nicht lösen, wird unsere Wettbewerbsfähigkeit massiv darunter leiden“, warnt Neumeister. Eine einfache Lösung allerdings ist nicht in Sicht, so der Experte. Die Ausbildungsbereitschaft der Tourismusbetriebe in der Region ist hoch. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent angestiegen. „Um noch mehr junge Menschen für diese Berufsbilder zu begeistern, müssen wir das Image der dualen Ausbildung weiter fördern“, so Neumeister. Zudem muss der Zuzug aus Drittstaaten in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt vereinfacht und beschleunigt werden. Fast 30.000 Menschen arbeiten in Bayerisch-Schwaben aktuell im Hotel- und Gaststättengewerbe, 1.500 junge Menschen haben hier einen Ausbildungsplatz.