Flensburg: Rolf-Ejvind Sörensen im Interview

„Herausfordernd und bereichernd“

Rolf-Ejvind Sörensen ist seit 2018 Präsident der IHK Flensburg. Mit Ablauf der aktuellen Legislaturperiode möchte er nicht erneut für das Amt kandidieren, sondern vor allem den Generationswechsel im eigenen Unternehmen vorbereiten. Ein Rückblick auf sechs ereignisreiche Jahre.
Herr Sörensen, wie war die Zeit als IHK Präsident?
Es waren turbulente Jahre. Wir mussten uns mit der Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Folgen auseinandersetzen und waren lange im Krisenmodus. Eigentlich hatten wir uns darauf gefreut, das 150-jährige Jubiläum der IHK Flensburg zu begehen; das ist leider der Pandemie zum Opfer gefallen. Danach hat der Krieg in der Ukraine die Wirtschaft vor große Probleme gestellt. Die Unternehmen mussten mit Lieferengpässen und enormen Preisanstiegen fertigwerden. Herausfordernd aber auch für mich persönlich, weil das Ehrenamt eines IHK-Präsidenten sehr anspruchsvoll und zeitintensiv ist. Andererseits war die Zeit ungemein bereichernd und eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Rolf Sörensen (62), Versicherungsfachwirt und -betriebswirt, ist Landesdirektor bei „Die Continentale“ in Schleswig. Seit 2006 ist Sörensen Vollversammlungsmitglied der IHK Flensburg, war von 2012 bis 2018 Vizepräsident und ist seit 2018 IHK-Präsident.
Was war Ihnen besonders wichtig?
Ich habe zum Beispiel Einblicke bekommen, die meine Sichtweise auf politische Entscheidungsprozesse verändert haben. Vieles daran ist viel komplexer, als man denkt. Davor habe ich großen Respekt. Ich bin überzeugt, dass wir gerade in Krisenzeiten einen guten und konstruktiven Dialog mit Politik und Verwaltung geführt und gemeinsam viel erreicht haben.
Mein großer Wunsch ist, dass es wieder Freude macht, ein Unternehmen zu gründen und selbstständig zu sein.

Rolf-Ejvind Sörensen

Gab es spezielle Highlights?
Das waren vor allem die Delegationsreisen nach Israel, China und in die USA mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Dabei sind ein intensiver Austausch und wertvolle Kontakte entstanden. In Bezug auf Forschung und Entwicklung, aber auch auf den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Kontext habe ich durch diese Reisen enorm viel gelernt und bin mit einem neuen Verständnis zurückgekehrt.
Welche Themen liegen Ihnen am Herzen?
Seit einiger Zeit beschäftigt mich vor allem die gedrückte Stimmung in der Wirtschaft. Unsere Konjunkturumfrage zeigt, dass die Unternehmen unter großem Druck stehen. Sie müssen mit einer immer angespannteren Personalsituation umgehen und einen großen Teil ihrer Zeit und Energie darauf verwenden, Verwaltungsauflagen zu erfüllen. Das zermürbt und raubt die Motivation. Außerdem stellen die hohen Energie- und Arbeitskosten eine erhebliche Belastung dar. Mein großer Wunsch ist, dass es wieder Freude macht, ein Unternehmen zu gründen und selbstständig zu sein. In den letzten Jahren ist das leider immer weiter zurückgegangen.

Interview: Petra Vogt