Transportwege

Vom Hafen an Land

Rund 52 Millionen Tonnen Güterumschlag und neun Millionen Passagiere: Für einen reibungslosen Transfer braucht es hochleistungsfähige und sichere Transportwege – auf Straße und Schiene. Ein Hafen funktioniert nur dann umfassend, wenn er ganzheitlich an andere Verkehrswege angebunden ist.
Damit möglichst flexibel agiert werden kann, kommen verschiedene Verkehrsträger zum Einsatz, deren Ströme von und zu den Häfen effektiv verteilt werden müssen. Der größte Teil der umgeschlagenen Güter wird per Lkw auf der Straße transportiert. In Schleswig-Holstein haben daher A 1, A 7 und A 21 eine besondere Bedeutung für die Anbindung der Seehäfen. Immer noch großer Mangel besteht in der noch nicht fertiggestellten A 20, die vor allem mit der festen Unterelbequerung eine wichtige Verbindung nach Niedersachsen und bis nach Westeuropa schaffen wird. Für die Westküste ist der Ausbau der B 5 vorrangig zu beschleunigen, da alle wichtigen Hafenstandorte wie Husum, Büsum und Dagebüll durch die B 5 untereinander und mit der Metropolregion Hamburg verbunden sind.
Auch die Schiene wird entscheidender: Verkehre, die in Kiel oder Lübeck auf die Schiene verladen werden, nehmen deutlich zu. Es fehlen allerdings Bypasslösungen, die bei Engpässen im Hamburger Umland eine Fahrt auf Alternativstrecken ermöglichen. Für Kiel gehört dazu eine Ausweichstrecke über die Güterumgehungsbahn. Für die Westküste und die Unterelberegion gibt es zwei wichtige Schienenprojekte im Hinterland: die Marschbahn und die Bahnverbindung Brunsbüttel–Itzehoe. Dass Letztere zweispurig und elektrifiziert wird, ist essenziell für den Hafen.
Ein wichtiger Lückenschluss für den Lübecker Hafen wird die feste Fehmarnbelt-Querung mit der sogenannten Vogelfluglinie: Mit einer Nordkurve, also einer nordgehenden Schienenverbindung, ist der Hafen dann mit der Fehmarnbelt-Route verknüpft. Bei Straße und Schiene sind langfristige Konzepte und Routen zu erarbeiten, wie der für Schleswig-Holstein größte Flaschenhals Hamburg umfahren werden kann. Da fast alle Verbindungen auf Hamburg als Knoten zulaufen, stoßen die Systeme häufig an ihre Grenzen. Dringend nötige Kapazitäten könnte man erzielen, wenn Güter- und Personenverkehr getrennt werden, wo möglich.
Im Klartext: Erst wenn die Schiene gut ausgebaut ist, können Schiff und Bahn so ökologisch nachhaltig miteinander verbunden und genutzt werden, dass sie dabei helfen, die Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen. Wir brauchen also schnelle Planungsprozesse, eine gewährleistete Finanzierung und Personal auf allen Ebenen.
Autorin: Dr. Sabine Schulz, IHK zu Kiel, sabine.schulz@kiel.ihk.de