Wirtschaft an der Elbe

Ideen am Strom

Schleswig-Holstein grenzt an die Elbe. Norddeutschlands größter Fluss prägt auch den Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Der Strom ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, er verbindet als Transportweg das Binnenland mit dem Hamburger Hafen und über den Elbe-Lübeck-Kanal mit der Ostsee. Und der Fluss prägt auch die Wirtschaft an seinen Ufern, Unternehmen betreiben ihr Geschäft an und mit der Elbe.
Zwei Städte liegen an Ufer der Elbe im Kreis Herzogtum Lauenburg: Geesthacht und Lauenburg/Elbe. Beide profitieren auf vielfältige Weise von der wichtigsten Wasserstraße des Nordens. "Für Geesthacht als Standort spricht so einiges", erzählt Ronald Schröder, Geschäftsführer der Schröder Rowing Service GmbH. Ursprünglich hatte er seinen Betrieb in Bardowick in Niedersachsen gegründet. "Eine Ruderin gab mir dann den Tipp, dass in Geesthacht Gewerbeflächen verfügbar waren."
Nur vier Wochen später hatte Schröder die Baugenehmigung. "Die Kooperation mit dem Bauamt und der Verwaltung läuft auch heute noch großartig", erzählt er. Das Unternehmen produziert und versendet Ruderzubehör weltweit. Einige Zubehörteile sind sogar nur hier erhältlich. Schröder, der selbst rudert und das Team des Sportvereinigung Scharnebeck e. V. trainiert, hat etwa eine Schuhplatte entwickelt, die es dem Ruderer durch ihre speziellen Bohrungen erlaubt, seine Körperhaltung so auszubalancieren, dass er in seinem Ruderstil viel freier ist. So reagiert das Unternehmen auf die stetige Entwicklung des Sports.

Ideen entwickeln

Nicht nur Ruderboote befahren die Elbe. Die Hitzler Werft GmbH in Lauenburg ist seit 1885 einer der wichtigsten Schiffsreparaturstandorte im Norden. "Mit der doppelten Slipanlage sind wir in der Lage, alle Arten von Reparaturen an Binnenschiffen bis 100 Meter durchzuführen", sagt Werner Büker, technischer Leiter des Betriebs. Die Lage der Werft sei für das Geschäft unabdingbar, so Büker weiter: Durch die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal (ELK) sei man an das bundesweite und europäische Binnenwasserstraßennetz angeschlossen, zudem sei Lauenburg für Schiffe auch bei Niedrigwasser gut zu erreichen. Das ist vor allem dem Stauwehr Geesthacht zu verdanken, das die gezeitenabhängige Tide- von der Binnenelbe trennt und durch aufgestautes Elbwasser selbst bei anhaltender Trockenheit dafür sorgt, dass der ELK sowie der Elbe-Seitenkanal (ESK) erreichbar bleiben. Ab 2020 soll es saniert werden.
Lauenburg plant, leerstehende Räume der Hitzler Werft im Rahmen der Entstehung eines "Werft- und Hafen-Quartiers Lauenburg/Elbe" für ein maritimes Zentrum zu nutzen. Hier sollen Arbeitsräume, Ausstellungsflächen und Wohnungen entstehen – eine sogenannte Hafencity. Büker begrüßt diese Entwicklung: "Mit solch einem Zentrum lässt sich ein Ort des Austausches schaffen, in dem maritime Akteure gemeinsam neue Ideen entwickeln können." Lauenburg sei auch in dieser Hinsicht ein idealer Standort, an dem etwa Reedereien und Ingenieure zusammenarbeiten können. "Der Praxisbezug ist im Schiffsbau extrem wichtig – und in Lauenburg gibt es die Möglichkeiten, Fachkräfte praxisnah auszubilden."

Aus aller Welt

Geesthacht und Lauenburg/Elbe sind facettenreiche Städte, die das Handwerk, die Industrie und den Wissenstransfer zusammenbringen. Dass es aber auch Anlaufstellen für Touristen gibt, zeigt der Skippertreff Marina Lauenburg. In dem Jachthafen, der heute Yildiz Frühauf gehört, ist ein Gastronomiebetrieb sowie eine Beach Lounge entstanden. Hier treffen sich Gäste aus allen Himmelsrichtungen: Besucher aus Niedersachsen, Skandinavier auf dem Weg zum Mittelmeer, aber auch Touristen aus Russland, Italien, Großbritannien oder den Niederlanden. "Diese Internationalität schafft ein besonderes Flair im Hafen", sagt Frühauf.
Direkt am Wasserstraßenkreuz kann man bei Cocktails das bunte Treiben auf der Elbe beobachten. Das wird in Zukunft noch bunter werden: Zum einen ist der Verkehr auf dem ELK bereits in den vergangenen drei Jahren angestiegen. Vor allem aber steht der Ausbau des Kanals an, der Bund hat dafür fast eine Milliarde Euro eingeplant.
Der Wirtschaftsstandort Lauenburg habe sich in den letzten Jahren gut entwickelt, berichtet Frühauf: "Neben den traditionellen Unternehmen wie der Hitzler Werft und den großen Firmen im Industriegebiet gibt es Neuansiedlungen junger Firmen." Zudem begrüßt sie den Plan, das Werft- und Hafenareal als Hafencity neu zu denken. Sie könne sich vorstellen, die Marina hier einzubinden: "Da vor der Hafencity ein kleiner Jachthafen entstehen soll, könnten die bei uns vorhandenen Ressourcen – Hafenmeisterei, Versorgung, Dieseltankstelle, Werkstattservice – genutzt werden."
Seit längerem plant Frühauf, Übernachtungsmöglichkeiten für die Gäste einzurichten. "Auch hier dürfte eine Kooperation mit der Hafencity ein vielversprechender Ansatz für die weitere Entwicklung der Stadt sein", ist sich die Unternehmerin sicher – denn "bei mir müssen alle vorbei". Eine gute Gelegenheit, etwas zu bleiben – und den Kreis Herzogtum Lauenburg zu erkunden.
Jutta Lasner
Veröffentlicht am 3. April 2019