Umzugslogistik

Analoge Leistung, digitale Strategie

 Sascha Kuck ist verantwortlich für die Disposition der Tischendorf Umzugslogistik & Möbelspedition GmbH in Kiel. Im Interview berichtet er, wie seine Firma in der Pandemie digitale und nachhaltige Strategien verfolgt und international aktiv bleibt.
Herr Kuck, gerade war bei einem Großauftrag Ihre Expertise gefragt. Worum ging es?
Sascha Kuck: Wir haben den Umzug des Fachbereichs Juridicum der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel geplant und durchgeführt: Hier wurden mehrere Bibliotheken mit insgesamt 12.000 Metern inklusive 70 Büroplätzen umgezogen und zusammengeführt. In Kooperation mit dem Flächenmanagement haben wir daran mitgewirkt, die neuen Büros mit alten sowie neuen Möbeln zu planen und zu bestücken. Im Nachgang haben wir altes Mobiliar verwertet. Insgesamt waren 20 Mitarbeiter und vier Lkws sechs Wochen im Einsatz. Natürlich mit strengen Hygienemaßnahmen. Auf Kundenwunsch unterziehen sich unsere Mitarbeiter auch einem Corona-Test.
Können Sie trotz der Lage Trends der Branche verfolgen?
Kuck: Auch als analoges Unternehmen verfolgen wir eine digitale Strategie, wir wollen es dem Kunden so leicht wie möglich machen. Dafür entwickeln wir ein Portal, auf dem mit wenigen Klicks Terminvergabe und Bezahlung möglich sind. Zudem sind unsere Teams mit dem digitalen Arbeitsschein unterwegs, heißt: nur noch mit dem Tablet. Seit letztem Jahr haben wir auch mit der Software moverscan Erfolg gehabt: Statt eines Vor-Ort-Termins erhält der Kunde von uns einen Link auf sein Smartphone, mit dem er durch seine Wohnung geführt wird. Zusätzlich schickt er uns Fotos vom Treppenhaus und der Zuwegung zum Gebäude. Mit diesen Daten erstellen wir ein Angebot. Nach etwa 400 Scans können wir sagen, dass das Tool einwandfrei funktioniert. Und es gibt bereits eine Weiterentwicklung mit künstlicher Intelligenz, die das Auswerten unsererseits unnötig macht.
Wie sieht es mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz aus?
Kuck: Seit 2011 sind wir zertifiziert nach UM 14001 und waren damit eine der ersten Möbelspeditionen in ganz Europa mit einem Umweltmanagement. Wir haben früh auf Kartons aus recycelten Materialien gesetzt, auf wiederverwendbare Umzugsboxen und Lkws mit Euro 6. Seit 2020 haben wir unser erstes E-Auto im Einsatz. Mit dem Verbund unserer Laderaumausgleichsorganisation verfolgen wir den Gedanken der Nachhaltigkeit schon seit mehr als 50 Jahren. Umzüge und Möbeltransporte werden von dem Partner gefahren, der freie Kapazitäten hat. So vermeiden wir unnötige Leerfahrten. Auch mit Bahntransporten konnten wir 2020 positive Erfahrungen sammeln.
Wie ist die derzeitige Geschäftslage bei internationalen Umzügen?
Kuck: Tatsächlich hat sich für uns nicht viel geändert. Wir sind ja spezialisiert auf internationale Umzüge in Richtung Skandinavien und damit einer der wenigen Anbieter in dem Sektor. Auch innerdeutsche und Europa-Umzüge laufen konstant weiter. Viele Speditionen machen keine internationalen Umzüge mehr, was uns in die Karten spielt. Der Bereich Übersee ist natürlich stark eingebrochen. Gerade durch den Lockdown in den USA und Asien haben wir kaum Im- und Exporte gehabt. Sorge macht uns, dass es zu weiteren Zahlungsausfällen kommen könnte: Wir hatten bereits die ersten Insolvenzen und werden auf den Kosten sitzen bleiben. 
Interview: Julia Königs
Veröffentlicht am 1. April 2021