Rahmenbedingungen und Tätigkeiten
Die Lage der regionalen Wirtschaft hat sich bis zur Jahresmitte wie auch in den Vorjahren sehr positiv entwickelt. Im dritten Quartal verschlechterte sich die Stimmung analog zu den Meldungen über sich eintrübende Konjunkturaussichten. Allerdings geht die Wirtschaft nach wie vor von einem weiteren, wenn auch verlangsamten Wachstum aus. Zum Jahresende gab es allerdings erste Anzeichen einer Entspannung.
Trotz gefüllter Auftragsbücher und anhaltender Einstellung von Personal blicken die Unternehmen mit größerer Sorge als zuvor in die Zukunft. Die Gründe liegen im Fachkräftemangel und in den Unsicherheiten in den Weltmärkten - ausgelöst durch den Brexit, Handelskriege und Sanktionen gegen wichtige Handelspartner. Auch die Dieselkrise, die Debatten um den Klimaschutz und dessen Finanzierung sowie anhaltend hohe Energiepreise drücken die Stimmung.
Der Konjunkturklima-Index der IHK belegt diese Einschätzung. Im dritten Quartal 2019 erreichte der Index auf einer Skala von null bis 200 Punkten nur noch 97,3 Punkte. Ein Jahr zuvor waren es noch 120,6 Punkte, der Durchschnittswert liegt bei 116,8 Punkten. Vor allem Industrie- und exportorientierte Unternehmen blicken nicht mehr so optimistisch auf die kommenden Monate wie in den vorigen Quartalen. Positive Einschätzungen kommen vor allem aus dem Baugewerbe und der Logistik. Dem Konjunkturbericht zufolge rechnen zehn Prozent der Befragten mit einer positiven, 58 Prozent mit einer etwa gleichbleibenden und 32 Prozent mit einer ungünstigeren Geschäftsentwicklung.
Erfreulich bleibt die Entwicklung im Arbeitsmarkt. In den Kreisen unseres IHK-Bezirks bewegen sich die Arbeitslosenquoten weiterhin auf historischen Tiefstständen: Im Kreis Stormarn herrscht mit einer Quote von drei Prozent weiterhin faktisch Vollbeschäftigung. Der Kreis Segeberg liegt bei vier Prozent, und die Kreise Ostholstein und Herzogtum Lauenburg nähern sich der Vier-Prozent-Marke. Allein die Hansestadt Lübeck hat eine Erwerbslosenquote von mehr als fünf Prozent. Allerdings hat sich der Wert in den vergangenen Jahren deutlich nach unten bewegt.
Die IHK zu Lübeck hat ihre Mitgliedsunternehmen auch 2019 getreu dem neuen Leitbild-Claim “Innovativ - Herzlich - Kompetent” unterstützt. Inhaltlich war die IHK im Jahr 2019 in den Bereichen Infrastruktur, Aus- und Weiterbildung, der Gewinnung von Fachkräften, der Beratung von Unternehmen besonders bei der Nachfolgeregelung, Energiefragen, Digitalisierung und Außenwirtschaft sowie im Tourismus besonders aktiv.
Das neue Präsidium nach der Wahl im Februar 2019 (von rechts): Hagen Goldbeck, Thomas Buhck, Alexandra von Oven-Batsch, Jochen Brüggen, Präses Friederike C. Kühn, Nils Offer, Norbert Basler, Dr. Arno Probst; links IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning
Nach der Wahl eines neuen Präsidiums hat die IHK die von der Vollversammlung angestoßene Initiative Mein Unternehmen Zukunft fortgeschrieben. Schwerpunkt war die Kampagne Gestern - Heute. Dafür präsentieren sich Unternehmer aus dem Hansebelt und erzählen ihre persönliche Unternehmens-Story.
Zur Verbreitung der Kampagne sowie weiterer Inhalte der IHK-Arbeit hat die IHK im März einen Instagram-Kanal eröffnet. Zielgruppe sind vor allem Jugendliche und Auszubildende, die wir für eine Duale Ausbildung begeistern wollen. In einem umfangreichen Netzwerk mit Unternehmen und Institutionen vermitteln wir diese Inhalte sehr erfolgreich. Auch andere Social Media-Aktivitäten entwickeln sich dank eines optimierten Redaktionsplans positiv.
