Friedrich Klatt GmbH

Holz-Expertise seit Generationen

Die Friedrich Klatt GmbH in Lübeck ist seit mehr als 90 Jahren auf hochwertige Holzprodukte für professionelle Bauvorhaben spezialisiert. Das Familienunternehmen setzt auf Innovationen - und die vierte Generation steht bereits in den Startlöchern.
Es liegt noch leichter Tau auf der Wiese, als der erste Lkw mit einer Ladung Dachbalken früh morgens das Firmengelände in Lübeck-Schönböcken verlässt. Er ist einer von rund 20 Lkw der Firma Klatt, die täglich moderne Produkte aus Holz zu Kunden aus dem Handwerk und der Industrie bringen - bis an die dänische Grenze und ins nördliche Niedersachsen. Die Leistungsfähigkeit des Familienunternehmens wird geschätzt: 1931 als Zwei-Mann-Betrieb gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute 140 Mitarbeiter. Seit den 1990er-Jahren leiten die Brüder Hinrich und Jürgen Klatt die Geschicke der Firma, die ihr Vater Detlef in den Nachkriegsjahren aufbaute, nachdem der Namensgeber und Großvater Friedrich Klatt 1939 bereits früh verstarb.
Verändert hat sich seitdem natürlich auch das Sortiment: “Der Trend geht zu weiterverarbeiteten Holzprodukten, die unsere Kunden direkt verbauen können”, sagt Jürgen Klatt. So können in dem firmeneigenen Abbundzentrum ganze Bauelemente wie Dachstühle digital geplant und passgenau gefertigt werden. Auf der Baustelle lassen sich die Elemente dann unkompliziert zusammensetzen. Neben der Digitalisierung setzt das Unternehmen vor allem auf eine effiziente, inzwischen vielfach ausgezeichnete Logistik. “Wir liefern fast ausschließlich mit eigener Lkw-Flotte, die mit Entladehilfen wie Staplern und Kränen unterwegs ist. Das macht uns unabhängiger und verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil”, erklärt Hinrich Klatt. Auch in die interne Logistik habe der Holzgroßhändler in den vergangenen Jahren viel investiert: “Wir liefern den Großteil unserer Waren direkt aus dem Lagerbestand und sind somit kaum auf kurzfristige Lieferungen oder Zentrallager angewiesen”, so Klatt weiter. Auch kleineren Händlern, die aktuell unter Lieferengpässen leiden, könne Klatt mit Material deshalb aushelfen.
Trotz der langen Familientradition sei es der Blick nach vorn, der das Unternehmen zu der heutigen Größe wachsen ließ. Ein neuer Standort in Rostock kurz nach der Wende und die Übernahme eines Hamburgers Holzhandels vergrößerten den Kundenkreis und sicherten die Position am Markt. 2009 folgte die Fertigstellung der Lagerhalle am heutigen Standort, eine der modernsten Holzlager- und Kommissionierhallen in Norddeutschland. Aktuell komme dem Unternehmen der Fokus auf Nachhaltigkeit zugute: “Viele Menschen möchten zuhause natürliche Baustoffe um sich haben. Außerdem können die Klimaschutzziele ohne Holz nicht erreicht werden”, sagt Jürgen Klatt Natürlich spürte auch das Familienunternehmen in den vergangenen zwei Jahren eine veränderte Lage: 2021 sei Holz vielerorts zu hohen Preisen auf Vorrat gekauft worden, 2022 gab es aufgrund der höheren Zinsen und Energiekosten Auftragsstornierungen. “Durch die Import-Sanktionen gegen Russland fehlen auf dem Markt zudem eine Million Kubikmeter Nadelschnittholz, die wir aber gut aus Westeuropa beziehen können”, so Klatt.
Um den Blick nach vorn geht es auch in den kommenden Monaten: Nach und nach übergeben Jürgen und Hinrich Klatt das Unternehmen an ihre Söhne Joachim und Sönke Klatt. Lange sei nicht klar gewesen, wer von den sechs Geschwistern die Geschäftsführung übernimmt. Joachim Klatt studierte Betriebswirtschaftslehre und stieg 2021 ins Unternehmen ein; Sönke Klatt ist Wirtschaftsingenieur mit der Vertiefung Produktion und Logistik. 2Wir sind ein gutes Duo, passen menschlich wie fachlich super zusammen2, sagt Joachim Klatt. Beide sind mit dem Unternehmen aufgewachsen, halfen als Studenten bei der Inventur, lernten ab und zu Geschäftspartner kennen. “Mich beeindruckt, wie tief verwurzelt viele unserer Kundenbeziehungen sind - manchmal muss ich vor einem Telefonat erst einmal nachschauen, ob wir mit dem Junior- und Seniorchef sprechen”, erzählt Sönke Klatt.
Eine Herausforderung sei die Übergabe zwischen gleich vier Personen - und nicht selten wechselt die Aufgabenverteilung innerhalb der beiden Vater-Sohn-
Gespanne. Für Hinrich Klatt bedeutet die Übergabe auch einen Wandel in der Unternehmenskultur: “Jürgen und ich waren durch den Aufbau des Unternehmens automatisch nah dran am Tagesgeschäft. Das ist heute nicht mehr zu leisten. Unsere Söhne werden schon allein aufgrund der Betriebsgröße eine andere Art der Unternehmensführung etablieren”, ist sich Hinrich Klatt sicher.
Benjamin Tietjen
Veröffentlicht Dezember 2022