LNG-Importterminal

Brunsbüttel bereit für Großinvestition

Verflüssigtes Erdgas (LNG) wird seit Jahrzehnten in der Industrie eingesetzt. Seit ein paar Jahren steigt seine Bedeutung auch in der Schifffahrt. Der Bund möchte Deutschland zum Standort für LNG-Infrastruktur machen - mit im Rennen ist Brunsbüttel an der Elbmündung. Der steigenden Nachfrage nach LNG (Liquefied Natural Gas) soll mit einem deutschen Importterminal begegnet werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schreibt dazu: "Der direkte Import von LNG über spezielle Terminals in Deutschland kann zu einer weitergehenden Diversifizierung der Gasversorgung beitragen und dadurch die Versorgungssicherheit weiter erhöhen. Daher ist der marktwirtschaftliche Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung."
Im Februar 2019 hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zu einer LNG-Konferenz nach Berlin eingeladen und die Rahmenbedingungen vorgetragen. Zurzeit gibt es von drei privatwirtschaftlichen Investoren Bestrebungen zum Bau von Terminals in Deutschland - neben Brunsbüttel noch in Wilhelmshaven und Stade.
Ihren Bau wird der Bund fördern, die Anbindung an das Gasnetz erfolgt aber über die Netzbetreiber. Darüber hinaus fördert der Bund einzelne Projekte mit LNG, etwa die Versorgung der Schifffahrt. Im Hafen Brunsbüttel wurde bereits mehrfach mit LNG bebunkert.
Aufgrund der Produkteigenschaften gelten andere Vorschriften als bei der Betankung mit Mineralölen: Jeder Vorgang musste einzeln genehmigt werden, da es in Europa keine einheitlichen Genehmigungsanforderungen gibt. Zum 1. November 2018 hat die Brunsbüttel Ports GmbH die Hafennutzungsordnung dahingehend geändert, dass die LNG-Bebunkerung zwar weiterhin anzeigepflichtig, der Vorgang selbst aber genehmigungsfrei ist.
Öffentlichkeit beteiligen
Die Bemühungen zum Bau eines LNG-Importterminals in Brunsbüttel sind seit 2018 konkreter geworden. Im Februar 2019 hatte der Investor, die German LNG Terminal GmbH, zusammen mit dem Klimabündnis gegen LNG zu zwei Veranstaltungen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung eingeladen.
Woher das LNG einmal kommen wird, bestimmt der Markt; Hauptlieferanten sind zurzeit Katar, Norwegen, Algerien, Nigeria und die USA. Das LNG wird in LNG-Tankschiffen nach Brunsbüttel gebracht, wo es entweder zur Versorgung anderer Schiffe vorgehalten oder in das Gasnetz eingespeist wird. Mit 450 Millionen Euro wäre der Bau die größte Industrieinvestition in Schleswig-Holstein, die es je gegeben hat. Die Entscheidung plant der Investor für Ende 2019.
LNG spielt sowohl für Kiel als auch für die Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven eine große Rolle: Die AIDAprima läuft in der diesjährigen Kreuzfahrtsaison den Kieler Hafen 23 Mal an. Das Schiff nutzt Marinediesel, kann im Hafen aber einen der beiden Motoren auch mit LNG betreiben und so Stickoxidemissionen um 80 Prozent und CO2-Emissionen um 20 Prozent senken.
Die AIDAprima kommt erstmals am 27. Mai 2019 nach Kiel - und soll während der Liegezeit mit LNG versorgt werden. Zudem soll die Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven Ostern 2019 wieder aufgenommen werden. Die neu gegründete Reederei Elbeferry setzt auf dieser Strecke eine mit LNG betriebene Fähre ein, die Platz für 212 Pkw, 18 Lkw und 590 Passagiere bietet.
Dr. Sabine Schulz
Veröffentlicht am 3. April 2019