Nach wie vor ist das Thema Fachkräftemangel präsent. Den Unternehmen ist bewusst, dass sie Fachkräfte durch die Duale Ausbildung generieren. Entsprechend haben sie 2019 mehr Ausbildungsplätze angeboten und mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Die Duale Berufsausbildung ist für die jungen Menschen ein sehr guter Einstieg in das Berufsleben. Dass der Bildungsweg damit nicht endet, hat die Meisterfeier im März 2019 gezeigt: Wir ehrten mehr als 250 Absolventen für ihren Meister- oder Fachwirt-Abschluss der “Höheren Berufsbildung” in den media docks in Lübeck.
Die Meisterehrung der IHK zu Lübeck im Jahr 2019 in den media docks Lübeck
Das im Arbeitskreis Qualität in der Ausbildung entwickelte Schulungskonzept für Ausbilder haben wir aufgrund des großen Interesses der Unternehmen fortgesetzt. Es ist nun fester Bestandteil des Serviceangebotes des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung. Mit sechs öffentlichkeitswirksamen Verleihungen des begehrten IHK-Ausbildungsawards hat die IHK zu Lübeck für die innovative und qualitativ hochwertige Ausbildung im Hansebelt geworben. Zur vierten Ausbildungsrallye in Lübeck hatten insgesamt 38 Unternehmen ihre Türen für rund 500 Schüler geöffnet und vor Ort gezeigt, wie gut die Duale Ausbildung im Unternehmen funktioniert. Ähnliche Konzepte in den Kreisen Segeberg und Stormarn hat der Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung tatkräftig unterstützt.
Bekam den IHK-Ausbildungsaward im März 2019: die SLM Solutions Group AG in Lübeck
Ein Schwerpunkt des Geschäftsbereichs war 2019 die Digitalisierung der Berufsausbildung. Wir haben das IHK-Ausbildungsportal der IHK zu Lübeck mit einem Kick-Off im April – in Anwesenheit von rund 260 Unternehmensvertretern – erfolgreich eingeführt. Ausbildungsverträge eintragen, Ausbilder- und Auszubildendendaten aktualisieren oder das Eintragen und Verwalten der Ausbildungsverträge ist nun online über das IHK-Ausbildungsportal möglich.
Erfolgreich zum Abschluss gebracht haben wir im November das Interreg-Projekt BOOST. Ziel der deutsch-dänischen Zusammenarbeit von Greater Mobility across Femern Belt war es, den grenzüberschreitenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu beleben. Zahlreiche Auszubildende aus dem Bezirk der IHK zu Lübeck erhielten die Chance, den dänischen Arbeitsalltag kennenzulernen. Auch die teilnehmenden Unternehmen profitierten vom Austausch: Auslandspraktika sind eine herausragende Möglichkeit, die Ausbildung aufzuwerten, leistungsstarke Auszubildende zu gewinnen oder Auszubildende neu zu motivieren.
Erneut zugelegt hat die Resonanz auf das Beratungs- und Veranstaltungsangebot des Geschäftsbereichs International für im Außenhandel aktive IHK-Mitglieder. In enger Abstimmung mit den Schwesterkammern in Schleswig-Holstein haben wir ein Informationspaket geschnürt, das die Bedarfe unserer Mitglieder bei ihren Auslandsengagements wirkungsvoll unterstützt. Mit diesem Angebot unterstreichen wir unser Selbstverständnis als Übersetzer der komplexer werdenden Vorgaben an die Abwicklung von Außenwirtschaftsgeschäften. Seien es Fortschreibungen bestehender Embargos, neue Freihandelsabkommen oder einzelstaatliche Sonderwege wie etwa die Abforderung von Ursprungszeugnissen der mit uns über eine Zollunion verbundenen Türkei - der Aufwand der Betriebe für die regelkonforme Abwicklung des Auslandsgeschäfts steigt.
