125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal

Großes Update für die Infrastruktur

Im Jubiläumsjahr des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) feiern auch Bauwerke und Anlagen seiner Infrastruktur stolze Jubiläen: Die Levensauer Hochbrücke und die kleinen Schleusen in Brunsbüttel und Kiel wurden 1894 und 1895 eröffnet, die großen Schleusen 1914. Ihr Alter zeigt: Erneuerung und Sanierung sind notwendig, um die Befahrbarkeit des Kanals zu sichern.

Levensauer Hochbrücke

Die Levensauer Hochbrücke ist eine kombinierte Fußgänger-, Eisenbahn- und Straßenhochbrücke. Durch Sanierungsarbeiten wurde die Bogenbrücke in den vergangenen Jahrzehnten stets an die sich ändernden Bedarfe angepasst; die Anforderungen für die Schifffahrt unterhalb der Brücke blieben jedoch bisher außen vor.
Die Hochbrücke steht an der engsten Stelle des NOK, und die lichte Durchfahrtshöhe von 42 Metern wird nur in der Kanalmitte erreicht. Angesichts des Endes ihrer technischen Lebensdauer ab 2024 und der notwendigen Erweiterung der Oststrecke wird die Hochbrücke in den nächsten Jahren neu gebaut.

Oststrecke

Der NOK wurde bereits 1907 bis 1914 an die gewachsenen Abmessungen der Schifffahrt angepasst. Von 1965 bis 2001 erfolgte die erneute Anpassung, allerdings nur entlang der Weststrecke von Brunsbüttel bis zur Weiche Königsförde.
In den nächsten Jahren ist geplant, die Oststrecke von Königsförde bis Kiel zu erweitern: Im ersten Bauabschnitt begannen Anfang 2020 die Rodungen; bis Mitte 2022 wird anschließend Boden über der Wasserlinie, bis Ende 2023 unter der Wasserlinie entfernt. Ziel ist das Beseitigen von Engstellen, das Abflachen von Kurveninnseiten und das Aufweiten von Kurvenradien. Im Rahmen der Arbeiten sind auch Straßen, Radwege und Versorgungsleitungen anzupassen.

Kleine Schleusen Kiel-Holtenau

Die kleinen Schleusen sind für die Leistungsfähigkeit des NOK von großer Bedeutung: Bei Ausfall einer der großen Schleusen etwa durch Wartung, Sanierung oder Havarie kann die Leistungsfähigkeit mit den kleinen Schleusen sichergestellt werden. Der Ersatzneubau der kleinen Schleusen in Kiel ist damit auch Voraussetzung, um die großen Schleusen sanieren zu können.
Die neuen Schleusen können künftig Schiffe bis maximal 155 Meter Länge, 22,5 Meter Breite und 8,5 Meter Tiefgang passieren. Damit sind sie für die Durchfahrt von etwa 70 Prozent aller Schiffe geeignet. 2019 wurden die Schleusen zur Sicherung und zur besseren Untersuchung mit Sand verfüllt. Gleichzeitig wurde 2019 das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Der Baubeginn der kleinen Schleusen ist für 2023 geplant.

Fünfte Schleusenkammer

Brunsbüttel Um die beiden großen Schleusen aus dem Jahr 1914 sanieren zu können und zugleich die Einschränkungen für die Schifffahrt gering zu halten, soll eine dritte große Schleuse gebaut werden: Sie wird mit 330 Meter Länge und 42 Meter Breite eine ähnliche Größe wie die heutigen großen Schleusen haben. Das derzeit größte Wasserbauvorhaben Deutschlands sollte ursprünglich 2021 fertiggestellt sein. Verzögerungen, etwa durch aufwendige Kampfmittelbeseitigung, führen jedoch zu einem späteren Fertigstellungsdatum. Danach können auch die beiden großen Schleusen instand gesetzt werden.
Dr. Sabine Schulz
Veröffentlicht am 2. April 2020