Holzkisten für den Weltmarkt
Die Norddeutsche Kistenfabrik sorgt mit großem Know-how dafür, dass komplexe Maschinen rund um den Globus sicher ihr Ziel erreichen. Ganz gleich, ob Luftfracht oder Seetransport. Ein Blick hinter die Kulissen eines spezialisierten Mittelständlers.
Wiebke Pannecke-Nilsson ist Geschäftsführerin der Norddeutschen Kistenfabrik K. Pannecke GmbH (Noki) in Wentorf.
Kurz vor Feierabend klingelt das Telefon. Mit konzentrierter Miene notiert Wiebke Pannecke-Nilsson mehrere Zeilen auf einem DIN-A5-Zettel. Ein Kunde hat 20 Holzkisten für die Verpackung von Maschinenteilen bestellt. Allesamt Maßanfertigungen. In drei Tagen muss der Auftrag bereitstehen. Für die Geschäftsführerin der Norddeutschen Kistenfabrik K. Pannecke GmbH (Noki) in Wentorf bei Hamburg nichts Ungewöhnliches. „Flexibilität ist eine unserer wichtigsten Eigenschaften, um größere und spontane Aufträge erfolgreich umzusetzen“, sagt Pannecke-Nilsson. Für seine Auftraggeber ist das Unternehmen häufig das letzte Glied in der Kette. „Unsere Kunden sind in der Regel Maschinen- und Anlagenbauer, die mehrere Wochen lang Maschinen und komplexe Bauteile produzieren. Wenn das Produkt fertig ist und transportiert werden soll, muss es schnell gehen. Dann sind wir an der Reihe“, sagt sie.
Die Holzkisten produziert das Familienunternehmen ausschließlich auf Kundenwunsch und als Maßanfertigung. Erst kürzlich verließ eine Kiste in der Form und Größe eines Gartenhauses die Produktion, um ein wuchtiges Maschinenteil in einem Frachtflugzeug zu transportieren. „Verpackungskisten müssen in erster Linie das Gut schützen und es von A nach B bringen. Gleichzeitig sollen die Kisten den Wert des Inhalts und den Anspruch der Kunden widerspiegeln. Auch deshalb setzen wir auf eine hochwertige Verarbeitung“, so Pannecke-Nilsson, die die Geschäftsführung vor vier Jahren von ihrem Vater Klaus Pannecke übernommen hat. Der hohe Qualitätsanspruch und partnerschaftliche Kundenbeziehungen seien für den Firmengründer immer entscheidend gewesen. Diese Werte habe er auch seinen drei Kindern vermittelt.
Alle Holzkisten des Wentorfer Unternehmens wurden auf 56 Grad erhitzt und tragen das Siegel "Heat Treated".
Um den hohen Anspruch zu gewährleisten, ist NoKi mehrfach zertifiziert, auf eine nachhaltige Produktion fokussiert und im Verband HPE organisiert (Holzpackmittel-Paletten-Exportverpackung), der hohe Qualitätsstandards vorgibt. „Neben dem Bau der Kisten verpacken wir ebenso nach HPE-Standard. Das ist auch für die Versicherungen unserer Kunden relevant.“
Ein hohes Maß an Stabilität ist für die Kisten besonders wichtig. Denn ein Großteil der Transportbehälter wird von den NoKi-Kunden exportiert – vor allem über den Hamburger Hafen und den Airport. Die Kisten sind während des Transportes starken Kräften und Einflüssen ausgesetzt. „Besonders anspruchsvoll ist der Seeweg, da die Schiffe stark schlingern und das Transportgut salzhaltiger Luft und hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist. Außerdem haben unsere Kunden oft keinen Einfluss auf die klimatischen Bedingungen am Ankunftsort.“ Dank eigens angefertigten Transportschlitten, speziellen Folien und Trockenmitteln lassen sich die Ladungen sicher fixieren und in Kisten auch bis zu 24 Monate konservieren.