Mit einem komplett neu konzipierten IHK-Zertifikatslehrgang “Fachkraft Zoll und Exportabwicklung” bieten wir denjenigen ein Angebot an, die sich mit der betrieblichen Anwendung von anspruchsvollem Außenwirtschaftsrecht befassen müssen. Die Förderung unseres Angebots durch den von der Investitionsbank verwalteten Weiterbildungsfonds des Landes Schleswig-Holstein belohnt unsere Anstrengungen für die notwendige Qualifizierung unserer Mitglieder.
Zum Jahreswechsel haben wir unseren Mitgliedern eine neue Software für die Beantragung und Ausstellung von sogenannten elektronischen Ursprungszeugnissen zur Verfügung gestellt. Mit der neuen Web-basierten Lösung entfällt der Aufwand für ein Kartenlesegerät und für die Zugangskarte. Wir erwarten, dass wir damit unsere Mitglieder flächendeckend an diesen digitalen Service heranführen werden.
Die Ungewissheit in der Brexit-Frage und ihre nachhaltige Präsenz in den Medien hat die Planungsgrundlagen unserer Mitglieder empfindlich gestört. Verbunden damit waren Mehraufwendungen für die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Szenarien. Hier haben wir uns mit der Zusammenstellung belastbarer Informationen für die Unternehmen intensiv engagiert, ohne uns an den zahlreichen Untergangsdebatten zu beteiligen. Diese Haltung fand auch Akzeptanz in der Landesregierung: Der Wirtschaftsminister hat Werner Koopmann, Federführer International der IHK Schleswig-Holstein, zum Koordinator der Brexit-Task-Force Schleswig-Holstein ernannt.
Auf dem Aktionstag Unternehmensnachfolge im Juni 2019: IHK-Hauptgeschäftsführer Lars Schöning, HWK-Präsident Ralf Stamer, Staatssekretär Dr. Thilo Rohlfs, HWK-Hauptgeschäftsführer Andreas Katschke und Hagen Goldbeck, Vize-Präses der IHK zu Lübeck (von links)
Der Geschäftsbereich Existenzgründung und Unternehmensförderung hat sich auch 2019 auf die drängenden Themen Existenzgründung und Unternehmensnachfolge spezialisiert. Dafür hat sich der Bereich an neuen Formaten beteiligt oder diese weiterentwickelt. Beispiele sind ein bundesweiter Unternehmensnachfolge-Aktionstag am 18. Juni 2019 in Lübeck sowie Existenzgründungsseminare und -sprechtage.
In individuellen Gesprächen bei unseren Nachfolgesprechtagen konnten wir den Unternehmern individuelle Lösungen aufzeigen und Impulse für den weiteren Prozess geben. Die Synergieeffekte aus der Betreuung der Unternehmensnachfolgebörse nexxt-change als Regionalpartner und der Beratung von Abgebern und Nachfolgeinteressenten führen zu einer stärkeren Vernetzung zwischen den Akteuren. Gleichzeitig haben wir in 2019 schwerpunktmäßig Multiplikatoren, wie die Firmenkundenbetreuer mehrerer Banken und Sparkassen für erste Schritte im Nachfolgeprozess ihrer Kunden sensibilisiert.
Aufgrund der sehr guten Resonanz in 2018 hat der Geschäftsbereich das Veranstaltungsformat fckup N8 in 2019 fortgeführt. Dieses soll Gründern Mut machen, dass auch ein Scheitern mit der ersten Idee zu einer erfolgreichen zweiten Idee führen kann. Über die Facebook-Seiten der IHK zu Lübeck und auch Man Tau berichten wir live aus der Gründerszene über Events, Stories und Know-how für Gründer. Weiterhin bieten wir im Verbund mit den Lübecker Partnern GründerCube, BioMedTec Wissenschaftscampus und dem Technikzentrum Lübeck eine neue Veranstaltung mit dem Titel: “Gründen mit Recht - was StartUps zum Thema Recht wissen müssen” an.
Die fünfte Lübecker fckup N8 in der Zeugnerei im Schuppen 9, hier mit Speaker Tim Best
Die erlaubnispflichtigen Gewerbe waren auch 2019 ein weiterer wichtiger Arbeitsschwerpunkt des Geschäftsbereiches Existenzgründung und Unternehmens-förderung. In Kooperation mit dem Immobilienverband Deutschland (IVD) informierte der Bereich auf dem Branchenforum für Immobilienmakler und Wohnimmobilienverwalter etwa zu den Sorgfaltspflichten nach dem neuen Geldwäschegesetz. Und was sich die Generationen Y und Z schon heute von ihren Versicherungs- und Finanzanlagenberatern zum Thema digitale Dienstleistungsangebote und Künstliche Intelligenz wünschen, thematisierten wir mit dem Bundesverband deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK) in einem Forum für Versicherungen und Finanzen.
