Umleitungs-Marathon in Ulm/Neu-Ulm und Richtung Allgäu

Eine ganze Serie von Großbaustellen in Ulm wird in den kommenden Jahren massive Auswirkungen auf den Verkehr von der Autobahn A 8 aus Baden-Württemberg in Richtung Landkreis Neu-Ulm und Allgäu haben. Die direkte Durchfahrt auf der Bundesstraße B 10 zur A 7 ist ab Freitag, 28. November 2025, 18 Uhr nicht mehr möglich. Auf der Nord-Süd-Achse durch Ulm und Neu-Ulm müssen mehrere nicht mehr reparierbare Großbrücken ersetzt werden.
Die Wallstraßenbrücke über die Bahnanlagen (bei Ikea) muss erneuert werden, zugleich wird die daran anschließende Blaubeurer Tor-Brücke durch einen Tunnel ersetzt. Hierzu wird der Ringverkehr am Blaubeurer Tor aufgelöst und in zwei mit Ampelanlagen gesteuerte Kreuzungen umgebaut. Zur Vorbereitung des Tunnel-Baus wird der Blaubeurer Ring derzeit aufgeweitet und ist in einigen Fahrbeziehungen teilgesperrt.
Der Zeitdruck für den Ersatzneubau der Wallstraßenbrücke ist enorm. Die Stadt weiß nach eigenen Angaben erst seit drei Jahren, dass die baufällige Brücke nicht mehr repariert werden kann und komplett ersetzt werden muss. Das Bauwerk für voraussichtlich mehr als 300 Millionen Euro muss wegen der Vorbereitungen der Landesgartenschau auf dem angrenzenden Areal spätestens Ende 2029 fertiggestellt sein. Gleichzeitig müssen die Arbeiten mit den Fahrplänen der Bahn “eingetaktet” sein und die Werkstätten/Instandhaltung der Bahn, deren Zufahrt ebenfalls unter der Brücke liegt, müssen planbar erreicht werden können.
Die Sperrung der Nord-Süd-Durchfahrt wird jahrelange massive Einschränkungen verursachen. Der Verkehr von der A 8 (Ulm-West) zur A 7 (Dreieck Hittistetten) soll über das Kreuz Ulm/Elchingen geführt werden, was ohnehin die offizielle Ausschilderung Richtung Allgäu ist, wegen des kürzeren Weges auf der B 10/B 28 durch Ulm/Neu-Ulm aber bislang kaum genutzt wird. Für die Fahrt ins Stadtzentrum Ulm/Neu-Ulm sind im Sommer/Herbst 2025 mehrere Ersatzrouten ertüchtigt worden. Von Süden nach Norden, also Richtung Autobahn A 8, bleibt die B 10 befahrbar.

