Containerbahnhof

Kombi-Terminal Augsburg im Güterverkehrszentrum (GVZ)

Der Neubau eines Verlade-Terminals für den Kombinierten Verkehr Schiene/Straße (KV) im Güterverkehrszentrum (GVZ) Augsburg ist eines der zentralen Anliegen der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft. Mit der Ankündigung der DB Netz AG, im Frühjahr 2024 mit dem Bau beginnen zu wollen, wird die Realisierung nun absehbar.

Seit einem Vierteljahrhundert setzt sich die IHK Schwaben für das Vorhaben im Städtedreieck Augsburg/Gersthofen/Neusäß ein. Ende der 1990-er Jahre hatte die Deutsche Bahn angekündigt, das bisherige Terminal in Augsburg-Oberhausen, das keine baulichen Erweiterungsmöglichkeiten bietet und gleichzeitig einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb kaum zulässt, schließen zu wollen. Unternehmer aus dem IHK-Verkehrsausschuss hatten sich daraufhin mit Nachdruck für den Bau eines neuen Terminals in einem zu errichtenden Güterverkehrszentrum eingesetzt und eine „Terminalinvestitionsgesellschaft Augsburg“ (TIA) gegründet; die IHK stellte und bezahlte den Gründungsgeschäftsführer für den späteren Zweckverband.

Mittlerweile ist aus dem GVZ ein florierendes gemeinsames Gewerbegebiet der drei Städte mit Logistik-Schwerpunkt am Schnittpunkt der Autobahn A 8 und der Bundesstraßen B 2 und B 17 geworden – nur: Die Fläche für das Terminal ist bis heute eine grüne Wiese geblieben. Speditionen und Unternehmen aus Schwaben müssen, weil die Kapazitäten an dem immer noch betriebenen Terminal Augsburg-Oberhausen nicht ausreichen, ihre Container auf der Straße z.B. nach Ulm, München-Riem oder Singen/Hohentwiel fahren bzw. von dort holen, was für die Betroffenen ein klarer Wettbewerbsnachteil ist. Zugleich warten Unternehmen im GVZ zum Teil seit Jahren auf den Bau des Terminals, weil dieses essentieller Bestandteil ihres Geschäftskonzepts oder ihrer Logistikketten sein sollte.

Vorwiegend ein Kreislauf aus langen Genehmigungsverfahren und parallel immer weiter steigenden Umweltauflagen (Wasser-, Boden- und Naturschutz) hat dafür gesorgt, dass es nie zum Bau kam. Mit der Baugenehmigung (Planfeststellungsbeschluss) vom 29. September 2017 hat die für Bahn-Projekte zuständige Regierung von Oberbayern den Weg für den Neubau eines KV-Terminals freigemacht. Die TIA hat sich zwischenzeitlich aufgelöst; die Anlage soll nun von der DB Netz AG errichtet und dann von der Bahn-Tochter DUSS (Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße) alleine betrieben werden.

Bahn und DUSS gehen davon aus, dass vom Sommer 2026 an Container-Züge im neuen Terminal in Augsburg be- und entladen werden können, versicherten DB-Netz-Projektleiterin Petra Lux und DUSS-Geschäftsführer Andreas Schulz am 20.04.2023 im IHK-Verkehrsausschuss den Unternehmern. Die Bahn will nun auch keine zwei Ausbaustufen, sondern gleich den Vollausbau realisieren. Dann können an zwei Portalkränen von Anfang an 68 000 Container pro Jahr umgeschlagen werden. Bislang sind es mit mobilen Kranfahrzeugen („Reachstacker“) in Augsburg-Oberhausen rund 22 000. Später wäre noch eine Erweiterung der Anlage durch einen dritten Kran auf dann 100 000 Container jährlich möglich. 

Dass solche Wachstumserwartungen nicht illusorisch sind beweist das Beispiel Ulm/Dornstadt: Der 2005 geschlossene alte Standort in der Neu-Ulmer Innenstadt war für knapp 30 000 Container ausgelegt, die Kapazität des neuen Terminals an der Autobahn A 8 ist gerade von 100 000 auf 150 000 Einheiten erweitert worden; noch in diesem Jahrzehnt soll daneben ein baugleiches, vollautomatisches Terminal für den reinen Seehafen-Verkehr entstehen. Dann können in Ulm 300 000 Container umgeschlagen werden, so viel wie bislang in München-Riem, wo die Kapazitäten ausgeschöpft sind und die Bahn im Umland einen weiteren Standort sucht.

„Die Wirtschaft in Schwaben setzt hohe Erwartungen in das KV-Terminal Augsburg-Gersthofen, das die Lücke zwischen Ulm/Dornstadt und München-Riem schließen wird“, betonte der IHK-Verkehrsausschussvorsitzende Josef Brandner. Bayerisch-Schwaben als Region mit einem überdurchschnittlich hohen Industriebesatz und einem überdurchschnittlichen Export-Anteil benötige den Zugang zu den internationalen Transportwegen und via Container zu den Seehäfen. Augsburg liege denkbar günstig am Schnittpunkt zweier Güterverkehrskorridore des Transeuropäischen Netzes (TEN): der „Magistrale für Europa“ Paris–München– Wien–Budapest und der Achse Skandinavien–Mittelmeer.
Eine Film-Visualisierung des Terminals der DB/DUSS (5 Minuten) ist hier zu finden:
https://youtu.be/WLNKrqSZJPY