Im Bereich Tourismuswirtschaft haben wir das persönliche Beratungsangebot weiter ausgebaut. Darüber hinaus ermöglicht es der Relaunch des Tourismusportals auf der IHK-Homepage unseren Mitgliedern, digitale Angebote abzurufen. Die neuen Online-Inhalte präsentieren unsere Mitarbeiter bei Betriebsbesuchen direkt den Unternehmern. Zudem trägt der direkte Kontakt zu den Betrieben dazu bei, touristische Medieninhalte und Statements aus der Tourismusbranche über die neue Social-Media-Strategie der IHK zu Lübeck öffentlichkeitswirksam zu verbreiten. So ist kürzlich das erste Social-Media-Unternehmerportrait online gegangen, weitere sind bereits in Planung.
Veranstaltungsformate wie “Modernisierung und Förderung” oder das Designkontor erfreuen sich einer erhöhten Nachfrage aus der Tourismusbranche. Zudem baut das Tourismusreferat den Vertrieb dieser Beratungsprodukte weiter aus, indem die Mitarbeiter direkt bei den Tourismusorganisationen vor Ort vortragen, etwa in Mitgliederversammlungen der einzelnen Regionen.
Ein weiterer Fokus liegt auf dem internationalen Gast. In aktuellen Projekten arbeitet die IHK zu Lübeck intensiv daran, touristische Mitgliedsbetriebe fit zu machen für Besucher aus dem Ausland. Das Regionalmanagement im Hansebelt definiert darüber hinaus punktgenau passende ausländische Zielgruppen, die für Tourismusbetriebe und -verbände sowie Kommunen von großem Interesse sind.
Einen Schwerpunkt setzte der Geschäftsbereich Region in einer Verstärkung der IHK-Präsenz vor allem in den Hamburger Randkreisen Herzogtum Lauenburg, Segeberg und Stormarn. Mit mehr Nähe zu den Kunden, effizientem Service und Dienstleistungen unterstützte die IHK ihre Mitglieder in den wirtschaftlich starken Städten und Gemeinden. Dazu gehört auch ein umfangreicheres Veranstaltungsangebot im Süden des IHK-Bezirkes, um den Kunden kurze Wege zu ermöglichen.
Zum zweiten Mal hat die IHK zu Lübeck federführend für die IHK Schleswig-Holstein den Kongress Frauen in Führung im Norden ausgerichtet. Unter dem Motto “Meine Arbeitswelten” informierten sich die rund 200 Teilnehmerinnen über Themen wie “Führen in digitalen Zeiten”, “Diversität” und “New Work”. Mit dem Kongress setzte die IHK zu Lübeck ihre 2013 unter dem Titel Frauen in Führung gestartete Initiative für Unternehmerinnen, Existenzgründerinnen und Frauen in Führung konsequent fort. Die Chancengerechtigkeit von Frauen im Beruf, die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen und -gremien sowie die Unterstützung von Frauen als Unternehmerinnen ist der IHK zu Lübeck ein wichtiges - sowohl wirtschafts- als auch gesellschaftspolitisches - Anliegen.
Der zweite Kongress für "Frauen in Führung im Norden" der IHK Schleswig-Holstein im Mai 2019
Erstmals hat die Landesarbeitsgemeinschaft unter Federführung der IHK zu Lübeck in 2019 auch eine Statistik zum weiblichen Unternehmertum in Schleswig-Holstein herausgegeben. Die Auswertung der Daten von rund 180.000 Mitgliedsunternehmen der IHKs Flensburg, Kiel und Lübeck hat ergeben, dass die Anzahl von Frauen in Führung in der schleswig-holsteinischen Wirtschaft zwar steigt, die Unternehmen jedoch noch nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, die dieses Fachkräftepotenzial bietet.
