Autonomes Fahren

"Optimaler Standort für Modellregion"

In Schleswig-Holstein soll eine "Modellregion für autonomes elektrisches Fahren im ländlichen Raum" entstehen. Das IHK-Magazin sprach mit Dr. Harald Eifert vom Projektentwickler EurA Consult über den Stand des Technologieprojekts.
Wirtschaft: Was genau steckt hinter dem Projekt?
Harald Eifert: Durch vollautonome Fahrzeuge werden neue Geschäftsmodelle möglich - im Nahverkehr, im Tourismus und in der Logistik. Auch für Privatpersonen wird sich einiges ändern. Wir wollen mit einer Modellregion frühzeitig Erfahrungen sammeln, welche Anforderungen besonders in ländlicher Umgebung und im Tourismus bestehen. Gerade in ländlichen Regionen könnte durch autonome Fahrzeuge etwa für ältere Menschen eine neue Perspektive für die eigene Mobilität entstehen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Das autonome Fahren kommt erst in fünf bis zehn Jahren. In dieser Zeit werden sich elektrisch angetriebene Autos dramatisch weiterentwickeln und noch viel populärer werden als heute. Wir wollen uns deshalb ausschließlich auf elektrische, autonome Autos konzentrieren.
Wirtschaft: Wie ist der Stand der Dinge und wie sehen die weiteren Planungen aus?
Eifert: Im Moment sind wir schon an der Ausarbeitung von Entwicklungsvorhaben und wollen in den nächsten Monaten das Interesse der rund 30 verschiedenen Partner aus Wirtschaft, Hochschulen und Kommunen an einer Zusammenarbeit weiter nutzen, um das Thema voranzubringen. Als nächsten Schritt wollen wir ein Projektbüro, voraussichtlich in Enge-Sande auf dem GreenTec-Campus, gründen. Außerdem wollen wir weitere Interessenten für eine Mitarbeit an der Konzeptentwicklung gewinnen.

Wirtschaft: Wer finanziert das Projekt?
Eifert: Bisher tragen wir mit der EurA die Kosten, wollen aber im nächsten Schritt öffentliche Förderung für die verschiedenen Aspekte des Konzepts einwerben. Für die relativ hohen Kosten des Infrastrukturausbaus in einer Modellregion sollen Fördermittel des Bundes und der EU beantragt werden. Auch die Autohersteller sollen sich an den Kosten beteiligen, weil natürlich viele Ergebnisse für die Entwicklung der Fahrzeuge genutzt werden.
Wirtschaft: Warum ist Schleswig-Holstein als Modellregion so interessant?
Eifert: Durch den Fokus auf die E-Mobilität ist die Verwendung von Windstrom natürlich offensichtlich. Schleswig-Holstein ist durch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, durch die ländliche Struktur und den Tourismus an beiden Küsten der optimale Standort für eine Modellregion für autonome Fahrzeuge. In welcher Region genau das Projekt letztlich umgesetzt werden soll, entscheidet sich voraussichtlich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. Eine Region mit sehr guten Möglichkeiten ist zum Beispiel der Landkreis Nordfriesland mit der Insel Sylt.
Interview: Daniel Kappmeyer
Veröffentlicht am 4. November 2016

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