Bestattungsanbieter in Lübeck und Ostholstein

Neue Wege für die letzte Ruhe

Die Bestattungskultur ist im Umbruch. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über ihr Ableben und treffen Vorsorge. Was treibt sie an? Und welche Beisetzungsmöglichkeiten gibt es? Drei Bestattungsanbieter berichten.
Der Begräbniswald Freden op’n Kliff in der Hohwachter Bucht bei Wangels bietet genau das, was er verspricht: Zwischen 4.000 Jahre alten Hünengräbern und Steilküste können Menschen ihren ewigen Frieden finden. Dezente Schilder markieren ihre letzte Ruhestätte. Der naturbelassene Mischwald ist bei Touristen und Spaziergängern beliebt. „Viele Menschen, die den Wald kennen und lieben gelernt haben, entscheiden sich dafür, sich hier bestatten zu lassen“, berichtet Sebastian Graf von Platen, in dessen Familienbesitz sich der Wald befindet. Die Asche ruht in unmittelbarer Nähe zur Baumwurzel in einer biologisch abbaubaren Urne.
Mehr als 400 Gräber sind seit 2018 registriert, Tendenz steigend. Es sei der Reiz der Unberührtheit, der den Wald als Bestattungsort attraktiv mache, erklärt von Platen. Er spendet Kraft und Geborgenheit. Aber auch rein praktische Gründe spielen eine große Rolle. Denn anders als auf dem klassischen Friedhof ist im Wald keine Grabpflege nötig. „Der Wandel in der Bestattungskultur ist da“, stellt von Platen fest. „Nischenprodukte“ wie Seebestattungen oder Ruheforste erfahren einen Aufschwung. Kirche und Wald stehen deswegen aber nicht in Konkurrenz zueinander. Im Begräbniswald können ebenso religiöse Trauerzeremonien abgehalten werden.
Ein weiteres „Nischenprodukt“ ist das Kolumbarium Die Eiche. Im historischen Kornspeicher der berühmten Lübecker Kaufmannsfamilie Mann an der Untertrave entsteht in privater Initiative und unter der Trägerschaft der Heilsarmee ein Leuchtturmprojekt der Bestattungskultur. Etwa 3.400 Urnen finden in dem kunstvoll aufgearbeiteten Gebäude Platz, das ein Ort der Erinnerung und der Begegnung sein will. Thematische Literatur und Kunst sowie eine Trauerbegleitung im Haus runden das Angebot ab. Auch hier können Trauerzeremonien abgehalten werden. Das Interesse ist groß. Urnenfriedhöfe dieser Art findet man in Deutschland nur wenige.
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Einrichtungsdetail im Kolumbarium Die Eiche © joergschwarze.de
Friedwald, Kolumbarium, Seebestattung – im Bereich der Feuerbestattungen rücken immer neue Methoden in den Fokus. Oft sind sie mit dem deutschen Bestattungsgesetz nicht zu vereinbaren und müssen den Umweg über das Ausland nehmen. Ein Beispiel ist die Baumbestattung, bei der die Asche mit Muttererde vermischt wird. Aus ihr erwächst ein junger Baum, der am Wunschort eingepflanzt wird. 15 bis 20 solcher Baumbestattungen hat Kai Lociks 2022 organisiert. Etwa 600 Aufträge bekommt sein Bestattungsunternehmen in Pansdorf pro Jahr. Manchmal finden sich darunter spezielle Wünsche wie eine Diamant- oder Felsbestattung. Auch die Reerdigung ist im Angebot. Diese Art der Erdbestattung ist eine Idee des Berliner Start-ups Meine Erde und wird bislang nur in Schleswig-Holstein umgesetzt. In einem Kokon wird der Körper auf natürliche Weise innerhalb weniger Wochen zu Humus zersetzt. „Eine sanfte Methode für diejenigen, die vor Särgen und Feuer zurückschrecken“, sagt Kai Lociks. Auch die Wasserkremation könnte bald Aufwind bekommen. Dabei wird der Körper unter Druck und Hitze in Lauge aufgelöst.
Kompliziert wird es oft erst, wenn es um den Beisetzungsort geht. Denn in Deutschland herrscht Friedhofszwang. „Hier hat es in den letzten 30 Jahren keine Innovation gegeben“, sagt Lociks. Auch im Hinblick auf die geplante Novellierung des Bestattungsgesetzes in Schleswig- Holstein sieht er keine Fortschritte. Trauernde würden gegängelt und müssten sich Schlupflöcher suchen, um ihre Liebsten individuell beizusetzen.
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Kai Lociks in seinem Bestattungsunternehmen in Pansdorf © IHK/Schlereth
Deswegen sei es wichtig, seine Wünsche klar zu formulieren, zum Beispiel in Form einer Vorsorge, rät Lociks. Die Vorsorge ist nicht nur essenziell, um sich finanziell abzusichern, sondern vor allem wichtig, um den Ablauf und die Art der Bestattung festzuhalten.
Christin Schlereth
Januar 2024