Ein wichtiger Schwerpunkt der IHK-Arbeit ist und bleibt das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Den hohen Informationsbedarf nahm die IHK zu Lübeck bereits im Herbst 2017 zum Anlass, den Arbeitskreis KI zu initiieren. KI ist ein Querschnittsthema, bei dem Akteure aus unterschiedlichen Branchen häufig vor ähnlichen Herausforderungen und noch offenen Fragen stehen.
Der Arbeitskreis Künstliche Intelligenz (AKKI) der IHK zu Lübeck vermittelt KI-Wissen, bietet eine Plattform zum Austausch, bahnt Kontakte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft an und bringt sich in die öffentliche Diskussion über Chancen und Grenzen der Zukunftstechnologie ein. Mit drei Arbeitskreissitzungen in 2019 und einer öffentlichen Veranstaltung des Arbeitskreises zu der Frage “KI-Strategien für Schleswig-Holstein - was braucht die Wirtschaft?” haben wir den Diskurs fortgesetzt und das Thema in die Breite der Wirtschaft getragen.
Darüber hinaus hat der Geschäftsbereich Innovation und Umwelt unter Einbindung der IHK-Gremien an einem Positionspapier der IHK Schleswig-Holstein mitgewirkt und unter dem Motto “Think big, act fast!” die Anforderungen der schleswig-holsteinischen Wirtschaft für eine effektive KI-Nutzung formuliert. Auf dieser Basis wird die IHK die KI-Politik des Landes konstruktiv und kritisch begleiten und sich dafür einsetzen, dass die regionale Wirtschaft von den Entwicklungen in den Bereichen KI und Maschinelles Lernen profitieren kann.
Im Mittelpunkt unserer Aktivitäten standen stets die vom IHK-Dialogforum Ethik in der Digitalisierung herausgearbeiteten Thesen. Der Expertenrat aus Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche und Gewerkschaften hatte sich eingehend mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns beschäftigt und daraus Empfehlungen abgeleitet. Einige der Leitsätze lauten: “Ehrbare Kaufleute sind chancenorientierte Gestalter”, “Digitalisierung verändert auch die Führungsaufgabe” oder “Digitalisierung ist nicht allein technologischer Wandel, sondern auch ein gesellschaftlicher Veränderungsprozess”.
Heike Wachenhausen, Conference Chair, und Professor Dr. Mathias Goyen auf der achten Lübeck Summer Academy on Medical Technology im Juli 2019
Ab Mai 2020 gilt in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union die EU-Medizinprodukte-Verordnung (Medical Device Regulation, MDR). Die MDR ersetzt die bisherigen Richtlinien und sieht vor allem erhöhte Anforderungen an das Inverkehrbringen und die Überwachung von Medizinprodukten in der EU vor. Problematisch für Medizinproduktehersteller ist dabei, dass die Rezertifizierung von Bestandsprodukten nur schleppend vorankommt, weil bislang zu wenig Benannte Stellen nach neuem Recht notifiziert sind. Die zusätzlichen Anforderungen der MDR stellen damit nicht nur ein Hemmnis für die künftige Entwicklung der Medizintechnik-Branche dar, sondern können auch zu Engpässen in der Patientenversorgung führen.
Die IHK zu Lübeck begleitet dieses Thema seit langem und bringt sich aktiv in die Interessenvertretung der Wirtschaft ein. In der Lübeck Summer Academy on Medical Technology informiert die IHK zu Lübeck jährlich über den Umsetzungsprozess der EU-Medizinprodukteverordnung und unterstützt damit die betroffenen Betriebe im Umgang mit den neuen Rechtsvorschriften.
Auch 2019 die IHK erreichte zu Lübeck mit diesem Kongress rund 240 Vertreter aus der Gesundheitsindustrie. Bereits seit 2012 unterstützt die IHK den Arbeitskreis Regulatory Affairs im Cluster Life Science Nord, in dem die Teilnehmer unterschiedliche Herausforderungen des neuen regulatorischen Rahmens in vier Treffen pro Jahr im Detail diskutieren. 2019 setzte die IHK zu Lübeck dieses Engagement fort. Auf EU-Ebene vertrat die IHK die Interessen der Branche während einer dreimonatigen Stage im Büro der IHK Nord in Brüssel und brachte in Hintergrundgesprächen mit Abgeordneten, Ausschussmitgliedern und Verbandsvertretern wesentliche Forderungen der norddeutschen Gesundheitswirtschaft in den politischen Entscheidungsprozess ein.
