Mobilitätsplan Zukunft (MOPZ) für die Hansestadt Rostock

IHK und Wirtschaftsverbände kritisieren das Konzept

Anfang 2017 hat die Hansestadt Rostock den ersten Entwurf des Mobilitätsplanes Zukunft, kurz MOPZ, vorgelegt. Die IHK hat im Anhörverfahren als Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 672 KB) abgegeben. Bei der Überarbeitung sind die Anregungen der IHK jedoch weitgehend unberücksichtigt geblieben. Die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Unternehmerverband, der Handelsverband und der Citykreis haben den MOPZ-Entwurf erneut kritisiert und sich mit einer gemeinsamen Position der Wirtschaft (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 87 KB) an die Fraktionen der Bürgerschaft gewandt.
Der neue Plan wurde im Dezember 2017 durch die Bürgerschaft beschlossen, löst somit das Integrierte Gesamtverkehrskonzept aus dem Jahr 1998 ab und gibt den Rahmen für die Verkehrsgestaltung in der Hansestadt bis 2030 vor.

Was plant die Stadt?

Mit über 100 Maßnahmenvorschlägen will die Stadt vor allem den Umweltverbund stärken. Der Anteil der Rostocker, die mit Rad, Bus und Bahn oder zu Fuß unterwegs sind, soll von derzeit 64 Prozent auf 70 Prozent steigen. Die Maßnahmen reichen von einem Radschnellwegenetz über zusätzliche Haltestellen, Barrierefreiheit und Beschleunigung des ÖPNV bis hin zu einer verbesserten Hafenanbindung, Ergänzungen in der Straßeninfrastruktur und Optimierung der Verkehrssteuerung. Viele Maßnahmen werden durch die IHK positiv bewertet.

Entwicklung in Rostock und Umland

In Frage gestellt werden müssen allerdings die zugrunde gelegten Prognosen zur Verkehrsentwicklung. Die Verkehrsplaner rechnen zukünftig mit einem geringeren Verkehrsaufkommen. Der Trend der letzten Jahre und neue Prognosen zeigen jedoch, Rostock wächst deutlich. Immer mehr Menschen zieht es in die Hansestadt, es entstehen neue Arbeitsplätze und auch der Speckgürtel profitiert. Neue Wohn- und Gewerbeflächen werden benötigt. Mit der Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplanes und einer Gewerbeflächenkonzeption will die Stadt die Voraussetzungen schaffen, um weitere Flächen bereitstellen zu können. Andere Projekte, wie z.B. das Petriviertel, Silohalbinsel, Holzhalbinsel, Rosengarten, Glatter Aal, Weißes Kreuz, Biestow sind bereits konkreter und werden umgesetzt. Das Wachstum der gesamten Region bedeutet aber auch eine Zunahme des Verkehrs. In dieser wichtigen Zukunftsfrage bleibt der MOPZ Lösungen schuldig.

Verkehrsprobleme in Rostock

Aktuell nehmen die Verkehrsprobleme wieder zu. Im morgendlichen Berufsverkehr gehören Staus an den Zufahrten zur Innenstadt, z.B. auf der Rövershäger Chaussee oder der Tessiner Str., inzwischen wieder zum Alltag. Staus kosten nicht nur der Wirtschaft Zeit und Geld, sie belasten auch die Umwelt. Doch wer dazu im MOPZ Antworten erwartet, wird enttäuscht.

Forderungen der IHK

Die IHK setzt sich für ein leistungsfähiges Gesamtverkehrskonzept für alle Verkehrsträger ein. Die einseitige Fokussierung auf den Umweltverbund greift zu kurz. Die Wirtschaft ist auf ein funktionierendes Straßennetz angewiesen. In der Tat liegt Rostock mit einem Anteil im Kfz-Verkehr von nur noch 36 Prozent (sog. ModalSplit) im Vergleich mit anderen Städten bereits weit vorn. Eine weitere Steigerung des Anteils des Umweltverbundes darf das ohnehin recht störanfällige Straßennetz nicht weiter beeinträchtigen.
Die wichtigste Forderung der IHK lautet deshalb: Die Leistungsfähigkeit im Hauptstraßennetz muss erhalten und durch eine optimierte Verkehrssteuerung verbessert werden.
Dazu gehört eine funktionierende Grüne Welle auf wichtigen Hauptachsen, wie z.B. auf der L22 von der Rövershäger Chaussee über die Hamburger Str. bis nach Schutow, der Achse Tessiner Str. – Mühlendamm – Steintor – Ernst-Barlach-Str. –  August-Bebel-Str. – Parkstr., in der Nobelstr. und von der Satower Str. über den Südring – Vögenteich – Am Kanonsberg bis zur Straße Am Strande. Kreuzungen sind oft ein Nadelöhr. Optimierungs- und ggf. Ausbaubedarf sieht die IHK beispielsweise an den Knoten Holzhalbinsel/ Neue Warnowstr., Grubenstr., Werftdreieck, Holbeinplatz, Vögenteich, Mühlendamm/ Neue Warnowstr., Saarplatz und an mehreren Verkehrsknoten am Südring, wie der Erich-Schlesinger-Str..

Erreichbarkeit der Innenstadt

Für den Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus und das Dienstleistungsgewerbe muss die Innenstadt mit allen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein. Dazu gehören ein gutes ÖPNV-Angebot, staufreie Zufahrten und ein angemessenes Parkplatzangebot. Bei der weiteren Entwicklung der Innenstadt muss das Stellplatzangebot mit einbezogen werden. Die Planer wollen dagegen das Angebot an Parkplätzen einschränken und Verkehr vermeiden. So ist beispielsweise vorgesehen, dass Parkflächen die durch städtebauliche Entwicklung des Stadthafens entfallen, nicht ersetzt werden.

Kritik an Maßnahmen

Im MOPZ-Entwurf enthaltene Vorschläge, die den Kfz-Verkehr auf wichtigen Hauptachsen erheblich beeinträchtigen können, sieht die IHK besonders kritisch. Vorgesehen sind zum Beispiel:
  • zusätzliche Ampeln und kürzere Wartezeiten für Fußgänger und Radfahrer im Hauptstraßennetz,
  • Reduzierung einer Fahrspur stadtauswärts auf dem Mühlendamm und Einrichtung eine Busspur stadteinwärts in der Tessiner Straße und auf dem Mühlendamm,
  • zukünftig keine Grüne Welle mehr in der Tessiner Straße,
  • Abschaltung der Grünen Welle zu Nebenzeiten auf der Straße Am Strande im Bereich Stadthafen,
  • Pförtnerampeln als Zuflusssteuerung: Bei schwierigen Verkehrslagen soll der Verkehr bereits an Lichtsignalanlagen am Stadtrand ausgebremst werden und längere Rotphasen erhalten.