19. Juli 2023

Bayerisch-Schwabens Gründerklima bleibt robust

Trotz konjunktureller Risiken und Vollbeschäftigung bleibt das Gründungsklima in der Region robust. Dies geht aus der Analyse der letztjährigen Gründerzahlen durch die IHK Schwaben hervor. „Während sich 2022 die Gründungszahlen deutschlandweit eingetrübt haben, bleibt das Gründerklima in Bayerisch-Schwaben erstaunlich robust. Vor allem Chancengründer machen sich auf den Weg in die Selbständigkeit. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei das gut funktionierende Ökosystem, die engmaschige Vernetzung der Akteure und die Offenheit etablierter Unternehmen zur Kooperation“, erläutert Heide Becker, Abteilungsleiterin des Beratungszentrums Recht und Betriebswirtschaft bei der IHK Schwaben.
Die Zahl der Neugründungen in Bayerisch-Schwaben ist im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr nur leicht um 3,8 Prozent auf 13.954 gesunken. Mit diesem Rückgang liegt das Gründungsniveau nun unterhalb des bisher stärksten Jahres 2013 mit 14.238 Unternehmensgründungen, bleibt aber immer noch deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 13.545. Überregional zeigt sich dagegen ein durchgehend abnehmender Trend: Die Zahl der Neugründungen ist 2022 bundesweit um 4,5 Prozent gesunken, in Bayern sogar um 9,8 Prozent.
Gründungen trotz niedriger Arbeitslosenquote und hoher Zinsen
Becker betont die Resilienz der Gründenden in der Region: "Die Anzahl der Gründungen in Bayerisch-Schwaben trotzt den multiplen konjunkturellen Risiken. Was bleibt, ist der vielfache Wunsch sich beruflich neu zu orientieren, Chancen zu ergreifen und der eigenen Geschäftsidee nachzugehen." Trotz teuer werdender Kredite, die dazu führen, dass immer mehr Gründungsinteressierte sich über eigene Mittel finanzieren, bleibt die Gründungsneigung robust. Auch die guten Chancen am Arbeitsmarkt halten die Menschen nicht vom Weg in die berufliche Selbstständigkeit ab: „Wir haben in der Region ein dynamisches Gründungsgeschehen, obwohl Bayerisch-Schwaben die geringste Arbeitslosenquote im deutschlandweiten Vergleich aufweist“, stellt Becker fest. Zudem ist ein Trend hin zur Gründung im Vollerwerb zu verzeichnen. Das unterstreicht nochmals den Willen der Gründenden zu einer echten unternehmerischen Selbständigkeit.
IHK-Beratung und Unterstützernetzwerk
Die IHK Schwaben und ihre Partner haben in der Region ein gut funktionierendes Netzwerk an Beratungs- und Unterstützungsangeboten aufgebaut, das vielen Gründungswilligen unter die Arme greift. Die Beratungszahlen der IHK Schwaben sind weiterhin hoch, obwohl sich auch hier ein moderater Rückgang abzeichnet. „In der täglichen Beratungspraxis sehen wir ein anhaltendes Interesse an Unternehmensgründungen, weiterhin in den Dienstleistungen und im Handel. Zudem bleibt das Gründungsinteresse von Frauen hoch", erklärt Becker.
Die Teilregionen Bayerisch-Schwabens im Fokus
Becker: „Entgegen des deutschlandweiten Trends bleibt das unternehmerische Fundament Bayerisch-Schwaben stabil – im Allgäu und in Westschwaben steigen die Gründerzahlen sogar an. Diesen Gründergeist gemeinsam zu fördern, bleibt die zentrale Herausforderung der Region.“
Im Wirtschaftsraum Augsburg ist die Anzahl an neugegründeten Unternehmen von 5.641 in 2021 auf 5.150 Neuanmeldungen in 2022 gesunken – das entspricht einem Minus von 8,7 Prozent. Nachdem seit 2019 ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten war, nähert sich die Gründungsneigung damit wieder dem Niveau von 2018 an.
Im Allgäu ist die Zahl der Neugründungen 2022 um 3,1 Prozent auf 5.166 neugegründete Unternehmen gestiegen. Die Anzahl an Neugründungen hat damit den bisherigen Höchststand des Jahres 2021 mit 5.009 Neuanmeldungen übertroffen. Der positive Gründungstrend im Allgäu setzt sich damit fort.
In Nordschwaben fällt der Rückgang der Gründungsaktivität am deutlichsten aus. 2021 stiegen die Neuanmeldungen mit einem starken Plus von 20 Prozent auf 1.613 Neugründungen an und fallen 2022 mit einem Minus von 13,6 Prozent auf 1.394 Neugründungen zurück. Damit nähert sich auch in Nordschwaben die Gründungsneigung dem Niveau der Vor-Corona-Jahre an.
In Westschwaben stiegen 2022 die Neuanmeldungen leicht um 0,2 Prozent von 2.240 in 2021 auf 2.244 Neugründungen an. Der positive Gründungstrend der letzten Jahre setzt sich damit auch in Westschwaben weiter fort. Bereits 2019 gab es einen Anstieg von 3 Prozent auf 2.102 Neuanmeldungen, der sich 2020 mit 2.115 neu gegründeten Unternehmen fortsetzte.