Erfolgreich fortgesetzt haben wir das Format Lübecker Salon - ein exklusives Angebot für den persönlichen Austausch von Unternehmern und Vertretern der Hochschulen. Die beiden von der Universität zu Lübeck, der Technischen Hochschule Lübeck sowie der IHK gemeinsam organisierten Veranstaltungen zu den Themen “Ehrenamt und Gesellschaft” im März 2019 und “KI - Frust oder Freiheit” im September 2019 stießen auf eine hohe Resonanz und bescherten uns ein positives Feedback.
Der Lübecker Salon im März 2019
Auch unser Abend der Industrie hat sich getreu dem Motto “Vernetzung fördern - Impulse liefern - Veränderungen anstoßen” als ein wichtiges Dialog- und Austauschformat der regionalen Industrieakteure etabliert. Der auf Anregung des Ausschusses für Industrie und Technologie ins Leben gerufene LEAN-Erfahrungsaustausch stellt den Erfahrungs- und Wissensaustausch in den Fokus. Betriebliche Prozesse “Lean” zu gestalten, legt die Basis für eine Automatisierung und Digitalisierung der Produktion in der Industrie. Der LEAN-Erfahrungsaustausch sieht sich dabei als Brückenbauer, indem er Experten, Anwender und Interessierte zusammenbringt.
Die Hochschulen sind vor allen in den technischen Bereichen wichtige Impulsgeber für die regionale Wirtschaft. In gemeinsamen Formaten setzt sich der Geschäftsbereich Innovation und Umwelt für die Verbesserung des Technologietransfers von Wissenschaft in die regionalen Unternehmen ein. 2019 starteten wir eine intensive Zusammenarbeit mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Kiel (M4KK) zu Aspekten der Digitalisierung von Produktion und Logistik. Dabei kooperierten wir vor allem mit den Akteuren aus der Universität zu Lübeck und der Technischen Hochschule Lübeck. In 2020 wird sich die IHK stärker in die unternehmerischen Bedarfe einbringen, um die Formate noch besser mit den Anforderungen der Unternehmen zu verknüpfen. Darüber hinaus werden wir auch die Arbeit im bereits 2017 gegründeten Netzwerk Produzieren für Morgen weiterführen.
Sehr gute Erfahrungen aus den Netzwerken Produzieren für Morgen und dem Energieeffizienz-Netzwerk bilden die Basis für neue Netzwerke. Die IHK zu Lübeck hat sich 2019 aktiv in das 3D-Druck-Netzwerk in der Metropolregion Hamburg eingebracht und gemeinsam mit regionalen Playern eine eigene Regionalgruppe gegründet. Damit wollen wir die Sichtbarkeit der Metropolregion Hamburg als 3D-Druck- und Technologiestandort erhöhen und die Know-how-Träger aus der Region hervorheben.
Kaum noch ein produzierendes Unternehmen kommt ohne ein zertifiziertes Qualitätsmanagement-System aus. Ein 2019 in Kooperation mit DGQ und VDI Bezirksverein Lübeck gestartetes Unternehmensnetzwerk zum Qualitätsmanagement schafft nun eine Plattform zur branchenübergreifenden Vernetzung und zum Austausch der internen Auditoren untereinander. Die Veranstaltungen des AK Organisation und QM erfreuen sich eines großen Zuspruchs. Daher erfolgt die Organisation des Netzwerkes und der Steuerungsgruppe nun auch komplett digital. Sie ist damit ein gutes Beispiel für die Digitalisierung der IHK-Organisation.
