Kiel

Revolution im Kinderzimmer

Eine nachhaltige Entdeckungsreise durch die moderne Stadt – im eigenen Kinderzimmer. Das wollen Lena Stöcker und Philipp Walter mit ihrem jungen Unternehmen Spielwende erreichen. Ein Spielteppich ist ihre Vision.
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© IHK
Ihre Tochter brachte die Idee ins Rollen: Ein Spielteppich für das Kinderzimmer sollte es sein, um ihre Fantasie anzuregen und eigenständiges Spielen zu ermöglichen. Dann die Überraschung für die Eltern Lena Stöcker und Philipp Walter: Auf allen Spielteppichen fanden sie nur Gebäude, Straßen und jede Menge Autos. Pkw, Lkw, Laster und Trucks – aber weder Fahrräder noch Busse oder Schiffe, keine Wälder, Gehwege oder gar Fahrradstraßen. „Das wollen wir mit unserem Start-up Spielwende ändern“, sagt Lena Stöcker. „Die moderne, zukunftsorientierte Stadt soll in ihrer ganzen Vielfalt im Kinderzimmer stattfinden.“ Zukunft im Kinderzimmer: Dazu gehören nicht nur Spielplätze, Tiergehege, ein Wochenmarkt und ein Strand im Stadtbild, sondern auch Photovoltaikanlagen, Windräder, E-Fähren oder Car-Sharing Plätze. Das Konzept ist einzigartig, doch das Gründerpaar ist bestens ausgerüstet. Philipp Walter studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Studiengang Sustainability, Society and the Environment und war für die KielRegion für das Projekt Sprottenflotte aktiv. Die Idee, den Spielteppich daher auch mit hochwertigen Holzfiguren – Fahrrädern und Lastenrädern – zu begleiten, wundert daher kaum. „Uns ist nachhaltiges Leben persönlich ein großes Anliegen. Wir haben zum Beispiel kein eigenes Auto, sondern nutzen ein Lastenrad. Das tun auch viele andere Eltern, die wir kennen. Kinder spielen im Kinderzimmer ihren Alltag nach. Das können viele Kinder zurzeit aber gar nicht“, erklärt Philipp Walter. Lena Stöcker, studierte Soziologin und Politikwissenschaftlerin, stimmt zu: „Die Lebensrealität in der modernen Stadt sieht heute anders aus. Das kreative Spiel mit dieser Zukunft fördern wir, indem wir sie erlebbar machen.“
Die Motive auf dem Spielteppich hat das Gründerpaar entworfen, eine Künstlerin setzte die finalen Aquarellzeichnungen um. Produziert wird in Deutschland. „Noch ist der Teppich aus Polyamid gefertigt“, erklärt Lena Stöcker. „Wir haben uns lange mit bedruckbaren Materialien auseinandergesetzt. Leider gibt es bislang keins, das unseren Kriterien entspricht. Zukünftig können wir uns nämlich vorstellen, einen Teppich aus alten Fischernetzen oder Seegras herzustellen.“
Der Yoowedoo Ideenwettbewerb, Kurse am Zentrum für Entrepreneurship der CAU und bei opencampus halfen den Gründern, sich mit Herausforderungen wie CE-Kennzeichnungen, bürokratischen Notwendigkeiten oder neuen Materialien auseinanderzusetzen. Für das innovative Projekt gab es das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein – eine große Unterstützung für das Start-up. „Wir können uns jetzt auf unseren Markteintritt fokussieren“, sagt Philipp Walter. „Dieser beginnt ab September mit einer Crowdfunding-Kampagne. Anschließend wollen wir den Spielteppich über einen eigenen Onlineshop, nachhaltige Onlineshops wie den Avocadostore und ausgewählte Einzelhändler vertreiben.“ Viele Optionen halten sich die beiden Gründer noch offen: neue Motive für verschiedene Regionen, weitere Figuren, andere Materialien. Lena Stöcker ist sicher: „Wir werden das Spielen der Zukunft mitgestalten.“