Adenauerbrücke: verkehrsstärkste Bundesstraße in Bayerisch-Schwaben

Ebenfalls ersetzt wird im Zuge der Nord-Süd-Achse die Adenauerbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm; hier haben die Arbeiten mit einem Spatenstich am 19. März 2025 begonnen. Auch diese Brücke ist technisch am Ende. Die Brücke über die Landesgrenze Baden-Württemberg/Bayern ist - nach der Autobahn A 8 bei Augsburg - mit fast 100.000 Fahrzeugen pro Tag der verkehrsstärkste Punkt in Bayerisch-Schwaben. Der Neubau unter Regie des Staatlichen Bauamts Krumbach unter laufenden Verkehr wird rund 80 Millionen Euro kosten und bis 2028 dauern.
„Investitionen in Brücken sind für eine verlässliche und leistungsfähige Infrastruktur unerlässlich. Wir handeln rechtzeitig, denn der Zustand unserer Infrastruktur entscheidet über unsere Zukunftsfähigkeit“, erklärte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter zum Baustart der Adenauerbrücke. Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Leiter der Abteilung Straßen- und Brückenbau im bayerischen Bau- und Verkehrsministerium und der Ministerialdirigent im Bundesverkehrsministerium, Gerhard Rühmkorf, versicherten: „Vier Jahre muss die Brücke noch durchhalten” bis der Neubau steht – und bis dahin werde sie nach strengsten Maßstäben überwacht.
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Brücken verbinden bekanntlich, machen aber auch Probleme.” Die Adenauerbrücke mit ihren 70 Jahren („Schon der Name sagt, aus welcher Zeit sie stammt") sei “kein Einzelfall”, sondern stehe für den Sanierungs- und Erneuerungsbedarf an vielen Orten. Er appellierte an die Politik und Gäste, sich über die Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten auf der Achse durch Ulm/Neu-Ulm nicht zu beklagen: „Die Alternative wäre: gar nicht mehr zu fahren.”
Der im März 2025 noch amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärte in einer Stellungnahme: „Für den Bund hat die Modernisierung unserer Infrastruktur höchste Priorität." Im Brückenmodernisierungsprogramm des Bundes seien wichtige Vorhaben – wie etwa die Adenauerbrücke im Zuge der B 10 in Neu-Ulm – erfolgreich angelaufen. Er fügte hinzu: „Wichtig ist, dass wir in den kommenden Jahren nicht nachlassen und die erforderlichen Investitionen auch für die Zukunft gesichert werden. Deutschland braucht eine verlässliche Verkehrsfinanzierung auf hohem Niveau. Denn eine leistungsfähige Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für individuelle Mobilität und ist Grundlage für eine starke Volkswirtschaft.
Alexander Leis, Leiter des Staatlichen Bauamts Krumbach dankte den Behörden des Bundes und der beiden Länder für die Kooperation. Der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher sagte, die neue Brücke mache „beide Städte verkehrstechnisch fit für die Zukunft.”

IHKs Schwaben und Ulm stellten sich hinter das Vorhaben

„Das ist heute ein Zeichen des Aufbruchs, zufällig genau einen Tag, nachdem der alte Bundestag ein Infrastruktur-Sondervermögen verabschiedet hat. Wir konnten in den vergangenen Jahren in Ulm/Neu-Ulm an vielen Stellen erkennen, wie dringend notwendig die Sanierung und der Ausbau von Infrastruktur ist“, sagte der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm und stellvertretende Präsident der IHK Schwaben, Gerd Stiefel. „Jetzt geht es darum, in den anstehenden Jahren der Großbaustellen die Belastungen für den Wirtschaftsverkehr und für die Bürger so gering zu halten wie möglich.“
In der Planungsphase hatte es lange und intensive öffentliche Diskussionen über die Dimension des Bauvorhabens gegeben, auch weil hierfür in einen öffentlichen Grünzug entlang der B 10 auf Ulmer Seite („Ehinger Anlagen“) eingegriffen werden musste. Das Staatliche Bauamt Krumbach hatte dargelegt, dass ein 1:1-Neubau mit identischen Abmessungen nach den heutigen Richtlinien nicht mehr möglich und mit Blick auf weiter wachsende künftige Anforderungen auch nicht sinnvoll sei. Die IHKs Schwaben und Ulm hatten sich mit einer gemeinsamen Positionierung ihrer Verkehrsausschüsse dieser Auffassung angeschlossen.
Auf der Adenauerbrücke bündeln sich überregionaler Verkehr (zwischen den Autobahnen A 8/Ulm-West und A 7/Dreieck Hittistetten) und der innerstädtische Verkehr bzw. Quell- und Zielverkehr von Ulm und Neu-Ulm. Über die Brücke verlaufen die Bundesstraßen B 10 und B 28; sie nimmt außerdem den Verkehr von der B 30 auf, die in Neu-Um in die B 28 mündet.

Auch innerstädtische Gänstorbrücke wird ersetzt

Desweiteren ersetzt werden muss die zweitwichtigste und vor allem im innerstädtischen Verkehr bedeutende Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm. Hier ist eine Brückenhälfte im Sommer 2025 bereits abgebrochen worden.