Die Energie-Scouts 2019 der IHK zu Lübeck: das Siegerteam der H. & J. Brüggen KG
Mit der Klimaschutzdebatte und weiter steigenden Preisen ist Energieeffizienz als aktiver Beitrag zum Klimaschutz ein wichtiges Thema für alle Unternehmen, besonders für das produzierende Gewerbe. Die IHK zu Lübeck unterstützt ihre Mitglieder mit verschiedenen Formaten. Dazu gehören das Energiecoaching und die Energiescouts. Auch unser IHK-Energieeffizienznetzwerk erfreut sich hohen Zuspruchs der Netzwerkunternehmen. 2019 durchlief es erneut die Auditphase. Aufgrund mehrfacher Anfragen seitens der Unternehmen starten wir 2020 einen Arbeitskreis für Unternehmen mit Energiemanagementsystem gemäß DIN ISO 50.001.
Im Mittelpunkt der Interessenvertretung für die Wirtschaft im Hansebelt standen bei der IHK zu Lübeck auch 2019 Aspekte der Landes- und Regionalplanung sowie der aktive Einsatz für die zügige Realisierung erforderlicher Infrastrukturprojekte im Mittelpunkt.
Nach der Erstellung der Landesentwicklungsstrategie hat das Land Schleswig-Holstein mit der Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans sowie der Regionalpläne begonnen. Die IHK Schleswig-Holstein hat im Zuge der frühzeitigen Beteiligung die Positionen der Wirtschaft in den Planungsprozess eingebracht. Schwerpunkte der Stellungnahme waren die geplante Experimentierklausel, mit der das Land bestimmte Vorhaben außerhalb der vorgegebenen Ziele und Grundsätze versuchsweise realisiere will, sowie das geplante Flächenspar-Ziel.
Im September präsentierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Ergebnisse ihres Territorial Review die Metropolregion Hamburg (MRH) der Öffentlichkeit. Für das Gutachten hatte die OECD die Stärken und Schwächen sowie die Potenziale der Kooperation, an der die IHK zu Lübeck gemeinsam mit weiteren Trägern aus der Wirtschaft beteiligt ist, untersucht. Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass andere deutsche Metropolregionen die MRH trotz ihrer Potenziale zunehmend überholt. Als eine der wesentlichen Ursachen identifizierte von der OECD die heterogene Struktur aus urbanen und ländlichen Räumen sowie die Verteilung der MRH auf vier Bundesländer. Außerdem listet sie den Fachkräftemangel, die vergleichsweise geringen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die fragmentierten Raumplanungsstrukturen an.
EU-Koordinator für den ScanMed-Korridor Pat Cox (links) im November 2019 bei seinem Besuch in der IHK zu Lübeck
Ein Schwerpunkt im Bereich der Infrastrukturprojekte ist weiterhin die feste Fehmarnbelt-Querung zwischen Deutschland und Dänemark einschließlich der Straßen- und Schienenanbindungen. Bei einem erneuten Besuch in der IHK betonte der EU-Koordinator für den ScanMed-Korridor, Pat Cox, die europäische Bedeutung des Tunnels.
Ebenfalls zu den wichtigen Infrastrukturprojekten gehören die Elektrifizierung der Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen und der Ausbau der S-Bahnlinie S4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe, der Weiterbau der A 20 einschließlich Elbquerung, der Ausbau der B 404 zur A 21, ebenfalls mit neuer Elbquerung (bei Geesthacht), und der Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals.
Eng verbunden mit der erfolgreichen Realisierung von Infrastrukturprojekten ist das Planungsrecht. Die regionale Wirtschaft empfindet die Planungsdauer bei anstehenden Ausbauten (etwa A20) als unvertretbar lang. Aus diesem Grund hat die IHK zu Lübeck eine Delegationsreise der schleswig-holsteinischen Wirtschaft nach Berlin organisiert. In Gesprächen mit Vertretern aus Bundesregierung und Bundestag bestärkten die Mitglieder der Vollversammlungen der drei schleswig-holsteinischen IHKs erneut die zuvor bereits von IHK Nord und DIHK vorgetragenen Forderungen nach Vereinfachung des Planungsrechts. Einigkeit bestand darin, dass Deutschland zügigere Realisierungszeiträume benötigt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes mittelfristig zu gewährleisten beziehungsweise nicht zu gefährden.