Spezielle Anforderungen müssen die Kisten erfüllen, die Güter sicher in die USA bringen sollen. So muss das Holz nach dem sogenannten IPPC-Standard eine gute halbe Stunde auf 56 Grad erhitzt werden, um die Einfuhr von Schädlingen zu verhindern. „Mittlerweile haben alle unsere Verpackungskisten dieses Siegel. Das ist unser Standard. Manchmal ist es einfacher, wenn die Maschinen bei unseren Kunden direkt vor Ort verpackt werden. Auch das unterstützen wir sehr gerne. Mit unseren NoKi-Verpackungsmobilen fahren wir zu unseren Kunden und verpacken dort in deren Auftrag oder verleihen bei Bedarf unsere Verpackungsspezialisten in ANÜ“, sagt Pannecke-Nilsson.
Wiebke Pannecke-Nilsson präsentiert neu hergestellte Mehrwegkisten.
Auch die Luftfrachtsicherheit gehört zur Expertise des Wentorfer Unternehmens. Für den Transport per Flugzeug müssen Verpackungen aus Holz und Karton internationalen Sicherheitsstandards entsprechen. Dafür ist die Norddeutschen Kistenfabrik speziell vom Luftfahrt-Bundesamt zugelassen. „Mehrmals täglich holen wir Produkte von unseren Kunden in unseren luftfrachtsicheren Lkw ab und packen sie in unseren luftfrachtsicheren Produktionshallen fachgemäß ein. Wir sind Teil einer komplexen Luftfrachtsicherungskette“, erklärt sie. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind speziell geschult und müssen ein einwandfreies Führungszeugnis vorweisen. Immer wieder komme das Luftfahrt-Bundesamt unangekündigt ins Unternehmen, um die hohen Standards zu überprüfen.
Eine Herausforderung sei, geeignetes und motiviertes Personal zu finden. „Gerade Fachkräfte, die in dem Bereich Luftfrachtsicherheit arbeiten sollen, müssen etwa Wohnorte und Arbeitgeber der vergangenen Jahre lückenlos nachweisen. Das ist zum Beispiel bei Menschen mit Migrationshintergrund oftmals nicht möglich“, sagt sie. Und auch grundsätzlich seien Fachkräfte immer schwerer zu finden. Ein Erfolgsrezept sei, Menschen mitzunehmen und sie zu motivieren. Bei wichtigen Aufträgen, die am Wochenende erledigt werden müssen, spendiert Wiebke Pannecke-Nilsson ein selbstgemachtes Frühstück mit Brötchen, frischgekochten Eiern und selbstgebackenem Kuchen. Wertschätzung sei ein wichtiger Teil der Firmenstrategie. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich als Teil der Familie fühlen. „Dazu trägt auch die Mitarbeit unserer Mutter bei, die von Anfang an mit im Unternehmen tätig war und auch heute noch ist”, fügt Pannecke-Nilsson hinzu.
Verladung einer großen Holzkiste: das Behältnis ist für den Transport eines Maschinenteils vorgesehen, das über den Hamburger Flughafen exportiert wird.
Alles aus einer Hand: Lagerhaltung in der Firma PCS Logistik, Kistenproduktion und Verpackung durch die NoKi und Mehrwegkisten und Messegutkisten aus der Tischlerei HKW. Das alles auf dem eigenen Werksgelände, welches stetig erweitert wurde und heute aus sechs Produktionshallen mit 50 Tonnen Kranbahnen besteht. Das Lebenswerk ist nach dem Tod von Klaus Pannecke auf seine Kinder und seine Ehefrau übergegangen. Klaus Pannecke ließ im Jahr 2015 eine Heizanlage bauen, die das gesamte Firmengeländer mit Warmwasser versorgt und beheizt. Dazu werden die Holzreste aus der Produktion zu Häckseln verarbeitet, im Silo eingespeichert und automatisch der Verbrennung zuführt. „Wir haben als seine Erben den Gedanken der Nachhaltigkeit weitergeführt und im Jahr 2024 auf die Hallendächer Photovoltaikanlagen installieren lassen, die fast den gesamten Strombedarf der Produktion decken“, erklärt Pannecke-Nilsson.
Fragt man die Geschäftsführerin nach weiteren Herausforderungen kommt sie umgehend auf das Thema Bürokratie: „Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die EU-Entwaldungsverordnung machen uns viel Arbeit. Was sie sich von der Politik wünsche? „Auf jeden Fall weniger Regulierungen und mehr Vertrauen in den Mittelstand. Es wäre toll, wenn Politiker sich einmal bei einem Mittelständler wie uns vor Ort umschauen und danach praxisnahe Gesetze verfassen würden.“
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