Megajachten

Spektakulärer Exportschlager

Kaum ein Schiffsneubau aus Schleswig-Holstein hat international so viel Aufmerksamkeit erlangt wie der Neubau 787 der German Naval Yards Kiel GmbH. Die 143 Meter lange Megajacht hat bei Google sogar den Frachter "Otto Hahn" bei Einträgen zu Kieler Schiffsbauten übertrumpft. Die "Sailing Yacht A" ist der bisherige Höhepunkt im landesweiten Jachtbau.
Der Jachtbau im Norden hat eine lange Tradition. Bereits 1954 bauten die Howaldtswerke Deutsche Werft in Kiel aus einer Korvette die Megajacht "Christina" für den griechischen Großreeder Onassis. Dennoch dominierten in Schleswig-Holstein ein halbes Jahrhundert lang Tanker und Containerschiffe die Schiffbauszene. Erst 2008 trat der Bau von Megajachten aus dem Schatten der großen Stahlkolosse.
Beim Bau der Großjachten haben deutsche Werften inzwischen die Weltmarktführung übernommen und die Schiffbauer an der Kieler Förde, dem Nord-Ostsee-Kanal und der Stör gehören zur Spitze. An den Standorten Wewelsfleth, Rendsburg, Schacht-Audorf und Kiel sind mehr als 2.000 Arbeitsplätze direkt mit dem Bau von Megajachten verbunden. Hinzu kommen die Zulieferer. Die "Sailing Yacht A" ist dabei nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Wenngleich im Megajachtbau der ganz großen Abmessungen die Lürssen-Werft in Lemwerder und Bremen die Nummer eins ist, sind beim Bau mittelgroßer Jachten bis 100 Meter Länge die Werften in Schleswig-Holstein vorn.
Die zur Lürssen-Gruppe gehörende Kröger Werft hat sich voll auf diese Jachten ausgerichtet. Angeblich sind bei Lürssen mehr als die Hälfte der zwölf bis 2020 in Deutschland in Bau befindlichen Jachtprojekte angesiedelt. Nach dem Bau von Containerschiffen wurde deshalb in Schacht-Audorf die Schiffsreparatur eingestellt. Alle Kapazitäten sind mit dem Bau mittelgroßer Luxusjachten von bis zu 100 Metern belegt. Mitten in der Schiffbaukrise investierte Lürssen in die Vergrößerung eines Schwimmdocks und den Ausbau des Neubauhelgens. Ziel ist es, zwei Megajachten pro Jahr am Standort Schacht-Audorf zu bauen.
Das gilt auch für die Nobiskrug-Gruppe mit Sitz in Rendsburg. Am Stammsitz und bei der Tochter German Naval Yards in Kiel werden ausschließlich Marineschiffe und Luxusjachten gebaut. Rund 1.000 Mitarbeiter sind damit eingebunden. Erst 2000 trat die Nobiskrug-Gruppe mit der Megajacht "Tatoosh" in den Markt ein. Danach entwickelte sie einen Serientyp, der sich individuell anpassen ließ. In diesem Jahr jährt sich die Ablieferung der "Triple Seven" zum zehnten Mal. Mit der Baunummer 777 startete Nobiskrug in Rendsburg 2006 den Einstieg in den erfolgreichen Serienbau von Megajachten. Zehn Projekte folgten seitdem - im Schnitt eins pro Jahr.
Gut läuft es auch für die rund 100 Mitarbeiter der Peters-Werft in Wewelsfleth. An der Stör wurden in den vergangenen Jahren beeindruckende Megajachten für internationale Abnehmer gebaut. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Refit, dem Umbau und der Modernisierung der Jachten. Während die "Sailing Yacht A" des russischen Eigners Andrej Melnitschenko ihren letzten Feinschliff erhält, erfolgt in Kürze die Kiellegung einer weiteren spektakulären Megajacht, wie aus der Werftführung von German Naval Yards verlautet.
Frank Behling
Veröffentlicht am 2. Dezember 2016