Die Vollversammlungen der drei schleswig-holsteinischen IHKs auf einer gemeinsamen Delegationsreise zum Thema Planungsrecht in Berlin im Oktober 2019
Ein entscheidender Wirtschaftsfaktor im Hansebelt ist die maritime Wirtschaft. Daher hat sich die IHK aktiv in die Aufstellung des Hafenentwicklungsplans (HEP 2030) der Hansestadt Lübeck eingebracht. Von der Entwicklung des Hafens sind in der Region nach wie vor weit mehr als 10.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt abhängig, wie eine im Auftrag der IHK erstellte Studie ergab.
Mit dem Beteiligungsprozess LÜBECK.überMORGEN hat sich die Hansestadt Lübeck auf den Weg gemacht, einen strategischen Rahmenplan für die Stadtentwicklung zu erarbeiten. Der Wirtschaftsbeirat Lübeck der IHK war von Beginn an in das Verfahren involviert und hat sich konstruktiv in die Diskussion eingebracht, besonders bei der städtebaulichen Entwicklung Lübeck Nordwest. Ein erstmals erprobtes Format der Politikberatung durch die IHK traf auf positive Resonanz: Vertreter von Kommunalpolitik und Verwaltung erhielten die Möglichkeit, sich im Zuge eine Bustour einen direkten Einblick in die Unternehmen des Planungsgebietes zu verschaffen und vor Ort den Dialog mit Unternehmensvertretern zu führen.
Das Thema PACT ist erneut in verschiedenen Städten im IHK-Bezirk in den Blickwinkel geraten. Mit einem PACT (Partnerschaft zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen) lassen sich Rahmenbedingungen etwa im Straßenraum, die Aufenthaltsqualität oder das Marketing verbessern. In der Hansestadt Lübeck stand das Thema beim neuen Format “Immobiliengipfel - Zukunftsfähige Innenstadt” auf der Tagesordnung, das wir gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung, der Kaufmannschaft zu Lübeck und dem Lübeck Management auf die Tagesordnung gesetzt hatten.
Das Fehmarnbelt Business Council (FBBC) als trinationale Kooperation deutscher, dänischer und schwedischer Wirtschaftsorganisationen beauftragte Professor Björn Jacobsen von der Fachhochschule Stralsund mit der Entwicklung, Analyse und Zusammenfassung eines Fehmarnbelt-Index. Dieser soll mehr aussagekräftige statistische Daten für die Fehmarnbelt-Region liefern. Die Idee des Fehmarnbelt-Index basiert auf dem Öresund-Index und setzt sich aus fünf Teilindices zusammen. Den ersten Index zum Thema Wissenschaft, Technologie und Innovation haben wir im Juli veröffentlicht.
Der HanseBelt e.V. hat im Jahr 2019 erfolgreiche Veranstaltungen zum Thema Arbeitgebermarke und Unternehmenskultur ausgerichtet und dabei mehr Unternehmer und Mitarbeiter von Mitgliedsunternehmen erreicht. Aktuell wirbt der Hansebelt mit dem Claim “Happy Region”. Dafür hat die Initiative erfolgreiche Marketinginstrumente wie die Happy Region-Tour eingeführt. Diese ist in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift “Piste Lübeck” entstanden und findet großen Anklang bei den Unternehmen. Diese und ihre Jobangebote stehen im Mittelpunkt einer unterhaltenden Präsentation. Vor allem junge Fachkräfte fühlen sich davon angesprochen. Zudem startete die Initiative die Kampagne “Bleib Glücklich” zur Fachkräftegewinnung als Pilotprojekt mit vier Hotels in der Region. Ziel ist es, Touristen als zukünftige Fach- und Führungskräfte für den Hansebelt zu gewinnen.
Gemeinsam mit den dänischen Partnern von Femernbelt Develoment ist die Kampagne “Auf zu neuen Horizonten” entstanden. Diese soll für den Hansebelt und seine Attraktivität zum Leben und Arbeiten begeistern sowie auf die Chancen hinweisen, die er hat, wenn er mit Skandinavien zu einer Zukunftsregion zusammenwächst. Die Zusammenarbeit mit den dänischen Nachbarn hat sich durch den Belt-Cup im Jahr 2018 in Deutschland und im Jahr 2019 in Dänemark weiter intensiviert.
Leistungsbericht 2019
- Auftrag der IHK (Nr. 5038952)
- Das Jahr 2020 (Nr. 5038960)
- Zahlen, Daten, Fakten (Nr. 5038958)